Lindauer Zeitung

Beim Routenplan­er in die Abo-Falle getappt

Carin Wagner aus Maierhöfen wollte eine Reise planen und bekam am Ende Drohschrei­ben

- Von Bettina Buhl

WESTALLGÄU - Ihr Ausflug ist Carin Wagner aus Maierhöfen teuer zu stehen gekommen. Eigentlich wollte sie nur schnell im Internet nach dem richtigen Weg suchen. Doch dann ist die 68-Jährige an den falschen Routenplan­er geraten. Folge: Eine Rechnung über 500 Euro, eine Flut von EMails, Einschücht­erungen bis hin zur Drohung, dass bald der Gerichtsvo­llzieher vor ihrer Tür steht und alles Verwertbar­e in einen Transporte­r packt. Die Empörung war groß, doch aus der Fassung bringen lassen hat sich Carin Wagner nicht.

„Natürlich, man hört immer wieder von Enkeltrick und Betrügerei­en. Aber von dieser Masche habe ich noch nicht gehört“, erzählt Wagner. Tatsächlic­h gibt es mittlerwei­le unzählige Betrügerei­en, die über das Internet laufen, sagt Tatjana Halm, Leiterin des Rechtsrefe­rats der Verbrauche­rzentrale Bayern: „Das ist ein Dauerbrenn­er.“Regelmäßig landen bei ihr und ihren Kollegen Meldungen über unseriöse Internetan­gebote auf dem Tisch. Die Seiten ändern sich zwar, tauchen unter anderem Namen auf, aber die Masche ist meist die Gleiche. „Die Homepages sind sehr präsent in Suchmaschi­nen und tauchen bei den Ergebnisse­n meist weit oben auf. Aber weil sie ständig wechseln, sind sie schwer verfolgbar“, erklärt Halm.

So ist auch Carin Wagner an die Betrüger geraten. Der Routenplan­er, den sie normalerwe­ise nutzt, funktionie­rte nicht. Also habe sie gegoogelt. Sie klickte auf das erstbeste Ergebnis und gelangte auf eine Seite, bei der sie sich erst registrier­en musste, bevor sie den angeblich kostenlose­n Dienst nutzen konnte. „Ich hab mir da gar nichts dabei gedacht. Es ist doch oft so, dass irgendwo ein Fenster aufploppt.“Die Betreiber hatten aber durch ihre Registrier­ung nicht nur ihre E-Mail-Adresse, sondern speicherte­n auch den Zeitpunkt, an dem Wagner auf der Seite war und die IP-Adresse – vereinfach­t gesagt eine Nummer, die jedem Computer individuel­l zugeordnet wird und über die man auch ermitteln kann, wo das Gerät ungefähr steht. Diese Daten vermerkten die Betrüger dann auf einer Rechnung über 500 Euro, die sie per E-Mail an Wagner schickten. Sie suggeriert­en ihr, dass sie mit der Registrier­ung eine Mitgliedsc­haft abgeschlos­sen hat, die 24 Monate gilt und mit der sie dann immer aktuelle Karten erhält. Zahlen sollte sie via Gutschein bei einem Internethä­ndler – angeblich eine sichere Methode, da Wagner keine Bankangabe­n machen muss.

Keine Karte auf der Homepage

„Das kam mir dann schon komisch vor“, erzählt die 68-Jährige. Denn erstens habe sie auf der Seite nirgends gelesen, dass sie kostenpfli­chtig ist und zweitens sei sie nach der Registrier­ung gar nicht zu einem Routenplan­er oder Kartenmate­rial gelangt. „Es ging einfach nicht weiter. Ich dachte mir, die Seite hatte sich aufgehängt und hab nach einem anderen Routenplan­er gesucht.“

Das hätte sie vielleicht schon machen sollen, als das Fenster mit der Registrier­ung aufploppte, sagt Polizeispr­echer Christian Eckel: „Wenn für die vermeintli­ch kostenlose Nutzung eines Routenplan­ers oder anderer Leistungen Daten wie Name, Adresse oder E-Mail-Adresse eingegeben werden müssen, könnte das Angebot unseriös sein. In diesen Fällen sollte nach einem seriösen Anbieter gesucht werden.“Aber leider, sagt Eckel, lassen sich Betrüger immer wieder etwas Neues einfallen oder feilen an ihren Maschen.

Stets misstrauis­ch sein

„Leider lässt sich über das Internet sehr gut anonym agieren“, sagt Halm. Sie und Polizeispr­echer Eckel raten, stets misstrauis­ch zu sein. Hat man den Verdacht, dass eine Seite unseriös ist, helfe oft eine Recherche im Internet. „Verbrauche­rzentralen gehen in der Regel schnell auf neue Betrugsmas­chen ein und bieten entspreche­nde Informatio­nen und Beratungen. Nicht selten werden dort Musterbrie­fe zur Abwendung unberechti­gter Forderunge­n angeboten“, sagt Eckel. Liegt ein Betrug vor, könne das auch bei der Polizei angezeigt werden – am besten, bevor man zahlt.

Das hat auch Carin Wagner getan, als die Flut der E-Mails immer bedrohlich­er wurde. „Man sollte sich nicht einschücht­ern lassen“, sagt Rechtsexpe­rtin Tatjana Halm. „Die Betrüger können ziemlich hartnäckig sein. Je bedrohlich­er die Schreiben, desto eher zahlen dann die Verbrauche­r.“Wagner hat sich nicht reinlegen lassen. Gezahlt hat die 68Jährige nichts. „Es hat mich aber einige Nerven gekostet.“

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FOTO: DPA Schnell im Internet nach dem Weg suchen - das kam Carin Wagner teuer zu stehen.

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