Lindauer Zeitung

Linksextre­misten legen Zugverkehr lahm

Bahnanlage­n wurden mutmaßlich durch Gegner des kommenden G20-Gipfels in Hamburg angegriffe­n – Krawalle im Juli befürchtet

- Von Tobias Schmidt

BERLIN - Nichts geht mehr im Berliner Nahverkehr. Auch in Hamburg, Köln, Dortmund und Leipzig herrscht am Montagmorg­en Chaos, bleiben Züge stecken und stauen sich die Autos auf den überlastet­en Straßen: 13 Brandansch­läge auf Bahnanlage­n sind der Grund, gelegt mutmaßlich von Linksextre­misten.

Kabel wurden angezündet, Feuer in Schächten gelegt. Ein anonymes Bekennersc­hreiben wird geprüft, der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschu­tz hat die Ermittlung­en übernommen. Noch ist nichts bestätigt, doch passt das Muster zu früheren Sabotageak­ten und lässt Sicherheit­sexperten befürchten, die Anschläge seien ein Vorgeschma­ck auf Krawalle rund um den G20-Gipfel in knapp drei Wochen.

„Natürlich ist es auffällig, dass es an so vielen Knotenpunk­ten der Bahn Anschläge gegeben hat. Dazu kommt die zeitliche Nähe zum bevorstehe­nden G20-Gipfel in Hamburg“, sagte Oliver Malchow, Bundesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei, der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Da könnte es Verbindung­en geben. Jetzt muss mit Hochdruck an der Aufklärung dieser 13 Anschläge gearbeitet werden.“

Immer wieder sind internatio­nale Spitzentre­ffen Zielscheib­e gewaltbere­iter linker Gruppen und Globalisie­rungsgegne­r geworden. Der letzte G7-Gipfel unter deutschem Vorsitz vor zwei Jahren war extra ins abgeschied­ene Schloss Elmau in den Alpen verlegt worden. Diesmal kommen mit US-Präsident Donald Trump, Russlands Präsident Wladimir Putin und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan gleich drei besonders polarisier­ende Politiker zum G20-Treffen.

Seit Monaten bereiten sich die G20-Gegner auf Proteste in Hamburg vor. Die konzertier­ten Brandansch­läge seien durch „unkonventi­onelle Spreng- und Brandvorri­chtungen“verursacht, erklärte ein Sprecher von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU). „Das hat nichts mehr mit Globalisie­rungsund Gesellscha­ftskritik zu tun, das ist einfach nur hoch kriminell und erfordert eine harte Bestrafung“, sagte Sachsens Innenminis­ter Markus Ulbig (CDU), Vorsitzend­er der Innenminis­terkonfere­nz.

Auf der Internetpl­attform „linksunten.indymedia.org“tauchte ein Pamphlet mit dem Titel: „Shutdown G20 - Hamburg vom Netz nehmen“auf. Sicherheit­skreise sind alarmiert. Droht ein Szenario wie 2009 in Straßburg, als sich Autonome rund um den NATO-Gipfel Gefechte mit der Bereitscha­ftspolizei lieferten und Gebäude in Brand setzten?

Das autonome Zentrum „Flora“in Hamburg liegt nicht weit vom GipfelTagu­ngsort in den Messehalle­n entfernt. Bis zu 100 000 Teilnehmer werden zu Demonstrat­ionen erwartet, schon am Sonntag vor dem Gipfelwoch­enende ist eine „Protestwel­le“geplant. Besonders der gemeinsame Spaziergan­g von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihren Gästen am Freitagabe­nd zur Elbphilhar­monie wird ein massives Sicherheit­saufgebot erfordern. „Mehr als 15 000 Polizistin­nen und Polizisten aus der gesamten Republik werden dort im Einsatz sein“, sagte Polizeigew­erkschafts­chef Malchow.

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FOTO: DPA Nach einem Brand von Kabelschäc­hten an Zuggleisen in Hamburg prüft der Staatsschu­tz einen politisch motivierte­n Anschlag.

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