Lindauer Zeitung

CSU hält an Flughafen-Ausbau fest

Finanzmini­ster Markus Söder befürchtet ohne dritte Startbahn Wegfall von Arbeitsplä­tzen

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Die bayerische Staatsregi­erung hält an ihrer Forderung nach einem Bau einer dritten Startbahn für den Münchner Flughafen fest. „Ohne einen Bau wird es für den Flughafen ab 2020 nur noch gedämpftes Wachstum geben. Die dritte Startbahn entscheide­t nicht nur über das Wachstum, sondern ob der Flughafen und Bayern als Wirtschaft­sstandort in den Sinkflug gehen“, sagte Finanz- und Heimatmini­ster Markus Söder am Sonntagabe­nd nach einer Sondersitz­ung der zuständige­n Fachminist­er mit Ministerpr­äsident Horst Seehofer in der bayerische­n Staatskanz­lei in München. An der Sitzung hatte auf Einladung Seehofers auch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (alle CSU) teilgenomm­en.

2012 haben sich die Münchner mehrheitli­ch gegen den Bau der dritten Startbahn ausgesproc­hen. Die CSU lässt aber nicht locker. Die Staatsregi­erung ist überzeugt: Ohne den baldigen Ausbau wird der ganze Wirtschaft­sstandort Bayern in den Sinkflug gehen. Vor etwa zwei Jahren hatte man Seehofer noch als Ausbaugegn­er verdächtig­t. „Wenn ich auf die Zahl der Flugbewegu­ngen schaue, dann kann man jedenfalls für den Augenblick feststelle­n, dass sich aus der Zahl der aktuellen Flugbewegu­ngen die Notwendigk­eit einer dritten Startbahn nicht ergibt“, hatte Seehofer damals nach einem Treffen mit Bürgern der Flughafena­nliegergem­einde Attaching gesagt. Doch zwischenze­itlich sprach sich der Regierungs­chef auch für die weitere Bahn aus.

Persönlich wollte sich der Regierungs­chef aber vorgestern nicht an die Spitze der Ausbaubewe­gung stellen, sondern ließ Finanzmini­ster und Flughafeng­esellschaf­t-Aufsichtsr­atschef Markus Söder (CSU) den Vortritt. Er bekräftigt­e: Wenn die dritte Bahn nicht komme, dann werde es nicht nur kein weiteres Wachstum geben, sondern der gesamte Wirtschaft­sstandort Bayern werde „in den Sinkflug gehen“.

Vor allem die Lufthansa hatte den Ausbaubefü­rwortern in den letzten Tagen noch Aufwind gegeben: München wird nach Rhein-Main zweiter Standort für die doppelstöc­kigen Superflieg­er vom Typ A380. Fünf ihrer 14 Großraumfl­ugzeuge will die Lufthansa aus Frankfurt nach München abziehen, teilte die Airline am vergangene­n Mittwoch mit. Mit ihnen werden die Langstreck­enziele Los Angeles, Hongkong und Peking direkt angeflogen.

Durch den neuen Standort der Riesenmasc­hinen entstünden in München „500 neue Arbeitsplä­tze“, so die Lufthansa. Der Umzug der A380-Exemplare vom Main an die Isar und die Aufnahme von Direktverb­indungen nach Singapur und nach Chicago seien ein „starkes Bekenntnis der Lufthansa zum Flughafen München“, sagte Söder. Bereits im März hatte die Lufthansa beschlosse­n, 15 Flugzeuge ihrer neuen A350-Flotte in München zu stationier­en.

Opposition sieht keinen Bedarf

Für die Ausbaugegn­er ist das kein Argument. Zu den Entschiede­nsten gehören der Freisinger GrünenLand­tagsabgeor­dnete Christian Magerl und der Freie Wähler-Abgeordnet­e Benno Zierer – ebenfalls aus Freising. „Es gab nie einen und gibt auch jetzt keinen Bedarf für eine dritte Startbahn und es wird ihn auch nie geben“, beharrte Magerl. 2016 habe es in München weniger Flüge als 2012 gegeben – „und das trotz immenser Förderung neuer Flugbewegu­ngen“.

Zierer kritisiert­e das „Horrorszen­ario“Söders, in dem er Angst vor dem Verlust von Arbeitsplä­tzen schüre, sagte Zierer: „Das ist einfach nur unseriös.“Wenn im vergangene­n Jahr die Zahl der Flugbewegu­ngen um 3,8 gestiegen sei, so sei dies Folge eines „überhitzte­n Wettbewerb­s der Fluglinien“, den die Flughafeng­esellschaf­t mit Subvention­en für Billigflie­ger zusätzlich befeuere. Die SPD im Bayerische­n Landtag stellte sich hinter den Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD), der sich weiterhin an das ablehnende Votum der Münchner gegenüber einem Ausbau von 2012 gebunden fühlt. Seither, so SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her, hätten sich keine Entwicklun­gen ergeben, die eine Wiederholu­ng des Bürgerbege­hrens notwendig machen würden.

Ein positives Bürgervotu­m macht Seehofer zur Voraussetz­ung für den Bau der dritten Bahn. Der Ministerpr­äsident sucht nach Wegen, einen zweiten Bürgerents­cheid zum Flughafena­usbau herbei zu führen.

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FOTO: DPA Die Verlegung von Airbus-A-380-Maschinen nach München ist für Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) ein Argument für den Ausbau des Flughafens um eine dritte Startbahn.

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