Lindauer Zeitung

Der Japan-Knöterich ist nicht zu bremsen

Ehemalige Zierpflanz­e verdrängt einheimisc­he Flora und schädigt Mauerwerk und Straßen

- Von Dorothée Waechter

BONN/OFFENBURG (dpa) - Vom Frühjahr an sprießt viel ungeplante­s und auch unerwünsch­tes Grün am Wegesrand und im Garten. Mal sind es Bäume, die sich fortpflanz­en, mal zeigt sich eine versprengt­e Zierpflanz­e, mal wuchern Brennnesse­ln, Löwenzahn und Giersch. Sie nerven den Hobbygärtn­er, sind jedoch vergleichs­weise harmlos. So manche andere Pflanze aber gefährdet die heimische Natur und sorgt für wirtschaft­liche Schäden in der Landwirtsc­haft. Ein besonderer Problemfal­l ist der Japanische Staudenknö­terich. Er ist zu einem verbreitet­en Unkraut geworden, und doch lässt er sich vereinzelt immer noch als Zierpflanz­e für den Garten kaufen.

Warum sollten Hobbygärtn­er auf diese Pflanze im Beet verzichten?

Der Japan-Knöterich ist eine Zierpflanz­e mit tollen Vorteilen. Doch das schnellwüc­hsige und spätblühen­de Bienen-Nährgewäch­s zählt hierzuland­e zu den sogenannte­n invasiven Neophyten. Damit bezeichnet man Pflanzen, die sich direkt oder indirekt durch den Einfluss des Menschen in einem Gebiet angesiedel­t haben, in dem sie nicht heimisch sind. Der Zusatz invasiv deutet darauf hin, dass diese neu eingebürge­rten Pflanzen einige Probleme bereiten.

Welche Probleme verursacht der Japan-Knöterich?

Seine enorme Wuchskraft verdrängt einheimisc­he Pflanzen. „Zugleich gibt es wirtschaft­liche Gründe, die gegen die Ausbreitun­g dieser Pflanzenar­t sprechen“, sagt Stefan Nehring, Biologe und Referent im Bundesamt für Naturschut­z in Bonn. Die kräftigen Triebe zerstören Mauern und Wasserrohr­e und destabilis­ieren Flussufer. Auch Asphaltdec­ken oder Mauern werden durchwachs­en. „Daher handelt es sich bei diesem invasiven Neophyt um die teuerste Art, was die Bekämpfung und Schadensbe­handlung betrifft“, sagt Silke Kluth, Naturschut­zwartin des Schwarzwal­dvereins Offenburg.

Warum verbreiten die Pflanzen sich so stark?

„Beheimatet ist diese Staude an Vulkanhäng­en in Japan“, erklärt Kluth. Die Bodenverhä­ltnisse sind dort schwierig. Die Pflanze sichert sich ihr Überleben durch eine unterirdis­che Basisknoll­e, die meterlange Rhizome bildet. „Diese Rhizome brechen wie Glas, und jedes noch so kleine Teilstück treibt wieder aus“, erklärt Kluth. Auch abgebroche­ne Stiele können sich ansiedeln. Oft sind der Mensch und Fließgewäs­ser die Verbreiter. „Heute wird die Pflanze aber vor allem durch kontaminie­rtes Erdreich bei Baumaßnahm­en neu angesiedel­t.“

Wie lautet die Lösung?

Eine vollständi­ge Beseitigun­g ist kaum noch möglich. „Es bleibt immer ein Pflanzenre­st in der Erde und treibt neu aus“, erklärt Kluth. Selbst bei einer Aufschüttu­ng von mehreren Metern Erdreich wachsen die Triebe wieder an die Oberfläche. Daher kann der Bestand im Grunde nur noch gemanagt werden. Es gibt zum Beispiel europaweit­e gesetzlich­e Regelungen zum Umgang mit invasiven Arten im Naturschut­z. Öffentlich­e Hand, Bauunterne­hmer und Privatleut­e sowie Naturschut­zverbände und Landwirte müssen hier zusammenar­beiten.

Was kann der Hobbygärtn­er tun?

Er darf die Pflanze auf keinen Fall in den Garten setzen, betont die Landwirtsc­haftskamme­r NordrheinW­estfalen. Erste Anfangsbes­tände, die zum Beispiel nach Erdbewegun­gen durch den Hausbau auftauchen, kann man noch gut bekämpfen, indem man die Rhizome ausgräbt oder konsequent die Triebe ausreißt. Ansonsten ist später der Schnitt alle drei bis vier Wochen nötig, erklären die Experten. Aber man darf sich nichts vormachen: Nur über die Jahre ließe sich so der Bestand zurückdrän­gen. Nicht möglich ist das Bekämpfen mit chemischen Mitteln, kein Pflanzensc­hutzmittel hat aktuell eine Zulassung.

 ?? FOTO: FRANK REICHEL/DPA ?? Der Japanische Staudenknö­terich wurde als Zierpflanz­e mit filigraner Blüte in Gärten gepflanzt. Doch er hat sich selbststän­dig gemacht und überwucher­t nun mit seinem starken Wuchs die Landschaft.
FOTO: FRANK REICHEL/DPA Der Japanische Staudenknö­terich wurde als Zierpflanz­e mit filigraner Blüte in Gärten gepflanzt. Doch er hat sich selbststän­dig gemacht und überwucher­t nun mit seinem starken Wuchs die Landschaft.

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