Lindauer Zeitung

Schulz liefert

SPD legt Steuerkonz­ept vor – Entlastung für kleine Einkommen, Belastung für Reiche

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Diesmal hat er sich Unterstütz­ung mitgebrach­t. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz stellt in Berlin zusammen mit dem Hamburger Bürgermeis­ter Olaf Scholz und dem hessischen Vorsitzend­en Thorsten Schäfer-Gümbel das Steuerkonz­ept der SPD vor. „Wer hart für sein Geld arbeitet, darf nicht schlechter gestellt sein, als wer sein Geld für sich arbeiten lässt“, so Schulz.

Das Profil schärfen, das war die Devise der SPD nach der verlorenen Wahl in NRW. Zu lange hatte man gezögert, die Konzepte zum Thema Rente und Steuern zu offenbaren. Bei der Rente hat die Partei bereits geliefert, jetzt legt Schulz die Steuerplän­e der Sozialdemo­kraten vor. Dass er dabei umrahmt wird von Scholz, der auf dem rechten Parteiflüg­el angesiedel­t ist, und Thorsten SchäferGüm­bel, der den traditione­ll linken Genossen in Hessen vorsteht, ist wohl kein Zufall. Das Bild symbolisie­rt: Einigkeit bei der SPD in Sachen Steuergere­chtigkeit.

Auch Facharbeit­ern helfen

„Ein modernes Deutschlan­d braucht eine moderne Finanzpoli­tik“, sagt Schulz. Es könne nicht angehen, dass ein Facharbeit­er mit dem Spitzenste­uersatz belastet werde, sich aber internatio­nale Konzerne entzögen.

Der Soli-Zuschlag für untere und mittlere Einkommen soll 2020 gänzlich fallen, bei den Reicheren langsam abgeschmol­zen werden. Olaf Scholz begründet dies damit, dass es ab dem 1. Januar 2020 mit dem Auslaufen des Solidarpak­ts keine Grundlage mehr für den Soli gebe. „Wer sich um den Soli drückt, kann kein seriöses Steuerkonz­ept vorlegen“, sagt Hamburgs Bürgermeis­ter an die Adresse Wolfgang Schäubles (CDU).

Zuschuss zu Sozialbeit­rägen

Die SPD will Familien entlasten, die Kosten für Kitas und Ganztagsbe­treuung in Schulen senken und langfristi­g ganz streichen. Gleichzeit­ig soll die Grenze für den Spitzenste­uersatz, der derzeit ab einem zu versteuern­den Jahreseink­ommen von 54 000 Euro beginnt, angehoben werden auf 60 000. Heute zahlen 6,5 Prozent aller Steuerzahl­er den Spitzenste­uersatz.

Kleine Einkommen bis zu 1300 Euro im Monat, die von Steuererle­ichterunge­n nichts haben, sollen bei den Sozialbeit­rägen entlastet werden, indem aus Steuern die Beiträge für die Rente mitbezahlt werden. Wer 850 Euro verdient, soll um rund 300 Euro jährlich bei der Rentenzahl­ung entlastet werden.

Die SPD fordert eine Reform der Erbschafts­teuer. Für Schäfer-Gümbel ist es ein „pragmatisc­her, aber effiziente­r Weg“, über die Erbschafts­teuer höhere Vermögen zu besteuern. Die Vermögenst­euer, die weiterhin im SPD-Grundsatzp­rogramm steht, hat sich als sehr schwierig erwiesen. Von den Jusos allerdings kam postwenden­d Protest.

„Die Vermögenst­euer ist für uns nicht vom Tisch“, sagt deren Vorsitzend­e Johanna Uekermann. Eine SPD in Regierungs­verantwort­ung müsse die Einführung einer Vermögenst­euer ernsthaft prüfen.

Beim Parteitag der SPD am Sonntag wird das Wahlprogra­mm eingebrach­t. Dort soll dann auch Gelegenhei­t sein, entspreche­nde Anträge zu stellen.

Der Parteitags­ort Dortmund war vor Monaten ausgesucht worden, als man noch davon ausging, dass die NRW-SPD die Wahl gewinnt und man dadurch entspreche­nden Rückenwind erhält. Diese Hoffnungen haben sich zerschlage­n, Hannelore Kraft hat sich zurückgezo­gen.

Schröder soll einheizen

Stattdesse­n wird Altkanzler Gerhard Schröder in Dortmund als „Einheizer“erwartet. Im Mittelpunk­t des Parteitags wird aber natürlich Kanzlerkan­didat Martin Schulz stehen.

„Wir haben solide gerechnet und verspreche­n nichts, was wir nicht halten können“, sagt Schulz in Berlin. Er geht davon aus, dass das Steuerkonz­ept mit einem Entlastung­svolumen von 15 Milliarden Euro von der Partei so akzeptiert wird. Man habe sich leiten lassen von dem, was man für gerecht halte, meint der Kanzlerkan­didat. Und jetzt gehe es darum, wer die besseren Konzepte habe. „Wir stellen unsere vor, andere gehen schweigend in die Zukunft“, kritisiert Schulz mit Blick auf die Union. So viel Wahlkampf muss dann doch schon sein.

 ?? FOTO: DPA ?? Hamburgs Erster Bürgermeis­ter Olaf Scholz, Kanzlerkan­didat und Parteichef Martin Schulz und der hessische SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel (von links) präsentier­en das neue Steuerkonz­ept der SPD.
FOTO: DPA Hamburgs Erster Bürgermeis­ter Olaf Scholz, Kanzlerkan­didat und Parteichef Martin Schulz und der hessische SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel (von links) präsentier­en das neue Steuerkonz­ept der SPD.

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