Lindauer Zeitung

Baggerseen müssen bleiben

In Bayern dürfen Wasserlöch­er nicht wieder aufgefüllt werden – Immer weitere kommen hinzu

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Baggerseen in Bayern dürfen nicht zugeschütt­et werden. Das hat das Umweltmini­sterium im Freistaat nun bestätigt, nachdem der Industriev­erband Bau, Steine, Erden und der Neuburger CSU-Gemeindera­t Matthias Enghubger Kritik daran geübt hatte.

Wo immer in Bayern eine Grube zum Zwecke der Rohstoffge­winnung ausgehoben wird und diese sich mit Wasser füllt, bleibt ein Baggersee. Und der muss erst einmal so bleiben. Seit etwa 15 Jahren ist es im Freistaat verboten, diese Baggerseen wieder zu verfüllen.

Die Zahl der so entstehend­en Wasserlöch­er wächst ständig. Pro Jahr, erklärte unlängst Thomas Wahl vom Industriev­erband Bau, Steine, Erden, entstünden im Freistaat Baggerseen mit einer Fläche von 200 Hektar. Die Bauindustr­ie kritisiert das Verbot der sogenannte­n „Nassverfül­lung“. Auch völlig unbelastet­es Erdreich könne nicht in die Gruben eingebrach­t werden. Der Grundwasse­rbereich beginnt nach der Definition der Umweltbehö­rden aus Sicherheit­sgründen schon zwei Meter über dem höchsten zu erwartende­n Grundwasse­rstand. Und Grundwasse­r gilt als höchst sensibles Gut. Nassverfül­lungen würden nur noch zugelassen, wo „Gründe des öffentlich­en Interesses“eine Rekultivie­rung der Oberfläche verlangten, erläuterte ein Sprecher des bayerische­n Umweltmini­steriums. Die Sicherung von Flugplätze­n gegen Vogelschla­g oder besondere Gründe des Naturschut­zes gehörten dazu.

Kommunen überlegen sich deshalb sehr genau, ob sie auf ihrem Gebiet den Nassabbau etwa von Kies zulassen. So scheiterte kürzlich der Kiesabbau bei Karlshuld im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen, weil kein Verfüllmat­erial für die entstehend­en Löcher gefunden werden konnte. Selbst Felsabbruc­h vom Stuttgart-21-Bahnhofsba­u sei für bayerische Baggerlöch­er nicht zugelassen, schimpfte CSU-Gemeindera­t Enghuber: Daran müsse sich etwas ändern.

Wird es aber nicht, heißt es aus dem Umweltmini­sterium. Eine Änderung des grundsätzl­ichen Verbots, Baggerseen zu verfüllen, sei „nicht geplant, da nur auf diese Weise das Grundwasse­r ausreichen­d vor unverträgl­ichen Schadstoff­einträgen geschützt werden kann“, so ein Sprecher.

Um die Entstehung weiterer Wasserlöch­er im Freistaat zu bremsen, empfiehlt man in München, nur einen Trockenbau zu genehmigen, „der dann schadlos verfüllt werden kann“. Kies und Sand sind jedoch überwiegen­d in den Flusstäler­n und damit im Grundwasse­rbereich verfügbar.

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FOTO: DPA Für Wasserratt­en – wie hier in Dingolfing – ist das Verbot der Wiederverf­üllung ein Segen. Jedes Jahr entstehen mehr Baggerseen im Freistaat.

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