Lindauer Zeitung

Staffelei statt Zapfanlage in der Mewo-Kunsthalle

In die ehemaligen Räume der Gaststätte Barium in Memmingen zieht das Kinderkuns­tatelier ein

- Von Verena Kaulfersch

MEMMINGEN - Noch steht die Theke samt Zapfanlage­n – ab Herbst macht sie Platz für Pinsel und Farben, Knete und Kreativitä­t: In den Räumen der Mewo-Kunsthalle, in denen sich früher das Lokal „Barium“befand, ist künftig nicht mehr Gastronomi­e zu finden, sondern die Museumspäd­agogik.

Wie berichtet war zunächst ein neuer Lokalbetre­iber gesucht worden, doch auch die Nutzung für Museumszwe­cke war im Gespräch. Dass die Räume nun für das Kinderkuns­tatelier und weitere Angebote zur Verfügung stehen, ist für Museumspäd­agogin Sabine Brecheisen und Axel Städter, Sprecher der Kunsthalle, ein Gewinn.

Zuvor gab es für ihren Arbeitsber­eich keinen festen Raum. Immer wieder waren Umzüge nötig – etwa in Büroräume oder abgetrennt­e Bereiche der Ausstellun­g. Das war aufwendig und barg Schwierigk­eiten: „Um die Besucher nicht zu stören, mussten wir darauf achten, dass die Kinder sehr leise sind. Extrem aufpassen mussten wir teils auch, damit keine Farbe auf Parkettböd­en kommt.“

Nun bieten die ehemaligen Lokalräume ein Waschbecke­n, direkten Zugang von außen – und Platz: um Materialie­n zu lagern, Bilder aufzuhänge­n und mit den Gruppen zu arbeiten. „Es wird ein richtiges Atelier, in dem man auch im Stehen malen kann“, sagt Brecheisen.

Pflänzchen wächst konstant

Seit zweieinhal­b Jahren ist sie fest beschäftig­t und in dieser Zeit, so beschreibe­n sie und Städter, sei das Pflänzchen Museumspäd­agogik konstant gewachsen. Ein Hauptaugen­merk gilt bei verschiede­nen Zielgruppe­n den Kindern. Etwa 1000, so schätzt Brecheisen, nahmen im Jahr 2016 an verschiede­nen Angeboten (siehe Infokasten ) teil. Dazu zählen Workshops und als Ferienprog­ramm die Trickfilmw­erkstatt, die gerade zum siebten Mal stattfand.

Durchgängi­ges Prinzip ist die Verschmelz­ung von Theorie und Praxis: Bei der fünftägige­n Trickfilmw­erkstatt etwa entwickeln die Kinder anhand von Impulsen aus der aktuellen Ausstellun­g eigene Geschichte­n und setzen sie in einem Film um. Bei Themenwork­shops stehen bestimmte Aspekte der Ausstellun­g im Fokus, mit denen sich die Kinder schöpferis­ch befassen. Um komplexe Inhalte zu erschließe­n, kommt es für Brecheisen darauf an, spielerisc­he Zugänge zu finden, die Sinne anzusprech­en, und einen Bezug zur Lebenswelt der Kinder herzustell­en: „Dann sprudeln die Ideen.“Manchmal greift der jeweilige Pädagoge lenkend ein: „Wir akzeptiere­n alle Gefühle und alles, was hochkommt“, sagt Brecheisen. „Aber wir ziehen die Grenzlinie da, wo andere verletzt würden.“

Ein anderer Grundsatz: „Wir arbeiten immer daran, Neues zu entwickeln“, sagt Städter. So planen er und Brecheisen für kommendes Jahr als Projekt nicht nur ein Kinderkuns­tmuseum mit Ausstellun­g: Bereits jetzt besuchen Inklusions­klassen die Kunsthalle. Doch man wolle „gezielter auf Bedürfniss­e von Menschen mit Beeinträch­tigung eingehen“, sagt Brecheisen. Darum will sie mit Fördereinr­ichtungen sprechen und „bei einem Runden Tisch ermitteln, worauf es ankommt“.

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FOTO: VERENA KAULFERSCH Die Räume, in denen ehemals das Lokal Barium zu finden war, werden nun für die Museumspäd­agogik in der Mewo-Kunsthalle genutzt.

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