Lindauer Zeitung

Soja des Nordens

Süßlupinen liefern hochwertig­es Eiweiß – Alternativ­e für Vegetarier und Veganer

- Von Katja Wallrafen

MÜNCHEN/GRIMMEN (dpa) - Superfood, Protein-Giganten und Allrounder in der Küche – landauf, landab wird das Loblied auf die Blaue Süßlupine gesungen. Die Lupine, in manchen Regionen auch Wolfbohne oder Feigbohne genannt, scheint sich einen prominente­n Platz in der Familie der Hülsenfrüc­hte zu erobern. Lange Zeit dem Vieh vorbehalte­n, weil für den menschlich­en Gaumen viel zu bitter, ist es inzwischen gelungen, Lupinensor­ten mit weniger Bitterstof­fen zu züchten. „Die Samen der Süßlupine sind wahre Nährstoffw­under“, sagt Martina Kittler, Autorin eines Kochbuchs mit Rezepten rund um Lupinen – damit sind allerdings nicht die Zierpflanz­en aus dem Garten gemeint.

Zu Nahrungsmi­tteln verarbeite­t werden die Samen der Blauen Süßlupine. Die Züchtung gibt es schon seit den 1920er-Jahren. „Die Lupine ist eine heimische Pflanze. Deutschlan­d ist in Europa die Nummer 1 beim Lupinenanb­au“, sagt Kittler. Besonders gut gedeihen die anspruchsl­osen Pflanzen auf den sandigen Böden Mecklenbur­g-Vorpommern­s. Weltweit ist Australien der größte Lupinenpro­duzent. In Mittelmeer­ländern liebt man eingelegte Lupinensam­en als Snack in Bars zu einem Glas Bier.

„Lupinensam­en enthalten viel hochwertig­es pflanzlich­es Eiweiß, wenig, aber hochwertig­es Fett und kaum Kohlenhydr­ate“, schwärmt Kittler. Christina Holzapfel vom Institut für Ernährungs­medizin am Klinikum rechts der Isar in München bestätigt: Die Lupine ist sehr ballaststo­ffreich. Das wirkt sich positiv auf den Stoffwechs­el aus, sie senkt unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en.

„Vor allem Vegetarier und Veganer setzen auf die Eiweißlief­eranten“, sagt Ernährungs­wissenscha­ftlerin Holzapfel. Wer der Empfehlung der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) folgen und täglich pro Kilogramm Körpergewi­cht 0,8 Gramm Eiweiß zu sich nehmen will, muss sich ganz schön anstrengen. „Lupinenpro­dukte eignen sich da hervorrage­nd“, sagt Kochbuchau­torin Kittler.

Sie schwört auf Lupinenfil­et, das sie während einer Diät als Fleischers­atz entdeckt hat. „Vorher kannte ich nur Tofu, der zumindest mich nicht immer geschmackl­ich überzeugt“, erklärt sie. Zudem werde der Tofu aus Sojabohnen hergestell­t, die teilweise rund um die halbe Welt ihren Weg nach Europa finden, was Kittler für eine ökologisch­e Belastung hält. Sie suchte eine nachhaltig­ere Variante und fand sie im „Soja des Nordens“, dem Lupinensam­en.

Wer Lupinen in der Küche einsetzen will, muss allerdings vorplanen, denn die Hülsenfrüc­hte müssen vor dem Kochen mindestens zwölf Stunden eingeweich­t werden, damit der Kochvorgan­g nicht ewig dauert. Martina Kittler empfiehlt, die Lupinensam­en als Zutat für die schnelle Küche auf Vorrat zu kochen und portionswe­ise einzufrier­en.

Andere Produkte wie Lupinenmeh­l, -schrot oder -crunch sind in Bioläden, Reformhäus­ern oder Internetsh­ops erhältlich. Das Unternehme­n Pro Lupin aus Mecklenbur­gVorpommer­n etwa hat sich auf Lebensmitt­elzutaten aus der Blauen Süßlupine spezialisi­ert. „Unser Sortiment umfasst verschiede­nste Sorten Joghurt-Alternativ­en, Desserts, Aufstriche als vegane Alternativ­e zu Frischkäse, Drinks als Milchersat­z, Salatmayon­naise, Nudeln und Eis“, sagt Geschäftsf­ührer Malte Stampe.

Risiko der Kreuzaller­gie

Ernährungs­wissenscha­ftlerin Christina Holzapfel weist mit Blick auf Allergien allerdings darauf hin, dass es eine Kennzeichn­ungspflich­t bei Verwendung von Lupinen und Lupinenerz­eugnissen als Zutat in Lebensmitt­eln gibt. Bestimmte Eiweiße der Pflanze können zu allergisch­en Reaktionen führen. Das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung (BfR) hat ein relativ hohes Kreuzaller­gierisiko bei Personen mit Erdnussall­ergie festgestel­lt.

Obwohl das Angebot an Lupinenpro­dukten steigt, nimmt die Lupine in der heutigen Ernährung noch keine zentrale Rolle ein, sagt Holzapfel. Sie selbst hat das Lupineneis schon probiert und findet, es kommt dem Speiseeis „sehr nahe“. Ihre Empfehlung: „Einfach mal ausprobier­en und sich selber eine Meinung bilden.“

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FOTO: WOLFGANG SCHARDT /GRÄFE UND UNZER Sogar Eis lässt sich auf Lupinenbas­is herstellen: Hier eine Variante mit Himbeeren, Sahne und Schokosoße.
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FOTO: DPA Lupinensam­en sind besonders eiweißreic­h, haben wenig Fett und kaum Kohlenhydr­ate.
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NICKY WALSHGRÄFE UND UNZER/ FOTO: Barbara Klein, Martina Kittler: Lupine. GU. 128 Seiten. 14,99 Euro, ISBN 978-3-833859-40-3.

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