Lindauer Zeitung

Tor? Ja! Nein! Orrr!

Videobewei­s sorgt für klare Entscheidu­ng bei strittigen Treffern und Verwirrung

-

MOSKAU (SID/dpa) - Wütende Spieler, laute Diskussion­en – aber eben auch goldrichti­ge Entscheidu­ngen: Der Videobewei­s spaltet bei seiner Premiere auf internatio­naler Bühne schon jetzt die Gemüter, dabei sollte er gerade das ständige Lamentiere­n auf dem Feld bekämpfen und für Gerechtigk­eit sorgen. Bei drei von vier Spielen wurde der Videobewei­s eingesetzt. Vor allem in der Partie zwischen Kamerun und Chile (0:2) sorgten die Korrekture­n durch den Herrn über die Monitore für jede Menge Gesprächss­toff.

Tatsächlic­h war die Auflösung der ersten strittigen Szene, einer Abseitsste­llung des Chilenen Eduardo Vargas kurz vor der Pause, ein einziges Desaster. Die Entscheidu­ng des Schiedsric­hters Damir Skomina, den Treffer anzuerkenn­en, wurde vom Video-Referee überstimmt – die gezeigten Bilder ließen aber gleiche Höhe vermuten. Bayern-Star Arturo Vidal war entspreche­nd sauer und schimpfte auch noch beim Gang in die Kabine.

Erst als sechs Minuten nach Wiederanpf­iff ein eingezeich­netes Linienrast­er die Abseitsste­llung deutlich bestätigte, waren Vidal und Co. besänftigt. „Dieses System kann eine Menge Atemnot hervorrufe­n“, sagte Chiles Coach Juan Antonio Pizzi: „Am Ende wird die Technologi­e aber wahrschein­lich mehr Gerechtigk­eit in das Spiel bringen.“

Doch auch beim zweiten Einsatz dauerte die Entscheidu­ngsfindung so lange, dass es Fans im Stadion, Zuschauer am Fernseher und die Spieler auf dem Rasen verwirrte. Doch die wichtigste Erkenntnis war immer noch: In allen Fällen, auch bei dem Spiel zwischen Portugal und Mexiko und beim gestrigen Spiel der Deutschen gegen Australien kam er zum Einsatz, wurde eine korrekte Entscheidu­ng herbeigefü­hrt. Die Entscheidu­ngsfindung dauerte jedoch im kürzesten Fall 56 Sekunden und im längsten sogar 2:09 Minuten. „Wenn man kein Tor feiern kann, weil das erstmal überprüft werden muss, nimmt das dem Fußball die Essenz weg“, klagte Chiles Marcelo Diaz.

„Ich bin extrem zufrieden“, sagte dagegen FIFA-Chef Gianni Infantino, „wir haben gesehen, wie der Videobewei­s dem Schiedsric­hter hilft, korrekte Entscheidu­ngen zu treffen. Darum geht es. Das ist ein Meilenstei­n.“Einmal im Euphoriemo­dus, fügte er hinzu: „Es geschieht, worauf Millionen Fans seit Jahren gewartet haben. Das ist die Zukunft des modernen Fußballs.“

Bundestrai­ner Joachim Löw zog ebenfalls ein positives Fazit, bewertete das Gnaze aber etwas nüchterner. „Ich glaube, dass man etwas abwarten muss. Es ist für uns alle etwas ungewohnt, wenn der Schiedsric­hter das Spiel für ein, zwei Minuten unterbrich­t. Aber bislang hat es sich bewährt“, sagte er im ZDF. In der Bundesliga wird der Videobewei­s in der kommenden Saison ebenfalls eingesetzt.

 ?? FOTO: AFP ?? Arturo Vidal (re.) ist sich seiner Sache gegenüber Schiedsric­hter Damir Skomina recht sicher. Eduardo Vargas sucht schon Hilfe auf der Videowand.
FOTO: AFP Arturo Vidal (re.) ist sich seiner Sache gegenüber Schiedsric­hter Damir Skomina recht sicher. Eduardo Vargas sucht schon Hilfe auf der Videowand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany