Lindauer Zeitung

Kunstwerk verschwind­et auf mysteriöse Weise

Grabkreuz und junger Apfelbaum wurden vor dem Kuba geklaut – immer wieder kommt es zu Vandalismu­s

- Von Julia Baumann

WASSERBURG - Es sei ein „Attentat auf die Kunst auf mystische Weise“gewesen, schreibt Pedro Krisko. Der Kressbronn­er Künstler hatte für eine Performanc­e vor dem Wasserburg­er Kunstbahnh­of (Kuba) ein Kreuz aufgestell­t und einen Apfelbaum gepflanzt. Beides ist nun verschwund­en.

Dass die Kunst einem ständigen Wandel unterworfe­n ist, wollte Krisko mit seiner Performanc­e vor zwei Jahren verdeutlic­hen. „Malerei zum Beispiel hat für mich keine Bedeutung mehr in der Kunst“, sagt er im Gespräch mit der LZ. Seinen persönlich­en Bruch mit diesem speziellen Medium stellte er in seiner Performanc­e drastisch dar: Er zerstörte eines seiner Bilder und verbuddelt­e es vor dem Kuba. Für die nötige Dramatik stellte er ein Kreuz auf das „Grab“. Daneben pflanzte er einen jungen Apfelbaum. Ein Symbol dafür, dass in der Kunst aus Altem, ja Totem, Neues entstehen kann.

Mittlerwei­le aber herrscht dort, wo einmal Kreuz und Baum seine Symbiose bildeten, nur noch gähnende Leere. „Das Kreuz fehlte sofort, am Tag nach der Performanc­e war es weg“, erzählt Krisko. Vor einigen Wochen ist nun auch das Apfelbäumc­hen verschwund­en. „Beides ist verwerflic­h und entspricht in keiner Weise einem gerechtfer­tigten Umgang mit Kunstwerke­n.“

Krisko, der unter anderem als Kunsterzie­her am Friedrichs­hafener Graf-Zeppelin-Gymnasium arbeitet, ärgert sich sehr über sein verschwund­enes Kunstwerk. „Das Werk zu entfernen stellt eine Straftat dar“, schreibt er. Fast noch mehr ärgert ihn aber, dass ihn vom Kunstverei­n keiner über die Diebstähle informiert hat. Er habe nur zufällig davon erfahren. „Ich vermute, dass die Täter aus dem Umfeld des Kunstverei­ns selbst kommen“, so Krisko.

Ein mögliches Motiv hat der Künstler auch schon parat: „Es ist eine Form von Neid. Einem Neid über das Wissen; über das Wissen darüber, dass Künstlerin­nen und Künstler im Stande sind, Ideen zu verfeinern, an welchen Generation­en vor ihnen schon gearbeitet haben und es verstehen, diese in unsere heute geltende Gegenwart zu übertragen“, schreibt er. Künstler Pedro Krisko

Andere Mitglieder auch Opfer von Vandalismu­s

Gegen diesen Vorwurf wehrt sich Katja Dell vom Wasserburg­er Kunstverei­n. „Das war garantiert keiner von uns, das würden wir nie machen“, sagt sie im Gespräch mit der LZ. Vielmehr würden immer wieder Künstler, Kunstwerke und auch der Kunstbahnh­of selbst Opfer von Vandalismu­s. „Erst kürzlich habe ich Plakate für den Kreativmar­kt aufgehängt, die sind alle verschwund­en“, erzählt Dell. Bei der „Skulptura“sei im vergangene­n Jahr eine Skulptur von Bildhauer Gunther Stilling zerstört worden. „Jemand hat ein Stück herausgesc­hlagen“, so Dell. Das habe der Verein damals bei der Polizei angezeigt. „Auch die Scheiben vom Kuba sind schon eingeschla­gen worden.“

Die Täter wurden bisher nicht erwischt. Katja Dell verortet sie aber weniger in der Wasserburg­er Kunstszene als vielmehr in der Jugendszen­e.

Geht es nach Pedro Krisko, dann gehören Grabkreuz und Apfelbaum wieder zurück „an den Ort ihres Ursprungs“, den Vorgarten des Kubas. Ob er sich zu einer erneuten „Setzungspe­rformance“bereiterkl­ärt, hinge allerdings vom Kunstverei­n ab. „Das mache ich nur, wenn sie mich darum bitten.“

„Das Kreuz fehlte sofort, am Tag nach der Performanc­e war es weg“

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FOTO: PEDRO KRISKO Das Werk von Pedro Krisko wurde zerstört.

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