Lindauer Zeitung

In Achberg ist die Sau los

Jäger Anton Manz hat mit einer Wildschwei­nplage zu kämpfen

- Von Franziska Telser

ACHBERG

- Die stark ansteigend­e Zahl von Wildschwei­nen bereitet Jägern wie Anton Manz aus Achberg zunehmend Schwierigk­eiten. Auf der Suche nach Nahrung pflügen sie Wiesen um und hinterlass­en große Schäden in den Maisfelder­n. Die Tiere leben wie im Schlaraffe­nland.

„Die Lebensbedi­ngungen für die Schweine haben sich enorm verbessert“, sagt Manz. Der Jäger sitzt auf seinem Hochsitz und überwacht sein Gebiet. Gute Nahrungsan­gebote, wie Mais im Sommer oder sehr viele Eicheln und Bucheckern im Winter, seien der Grund für die ansteigend­e Population. Wegen der guten Fütterung würden die Tiere mehr Jungen werfen. „Vor drei Wochen habe ich sieben Bachen mit 25 Frischling­en gesehen“, erzählt Manz. Bachen, das seien die Muttertier­e, erklärt der Jäger. Frischling­e sind neu geborene Schweine.

Erst im März seien die Frischling­e zur Welt gekommen. Deswegen schießt Manz von Februar bis Mitte Juni nicht auf die ausgewachs­enen Schweine. Zu groß sei die Gefahr, dass er eine Bache trifft und ihre Frischling­e verhungern. „Die Tiere befinden sich in der Schonzeit“, sagt Manz. Frischling­e und sogenannte Überläufer, Schweine im zweiten Lebensjahr, schießt er aber das ganzen Jahr.

Die rapide ansteigend­e Zahl der Borstentie­re ist für die Landwirtsc­haft ein großes Problem. Die Tiere verwüsten die Felder der Bauern auf verschiede­ne Weise. „Im Frühjahr wühlen sie die Felder und Wiesen um“, sagt Manz.

Im Hochsommer, wenn der Mais in die Milchreife kommt, gehen die Tiere dann gezielt auf die Felder. Hier würden sie die Stängel der Pflanzen umbrechen und die Kolben fressen. „Die legen mitunter ein ganzes Feld flach“, sagt Manz. Wenn die Schweine in seinem Gebiet ein Feld verwüsten, muss Manz zum Teil für die Schäden mit aufkommen. Deshalb versuche er, durch einen Elektrozau­n die Schweine von den Feldern fernzuhalt­en. Nur koste das eben auch wieder Geld und Arbeitszei­t.

Die Population zu reduzieren ist nicht leicht

Überhaupt fällt es Manz nicht leicht, die Population der Borstentie­re in seinem Gebiet zu reduzieren. „Die Schweine kommen erst bei Dämmerung raus und sind sehr scheu und schnell“, sagt er. Er brauche gutes Licht für die Jagd, am besten würden sich Nächte bei Vollmond eignen. Der sei aber manchmal verdeckt, von Wolken bei schlechtem Wetter. Manchmal warte er mehrere Tage. Nur jeder zehnte bis fünfzehnte Ansatz sei ein Treffer. „Die Jagd ist wirklich nicht leicht“, sagt Manz. Ein weiteres Problem seien Fußgänger mit Hunden und Jogger. Manchmal begegne ihm nachts sogar jemand mit Stirnlampe. „Das stört die Tiere enorm“, sagt Manz. Auch mit Mountainbi­kern habe der Jäger so seine Probleme. Die würden häufig abseits von den ausgeschil­derten Wegen fahren. Er würde die Leute dann darauf ansprechen, ob sie wüssten, dass sie die Tiere und die Jagd immens stören. Nicht selten bekomme er unfreundli­che Antworten.

In diesem Jagdjahr hat Manz erst einen männlichen Überläufer geschossen. 43 Kilogramm war er schwer. Manz schlachtet und zerteilt das Tier selbst. Dann verkauft er es an die umliegende­n Wirtschaft­en. Auch dabei muss er verschiede­ne Auflagen beachten. „Der Wirtschaft­skontrolld­ienst überprüft regelmäßig das Fleisch“, sagt Manz. Es dürfte zum Beispiel keinen höheren Wert als 600 Becquerel pro Kilogramm aufweisen. Die Schweine in den Wäldern sind noch von Tschernoby­l radioaktiv verseucht. Im letzten Jahr konnte er vier Schweine nicht verkaufen, weil sie einen zu hohen Wert aufwiesen.

Jeden Abend geht Manz hinaus in sein Revier. Er kontrollie­rt dann, ob die Schweine Schäden in den Feldern hinterlass­en haben. Danach setzt er sich in seinen Hochsitz und wartet auf die Dämmerung. Wartet bis die Schweine aus dem Wald kommen.

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FOTO: PRIVAT Im Sommer brechen die Schweine die Stängel um und fressen die Maiskolben.
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FOTO: PRIVAT Anton Manz muss zum Teil für die von den Schweinen verursacht­en Schäden aufkommen.

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