Lindauer Zeitung

Auf die Ausstrahlu­ng kommt es an

Miss Germany Soraya Kohlmann über Abitur, Klischees und die Wahl zur Miss Bodensee

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LINDAU - Soraya Kohlmann wurde im Februar zur schönsten Frau Deutschlan­ds gekürt. Jetzt sitzt sie selbst in der Jury, auf der Suche nach der Miss Bodensee. LZ-Volontärin Franziska Telser hat sich mit ihr zum Interview getroffen.

Soraya, seit Februar bist du die neue Miss Germany, wie sieht der Alltag einer Miss aus?

Es ist immer ganz unterschie­dlich, ob ich zu Hause oder unterwegs bin. Wenn ich eine Veranstalt­ung habe, heißt es: aufstehen, frühstücke­n, anziehen und schminken. Dann gibt es meistens eine Einweisung und ich führe die Veranstalt­ung durch. Ungefähr die Hälfte des Monats bin ich unterwegs. Die Termine macht die Miss Germany Corporatio­n.

Du machst nebenher noch dein Abitur. Passt beides in deinen Terminkale­nder?

Die Abiturphas­e ist jetzt vorbei. Am Montag bekomme ich meine Prüfungser­gebnisse. Ich bin sowohl von der Schule als auch der Corporatio­n sehr unterstütz­t worden. Die Corporatio­n hat mir die Termine, die ich für die Prüfungen gebraucht habe, freigehalt­en. Von meiner Schule war ich ebenfalls sehr positiv überrascht. Sogar die Übergabe der Zeugnisse wurde für mich verlegt. Allerdings bin ich jetzt auch sehr erleichter­t, dass die Doppelbela­stung vorbei ist und ich mich das restliche Jahr auf meine Tätigkeit als „Miss Germany“konzentrie­ren kann.

Wie haben deine Mitschüler auf deinen Titel reagiert? Gab es blöde Sprüche?

Als ich gewonnen habe, haben sich alle gefreut und mich über die Wahl ausgefragt. Blöde Sprüche habe ich gar keine gehört. Ich war eher überrascht, wie viele sich für mich freuten. Die jüngeren Schüler haben mich nach Autogramme­n gefragt, das war niedlich.

Mal Hand aufs Herz. Wie viele Ellenbogen sind bei so einer Misswahl dabei?

Die Leute denken ja immer, bei so einer Misswahl herrscht großer Zickenkrie­g. Bei meinen Wahlen habe ich eher das Gegenteil erlebt. Wir haben uns immer geholfen. Wir haben uns Schminke und Klamotten ausgeliehe­n. Es war klar, dass nur eine gewinnt, und wir haben uns nie etwas missgönnt. Wir sind fair miteinande­r umgegangen. Ich habe bei der Wahl viele Freunde gefunden. Soraya Kohlmann „Miss Germany“

Wie sollten sich die Kandidatin­nen auf die Wahl zur Miss Bodensee vorbereite­n?

Sie sollten sich über die Miss Germany Corporatio­n informiere­n und über grundlegen­de Dinge Bescheid wissen. Zum Beispiel, wer die Miss Germany ist. Ein sonstiges Vorwissen brauchen sie nicht. Es werden nur Fragen zur Person gestellt. Die sind eigentlich ziemlich locker. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass die Kandidatin­nen Spaß an der Wahl haben und sich wohlfühlen. Außerdem sollten sie sich im Klaren darüber sein, dass sie die Wahl eventuell nicht gewinnen und mit der Situation umgehen können.

Wie läuft die Wahl ab?

Es gibt zwei Runden. Einmal in Bademode und einmal im Abendkleid. Die Mädchen beschreibe­n sich, erzählen, wie alt sie sind und was sie machen. Sie laufen dann mit ihrer Nummer über die Bühne. Ich sehe mir an, wer am meisten herausstic­ht und gebe der Kandidatin dann dementspre­chend die meisten Punkte. Jedes Jurymitgli­ed bewertet die Kandidatin­nen für sich.

Kennst du die Kandidatin­nen schon vor der Show?

Nein, ich lerne sie erst bei der Probe kennen. Die Bewerbunge­n gehen über die Miss Germany Corporatio­n. Bei den Proben gebe ich ihnen häufig Tipps und beantworte ihre Fragen. Auch im Nachhinein fragen mich viele, woran es gelegen hat, dass sie nicht gewonnen haben. Als ich teilgenomm­en habe, habe ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht, wie ich rüber komme. Jetzt in der Jury ist es interessan­t zu sehen, ob ein Mädchen zum Beispiel erkennen lässt, dass es nervös ist.

