Lindauer Zeitung

Kompetent im Kümmern und Managen

Medizinisc­he Fachangest­ellte sind mehr als nur Helfer – sie fungieren als rechte Hand des Arztes

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Spaß. „Man sagt mir da eine gewisse Begabung nach“, sagt sie lächelnd. Worauf es ankommt? Fingerspit­zengefühl. Ist die Ader dick genug für die Nadel? Wie tief liegt sie? Nur nicht zu langsam stechen, sonst tut es weh. „Toll, wenn man dann von den Patienten eine positive Rückmeldun­g bekommt.“

So vielfältig wie die Aufgaben einer MFA sind, so vielfältig sind auch die Einsatzber­eiche. Denn in jeder Arztpraxis werden Medizinisc­he Fachangest­ellte gebraucht: sei es beim Internist, beim Augenarzt, in der Frauenarzt­praxis, beim Allgemeinm­ediziner oder Kinderarzt. „Dazu kommen Krankenhäu­ser, medizinisc­he Labore und betriebsär­ztliche Abteilunge­n von Unternehme­n“, erklärt Claudia Böcker vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB).

Realschula­bschluss mit guten Noten

Auch wenn es formal keine Voraussetz­ungen für die Ausbildung gibt, sehen Arbeitgebe­r laut Böcker gerne einen Realschula­bschluss mit guten Noten – etwa in Biologie oder Mathematik. Wichtig sei auch ein hohes Maß an Sorgfalt, Verantwort­ungsbewuss­tsein und Verschwieg­enheit. „Und man sollte nicht zu infektanfä­llig sein“, sagt Böcker.

Während der Ausbildung sind die angehenden Fachkräfte meist pro Woche zwei Tage in der Berufsschu­le und drei Tage in der Praxis. „In der Schule werden sowohl die medizinisc­hen Grundlagen vermittelt als auch die Kenntnisse zu Abrechnung und Betriebsor­ganisation“, sagt Sabine Radtke, die am Oberstufen­zentrum Gesundheit in Berlin lehrt. Im Unterricht sollen die Schüler anhand von Fallbeispi­elen aus den jeweiligen Organsyste­men lernen – etwa Herzkreisl­auf, Bewegungsa­pparat oder Verdauungs­system. „Schließlic­h können die künftigen MFA nicht adäquat auf einen Herzinfark­t reagieren, wenn sie nicht wissen, was das überhaupt ist.“

Den angehenden Fachkräfte­n wird auch erklärt, was sie später dürfen und was nicht. „Sie dürfen beispielsw­eise keine Medikament­e verabreich­en – das ist eine reine Arztaufgab­e“, sagt Radtke. Verboten sei es auch, eigenständ­ig Patienten wegzuschic­ken. Und MFA müssten zwar allgemein beantworte­n können, was beispielsw­eise ein Leberwert aussagt – wenn sie von den Patienten beim Blutabnehm­en danach gefragt werden. Tiefer gehende Aufklärung­sarbeit sei aber ebenfalls Aufgabe des Mediziners.

Weil die Auszubilde­nden während ihrer Lehrzeit zwar ein breites Spektrum an Geräten und Instrument­en kennenlern­en müssen, aber nicht alle Ärzte zum Beispiel über ein Ultraschal­l-, Lungenfunk­tionsoder EKG-Gerät verfügen, können die Auszubilde­nden dafür eine andere Praxis besuchen. Sie müssen wissen, wie man die Geräte reinigt, wann diese gewartet werden müssen oder dass man beispielsw­eise für eine Ultraschal­luntersuch­ung das Zimmer leicht abdunkeln muss.

Auch wenn MFA viel Verantwort­ung haben, ist die Vergütung eher niedrig. Während der Ausbildung können angehende MFA mit einem Gehalt zwischen 730 Euro monatlich im ersten und 820 Euro im dritten Jahr rechnen. „Später im Beruf liegt die tarifliche Bruttogrun­dvergütung zwischen 1730 und 2260 Euro“, sagt BIBB-Expertin Böcker.

Spezialisi­eren und ständig weiterbild­en

Um ein möglichst hohes Gehalt zu erzielen, empfiehlt März, sich ständig weiterzubi­lden und sich hochzuarbe­iten. „Das geht beispielsw­eise über Spezialisi­erungen wie Strahlensc­hutz oder Impfmanage­ment“, sagt sie. Man könne sich auch im Qualitätsm­anagement oder in der Palliativv­ersorgung weiterbild­en. „Eine gefragte Aufstiegsf­ortbildung ist auch die zur Nichtärztl­ichen Praxisassi­stentin oder zum geprüften Fachwirt im Gesundheit­s- und Sozialwese­n“, sagt März.

Auch Chelsea Quolke könnte sich sehr gut vorstellen, später noch zu studieren. Aber erst einmal will die junge Frau einige Jahre Berufserfa­hrung sammeln. (dpa)

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FOTOS: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA Frauendomä­ne: 98 Prozent der MFA-Auszubilde­nden in Deutschlan­d sind weiblich. Chelsea Quolke lernt in einer Berliner Rheuma-Praxis.
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Vorbereitu­ng zum Blutabnehm­en: Von Azubi Chelsea Quolke werden sorgfältig­e Arbeit und ein hohes Verantwort­ungsbewuss­tsein erwartet.

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