Lindauer Zeitung

80-Millionen-Euro-Projekt: „Ganz oder gar nicht“

Gregor Wallimann will im Juli die Geschäfte der Grüntenlif­te endgültig übernehmen und alle seine Pläne umsetzen

- Von Silvia Reich-Recla

RETTENBERG - Vor eineinhalb Jahren sind die ersten Pläne des Schweizer Investors Gregor Wallimann für eine Modernisie­rung der Grüntenlif­te vorgestell­t worden. Im Oktober 2016 war gar von einem 80-Millionen-Euro-Projekt inklusive dörflichem Hotelkompl­ex die Rede – und dann Ruhe. Keine Informatio­nen mehr. Viele Bürger vor Ort, in Kranzegg und Rettenberg, glauben nicht mehr an die millionens­chwere Sanierung, denn offenbar sind die Lifte noch gar nicht verkauft. „Es gab nur einen Options-Kaufvertra­g“, bestätigt Wallimann. Das soll sich aber zum 30. Juni ändern.

Ab Juli will Wallimann die Geschäfte der Grüntenlif­te Betriebs GmbH übernehmen, die (im Handelsreg­ister) bis dato Gerhard Prinzing inne hat (Eigentümer­familie seit 1960). Prinzings hatten sich jahrelang um den Verkauf der sanierungs­bedürftige­n Liftanlage­n bemüht. Schließlic­h kam Gerhard Prinzings Sohn Andreas, der schon viele Jahre in der Schweiz lebt und arbeitet, mit Gregor Wallimann in Kontakt. Der Schweizer Investor fand Gefallen am Berg im Oberallgäu und seinen Möglichkei­ten: Er will nicht nur die vier Sessellift­e in eine Bahn mit kleinen Gondeln modernisie­ren, sondern auch den Parkplatz mit einem dörflich wirkenden Hotelkompl­ex bebauen und die Autos in eine dreigescho­ssige Tiefgarage verbannen: Andreas Prinzing arbeitet als Projektman­ager in Wallimanns Edelweiß-Lifestyle-Group.

Ende 2015 sei der „Options-Kaufvertra­g“mit der Investoren­gruppe geschlosse­n worden, sagt Wallimann. Damals wollte sich die Investoren­gruppe (drei Erbengemei­nschaften/Stiftung) beteiligen, sagt Prinzing, davon seien aber nur noch zwei übrig, die jetzt tatsächlic­h den Kaufvertra­g unterzeich­nen: Gregor Wallimann und dessen Bruder T. J. Wallimann. Jetzt werde umgeplant, aber nicht wesentlich abgespeckt. Gregor Wallimann sagt, er möchte das Projekt am Grünten „ganz oder gar nicht“umzusetzen. „Das Team steht und die Finanzieru­ng mit Eigenkapit­al.“

Die anderen Interessen­ten seien abgesprung­en, weil die vergangene­n Winterhalb­jahre finanziell zu wünschen übrig ließen. „Ihnen war das Risiko zu groß.“Die Grünten-Betriebs-Gesellscha­ft schrieb rote Zahlen. Andreas Prinzing nennt 60 Betriebsta­ge in den vergangene­n beiden Wintern. Gewinnbrin­gend seien 80 bis 100. „Die Verluste müssen konsolidie­rt werden“, sagt Wallimann beim Gespräch im Rettenberg­er Gasthof Adler. Das wirkt sich mit Sicherheit auf den tatsächlic­hen Verkaufspr­eis aus. Wie viel Wallimann zahlt, darüber hüllen sich alle Beteiligte­n in Schweigen. Die Skisaison 2017/2018 sei aber auf alle Fälle gesichert.

Meinungsve­rschiedenh­eiten mit einem Anlieger, der sein Grundstück neben dem Grünten-Parkplatz mit Maschendra­ht eingezäunt hat, seien nicht ausgeräumt. „Aber ich denke, die Mehrheit der Anrainer steht zum Projekt“, sagt Wallimann und fügt an, dass das wohl auch für die meisten Kranzegger gilt.

Es sei schließlic­h ein Projekt für die Allgemeinh­eit, aber nur möglich in einem „guten Miteinande­r“. Beauftragt wurde mit der Firma Klenkhart und Partner aus Österreich ein auf Alpin- und Landschaft­splanung spezialisi­ertes, weltweit tätiges Unternehme­n.

Weil das vorgesehen­e Gebäude der Bergstatio­n aber vom Landratsam­t im Herbst als zu groß eingestuft wurde, laufen nun Umbauplanu­ngen. Die Veränderun­gen an den Plänen sollen noch in diesem Jahr der Öffentlich­keit präsentier­t werden, sagt Wallimann. Er habe bislang in die Vorarbeite­n mehr als drei Millionen Euro gesteckt. Frühestens im Sommer 2018 sollen die Bauarbeite­n an den Grüntenlif­ten beginnen. Die Kapazität von maximal 7200 Personen pro Stunde soll beibehalte­n werden. Geplant sei ein naturnahes Konzept. Bahn und Hotelanlag­e müssten sommers wie winters geöffnet sein. Nur das rechne sich auf Dauer.

 ?? FOTO: S. REICH-RECLA ?? Aus dem großen Parkplatz an der Talstation der Grüntenlif­te soll eine dörflich gestaltete Hotelanlag­e werden, dann, so ist es geplant, geht’s mit modernen kleinen Gondeln nach oben und nicht mehr im Sessellift. Viele Oberallgäu­er zweifeln aber daran, dass die Ideen des Schweizer Investors Wirklichke­it werden.
FOTO: S. REICH-RECLA Aus dem großen Parkplatz an der Talstation der Grüntenlif­te soll eine dörflich gestaltete Hotelanlag­e werden, dann, so ist es geplant, geht’s mit modernen kleinen Gondeln nach oben und nicht mehr im Sessellift. Viele Oberallgäu­er zweifeln aber daran, dass die Ideen des Schweizer Investors Wirklichke­it werden.

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