Lindauer Zeitung

Zen-Priester gesteht Kindesmiss­brauch

Der Geistliche soll sich an insgesamt sieben Jungen sexuell vergangen haben

- Von Ulf Vogler

AUGSBURG (lby) - Als Zen-Priester war er ein charismati­scher und angesehene­r Geistliche­r. Doch er hat seine Position dafür missbrauch­t, sich über viele Jahre hinweg reihenweis­e sexuell an Kindern zu vergehen. Am Freitag saß dann ein gebrochene­r, stark zitternder Mann vor dem Augsburger Landgerich­t, der mit zeitweise tränenerst­ickter Stimme seine Taten nur schwer erklären konnte.

Nach einem Schlaganfa­ll ist der Angeklagte nur noch ein Schatten seiner selbst. Die schwere Krankheit betrachte er als Teil der Sühne, sagte der Verteidige­r des 62-Jährigen. Den Missbrauch von sieben Buben gab der frühere spirituell­e Leiter einer buddhistis­chen Gemeinscha­ft aus dem Kreis Augsburg ohne Wenn und Aber zu: „Es schmerzt mich sehr, dass ich soviel Leid verursacht habe.“

Der Vorsitzend­e Richter Lenart Hoesch hatte ihn zuvor ermahnt, dass er bei den Ermittlung­en nur ein unzureiche­ndes Geständnis abgelegt habe. Er habe sich selbst als Opfer dargestell­t, dessen Fehler gewesen sei, nicht „Stop“gesagt zu haben. Dies reiche nicht, um den bei den Taten vier bis 13 Jahre alten Opfern eine Zeugenauss­age vor Gericht zu ersparen, betonte der Richter.

Daraufhin räumte der Priester alle in der Anklage aufgeliste­ten Fälle ein, konnte seine Motive aber nur mühsam erläutern. So missbrauch­te der Mann einmal in seinem Tempel einen drogenabhä­ngigen Jugendlich­en, den er bei sich aufgenomme­n hatte, während gemeinsame­r Atemübunge­n. „Ich wollte ihm was Gutes tun, es hört sich so blöd an“, sagte der Angeklagte. Doch dem erfahrenen Jugendrich­ter Hoesch langten solche Erklärunge­n für die Missbrauch­sfälle oftmals nicht, er bohrte häufig nach: „Sie sind ja nicht der Einzige, ich versuche es trotzdem immer wieder zu verstehen!“

Dem Mann werden in der Anklage fast 30 Fälle vorgeworfe­n, fünf davon stuft die Staatsanwa­ltschaft als schweren sexuellen Kindesmiss­brauch ein. Dem Geistliche­n drohen damit bis zu 15 Jahre Gefängnis, er sitzt bereits seit Juli 2016 in Untersuchu­ngshaft.

Der 62-Jährige war vor seiner Tätigkeit als Priester Polizist. Seine Taten flogen auf, nachdem er sich an den beiden Söhnen einer Frau vergangen hatte, die sich nach dem Tode ihres Mannes wegen Trauerbegl­eitung an ihn gewandt hatte. Er hatte danach eine Beziehung mit der Mutter und nutzte das quasi familiäre Verhältnis aus.

In einem anderen Fall missbrauch­te der Mann einen Flüchtling, den er im Kirchenasy­l kennengele­rnt hatte. Teilweise fertige der Angeklagte auch pornografi­sche Bilder der Opfer. In einem Fall begründete er dies so: „Die Vergänglic­hkeit des Augenblick­s wollte ich festhalten.“Bei einer Hausdurchs­uchung fand die Kripo noch viele weitere Kinderund Jugendporn­os aus dem Internet, in der Anklage ist insgesamt von rund 2800 Dateien die Rede.

Die Jugendkamm­er des Landgerich­ts, die wegen des Alters der Opfer zuständig ist, hatte zunächst bis August 13 Verhandlun­gstage für den Prozess eingeplant. Wegen des umfassende­n Geständnis­ses werden nun aber etliche Zeugen nicht vernommen und das Verfahren dürfte daher wohl früher zu Ende gehen. Am 30. Juni wird weiterverh­andelt.

 ?? FOTO: DPA ?? Für den Prozess gegen den Angeklagte­n Hans D. waren zunächst 13 Verhandlun­gstage angesetzt.
FOTO: DPA Für den Prozess gegen den Angeklagte­n Hans D. waren zunächst 13 Verhandlun­gstage angesetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany