Alles außer Fußball
Steueraffäre und Rekordablöse bestimmen die Schlagzeilen um Cristiano Ronaldo – Kein Tor beim ersten Spiel
MADRID (SID/dpa/fil) - Am Sonntagabend hob sich für Cristiano Ronaldo erstmals der Vorhang auf der Confed-Cup-Bühne im russischen Kasan. Beim 2:2 der Portugiesen gegen Mexiko wurde er Zeuge des ersten per Videobeweis aberkannten Tors bei einem Turnier der FIFA. In der 21. Minute hatte Ronaldo an die Latte geschossen, Nani hatte den Abpraller zum 1:0 verwertet. Doch ehe Ronaldo an den Ball kam, waren mehrere Portugiesen im Abseits gestanden, wie die Videoschiedsrichter korrekterweise feststellten. Das – reguläre – 1:0 durch Ricardo Quaresma legte der Weltfußballer in der 34. Minute dann herrlich auf.
Nach dem Spiel schwänzte er dann aber. obwohl zum Spieler des Spiels gekürt, die obligatorische Pressekonferenz. Laut der FIFA, weil er medizinisch behandelt wurde. Oder vielleicht doch eher, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen? Nur um Fußball geht es bei Ronaldo ja seit einigen Tagen schon nicht mehr.
Nach der Anklage in Spanien wegen Steuerhinterziehung und nach den anhaltenden Meldungen um Ronaldos – angeblichen oder realen – Wechselwunsch, überschlagen sich die Spekulationen um die Zukunft des 32-Jährigen. Selbst die skurrilsten Wendungen scheinen nun erlaubt. Etwa das von der „Gazzetta dello Sport“hervorgebrachte Gerücht, dass der FC Bayern München gesteigertes Interesse an einer Verpflichtung des teuersten und momentan umstrittensten Spielers des Planeten haben solle.
„Es gibt kein Zurück, ich verlasse Real“, zitierte das Real-nahe Blatt „Marca“den Portugiesen, gegen den in Spanien Anklage wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 14,7 Millionen Euro erhoben wurde. Ronaldo soll darüber erzürnt sein und sich bei Real Madrid nicht mehr wohlfühlen, weil er Rückendeckung vermisst. So die Interpretation von „Marca“und anderen. Was nun Bayern damit zu tun haben soll? Nun, CR7 und Trainer Carlo Ancelotti verstanden sich einst ja gut bei Real, wieso also nicht auch in München? Und hatte nicht Präsident Uli Hoeneß nicht davon gesprochen, „Granaten“holen zu müssen, falls man den Kader der Münchner verstärken wolle? Stimmt schon. Aber verrückte Sachen hatten die Bayern-Bosse in der Vergangenheit immer wieder ausgeschlossen – auch vor Wochen auf dem Rathausbalkon. Für einen Spieler werde man nicht 100 Millionen an Transferausgaben haben, sagte der Präsident. Ronaldo dürfte 200 Millionen Euro Ablöse und ungefähr 50 Millionen Euro Gehalt pro Jahr kosten. Ronaldo soll zudem einen Vierjahresvertrag verlangen. Ein zu verrückter Deal für Bayern. Zumal man in München gerade erst eine Steueraffäre eines Protagonisten hinter sich hat. Immerhin: Sogar die „Gazzetta dello Sport“weist in ihrer fantasiereichen Geschichte darauf hin, dass Ronaldo das Gehaltsgefüge der Bayern sprengen würde.
Doch wohin könnte Ronaldo wirklich wechseln? Die immer wieder genannten Paris St. Germain, Club von Weltmeister Julian Draxler und Torwart Kevin Trapp, sowie der englische Rekordchampion und Ronaldos Ex-Club Manchester United scheinen logischere Kandidaten zu sein. Der AC Milan gehört neuerdings chinesischen Investoren, unterhält auch beste Beziehungen zu Ronaldo-Berater Jorge Mendes, winkte bei den aktuell gehandelten Summen aber bereits ab. „Wir sind jederzeit bereit, mit Real-Präsident Florentino Perez über Ronaldo zu sprechen“, sagte Milans Sportdirektor Massimiliano Mirabelli am Wochenende, „aber nicht zu dem Preis von 400 Millionen Euro.“Auf einen Wechsel ins Fußballentwicklungsland China dürfte Ronaldo keine Lust haben.
Real-Präsident Florentino Perez will allerdings alles unternehmen, damit Ronaldo, der sich zu Unrecht von den Behörden verfolgt sieht, seinen Vertrag bis 2021 erfüllt.