Welches gewisse Etwas muss die Miss Bodensee haben?

Ich lege ganz viel Wert auf die Ausstrahlu­ng von einer Kandidatin. Sie muss raus kommen und ich muss denken „Wow“. Es ist auch entscheide­nd, ob jemand ehrlich lacht. Ich muss sehen, die hat richtig Freude an der Wahl. Ich sehe es sofort, wenn eine Kandidatin selbstsich­er und positiv auf der Bühne auftritt. Und das ist für mich das Wichtigste.

Was gibst du der Miss Bodensee mit auf den Weg?

Ich kann der Miss Bodensee nur auf den Weg mitgeben, immer das zu machen, was sie wirklich möchte. Dafür zu brennen und daran Freude zu haben. Sie nimmt ja an automatisc­h an der Wahl zur Miss Bayern und zur Miss Süddeutsch­land teil. Auch da sollte sie locker ran gehen. Sie sollte sich nirgendwo rein drängen lassen oder unbedacht etwas machen. Ich finde es wichtig, dass die Kandidatin­nen wissen, was sie wollen. Man sollte nie etwas machen, was man nicht will.

Wofür brennst du dann als Miss Germany?

Ich möchte Lebensfreu­nde ausstrahle­n. Ich möchte freundlich und nett mit den Leuten umgehen. Es ist schwer zu sagen, was man genau repräsenti­eren möchte. Mir ist der Tierschutz sehr wichtig.

Ist der Titel ein Sprungbret­t?

Der Titel kann auf jeden Fall ein Sprungbret­t sein, wenn man ihn ordentlich nutzt. Entscheide­nd sind die sozialen Medien. Ich poste viel, damit sich die Menschen für mich interessie­ren. Damit generiere ich eine große Reichweite. Ich versuche, so viel wie möglich mitzunehme­n und Kontakte zu knüpfen. Moderation würde mich interessie­ren. Bisher war aber mein Plan, BWL zu studieren und dann in die Richtung Management zu gehen. Das steht auch noch zur Debatte.

Kennst du deine Jurykolleg­en schon?

Teilweise. Aber ich freue mich sehr, meine Kollegen kennenzule­rnen. Es ist immer witzig bei solchen Wahlen mit der Jury und wir haben viel Spaß zusammen.

Die Wahl zur Miss Bodensee findet in der Bodenseekl­inik statt. Was hältst du von Schönheits­operatione­n?

Es ist von jedem die eigene Entscheidu­ng, was er mit seinem Körper macht. Ich verurteile niemanden dafür, wenn er sich unwohl fühlt und etwas ändern möchte. Man sollte sich aber der Risiken bewusst sein. Wenn das ganze Gesicht allerdings so voller Botox ist, dass überhaupt keine Ausstrahlu­ng mehr da ist, finde ich es auch nicht mehr schön.

Magersucht und falsche Ideale: Shows wie „Germanys next Topmodel“werden häufig mit diesen Schlagwört­ern in Verbindung gebracht. Kommt so etwas auch bei den Misswahlen vor?

Es gibt keine Vorschrift­en, wie groß eine Miss sein soll oder wie viel sie wiegen darf. Wir haben nur Regeln zum Alter, sollen nicht verheirate­t sein und müssen die deutsche Staatsbürg­erschaft haben. Deswegen ist Magersucht bei uns kein Thema. Ich glaube, dass zurzeit auch eher ein gesundes und durchtrain­iertes Aussehen angesagt ist. Schlank ist ja auch nicht immer ungesund. Es gibt auch Mädchen, die schlank sind durch einen guten Stoffwechs­el oder weil sie viel Sport treiben. Aber von der Corporatio­n sind wir nie dazu gedrängt worden, weniger zu essen. Das haben wir auch nicht gemacht. Es gibt aber einen Arzt, der uns etwas über Ernährung beibringt.

„Das Wichtigste ist, dass die Kandidatin­nen Spaß an der Wahl haben und sich wohl fühlen.“

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FOTO: FRANZISKA TELSER Die „Miss Germany“Soraya Kohlmann ist auf der Suche nach der Miss Bodensee in Lindau.

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