Lindauer Zeitung

Damit alle einen Parkplatz finden

Stadtrat soll Verkehrsko­nzept Klimo und Parkraumko­nzept verabschie­den.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Der Stadtrat soll heute, Mittwoch, die Verkehrspl­anung für die nächsten 15 Jahre beschließe­n. Mit etwa einem Jahr Verspätung sollen die Räte das Verkehrsko­nzept Klimo beschließe­n, anschließe­nd steht direkt der Beschluss für das ergänzende Parkraumko­nzept auf der Tagesordnu­ng. Ziel ist, dass in einigen Jahren weniger Autos durch Lindau fahren, was dem Lärmschutz der Anwohner und dem Klimaschut­z dienen soll.

Das Vorhaben war von Anfang an umstritten. Einige Stadträte, aber auch Vertreter der Wirtschaft, vor allem Einzelhänd­ler und Hoteliers auf der Insel, waren misstrauis­ch, das beauftragt­e Büro R+T aus Darmstadt könnte Autos ganz oder zum großen Teil von der Insel verbannen. Doch die Fachleute sind überzeugt, dass dies der Insel nicht gut tun würde.

Die Insel braucht 400 neue Stellplätz­e

Deshalb haben sie den Stellplatz­bedarf für die verschiede­nen Nutzergrup­pen der Insel ermittelt. Für Anwohner, Beschäftig­te, Kunden und Besucher, Übernachtu­ngsgäste und Tagestouri­sten sind demnach auf Dauer oder direkt vor der Insel insgesamt 1700 Stellplätz­e nötig. Da auf der Hinteren Insel für die Gartenscha­u Stellplätz­e wegfallen, sind als Ersatz 400 neue zu schaffen.

Dies gilt laut Gutachten auch, wenn die Stadt den Stadtbus verbessern würde und mit Bau des Reutiner Bahnhofs auch deutlich bessere Angebote für Bahnfahrer bekommen wird. Denn Bewohner würden ihre Autos deshalb nicht abschaffen, so dass sie nicht nur nachts auf der Insel stehen, sondern auch tagsüber: „Es ist eher von einer steigenden Parkdauer, und einer damit verbundene­n verstärkte­n Belegung, auszugehen.“

Anderersei­ts könnten weiter steigender Tourismus, ein Erfolg der neuen Inselhalle und anderer Angebote in Lindau die Zahl der Gäste in Lindau auch steigen lassen, so dass damit auch der Bedarf an Parkplätze­n steigt. Das lässt sich heute aber nicht vorhersage­n.

Lindauer und Gäste sollen auf Fahrrad, Bahn und Bus umsteigen

Anderersei­ts setzt das Verkehrsko­nzept Klimo sehr wohl darauf, mehr Lindauer und Gäste zum Umsteigen auf Fahrrad, Bus und Bahn zu bewegen. Die Fachleute halten solche Maßnahmen auch für nötig, damit Lindau nicht im Verkehr erstickt: „Es muss ein Anliegen der Stadt sein, den Umweltverb­und (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) zu fördern und damit die Pkw-Nutzung, insbesonde­re von Beschäftig­ten und Kunden / Besuchern zu reduzieren.“

Ziel ist es deshalb, dass Bewohner auf der Insel ausreichen­d Parkraum finden, auch Kunden, Patienten und andere Besucher sollen dort ihre Autos abstellen können. Beschäftig­te sollen vor der Insel parken, wenn sie nicht gleich mit Bus oder Bahn anfahren. Touristen sollen auf keinen Fall in die Altstadt und möglichst auch nicht auf die Insel fahren.

Das Gutachten weist auch darauf hin, dass mehr als 700 Stellplätz­e am Beverplatz nicht sinnvoll seien, weil sonst dort so viel Verkehr fließt, dass es am Europaplat­z zu Staus kommen könnte. Für Anwohner und Hotelgäste sind zudem Quartiersg­aragen nötig, am besten in der Altstadt und auf der Hinteren Insel. Dort hat die GWG bereits ein entspreche­ndes Projekt geplant.

Weiteren Stellplatz­bedarf sollte Lindau dann am neuen Reutiner Bahnhof oder mittels Auffangpar­kplätzen am Stadtrand abdecken. Die würden Gäste aber nur annehmen, wenn zumindest in der Hauptsaiso­n Shuttelbus­se im Viertelstu­ndentakt zur Insel fahren. In Frage kämen Auffangpar­kplätze nur für Tagestouri­sten, die länger als drei Stunden in Lindau bleiben, das sind etwa zwei Drittel der jährlich geschätzte­n vier Millionen Tagesgäste. Das Fachbüro schätzt den Bedarf im Sommer auf etwa 400 Fahrzeuge.

Die Kosten schätzen die Gutachter für den Bau eines Auffangpar­kplatzes auf bis zu 1,5 Millionen Euro. In Frage kommt ein Grundstück neben der Kläranlage, also nahe der Autobahn, oder die Wiese zwischen Friedhof und Tannergebä­ude. Denkbar ist auch eine Fläche nahe dem See in Verbindung mit einem Schiffshut­tle. Die Kosten für einen sechs Monate im Jahr betriebene­n Shuttle geben die Gutachter mit bis zu 250 000 Euro im Jahr an.

Eine wichtige Rolle für die Verteilung der Autos auf den verschiede­nen Plätzen spielen die Parkgebühr­en. Die sind laut Gutachten zu billig. In der Altstadt sollte Lindau demnach 2,40 Euro pro Stunde verlangen, am Beverplatz 1,60 Euro, auf dem Seeparkpla­tz 2 Euro. Auf einem Auffangpar­kplatz sollte ein Autofahrer für den Tag nicht mehr als fünf Euro für Parken und Bus zahlen müssen. Ein Schiffshut­tle dürfe teurer sein.

Für nötig halten die Fachleute außerdem ein modernes Parkleitsy­stem sowie eine gezielte Werbung für die verschiede­nen Parkplätze und die Angebote von Bahn, Stadtbus, Fahrrad und Fußwegen.

Auf der Insel sollte die Stadt ein Anwohnerpa­rkzone einrichten, in der Kurzzeitpa­rker aber an verschiede­nen Stellen zumindest tagsüber ihre Autos abstellen können, wenn sie etwas Schnelles zu erledigen haben.

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