OB und Räte wenig begeistert von Sommers Plänen
Nach kritischen Tönen des ZF-Vorstandschefs nehmen OB, Fraktionen und Ulderup-Stiftung gemeinsam Stellung
FRIEDRICHSHAFEN - Dicke Luft rund ums ZF-Forum: Zeppelin-Stiftung und Ulderup-Stiftung, die beiden Eigentümer des Autozulieferers, haben gemeinsam mit den Vorsitzenden der Häfler Gemeinderatsfraktionen die Kritik von ZF-Chef Stefan Sommer an der Ausgestaltung der Unternehmensführung des Konzerns zurückgewiesen. Die Hintergründe des Konflikts bleiben derweil im Dunklen.
„Die Zukunftsfähigkeit und der unternehmerische Erfolg der ZF Friedrichshafen AG hängen eng mit der besonderen Gesellschafterstruktur zusammen und werden wesentlich durch diese ermöglicht“, heißt es in einer Erklärung, die Oberbürgermeister Andreas Brand für die Zeppelin-Stiftung, Joachim Meinecke vom Kuratorium der UlderupStftung und die Vorsitzenden der Ratsfraktionen von CDU, Freien Wählern, SPD, Grünen, ÖDP und FDP unterzeichnet haben.
Verlässliche Haltung
Als Stiftungsunternehmen genieße die ZF „hervorragende Ausgangsvoraussetzungen“. Was den Konzern auszeichne, so die Erklärung weiter, „ist eine verlässliche, verantwortungsbewusste und stetige Haltung und das Verständnis der Gesellschafter bei der notwendigen nationalen und internationalen Weiterentwicklung des Unternehmens“. ZF gehört zu 93,8 Prozent der von der Stadt Friedrichshafen verwalteten Zeppelin-Stiftung und zu 6,2 Prozent der Ulderup-Stiftung.
Absage an Sommer
ZF-Vorstandsvorsitzender Sommer hatte in einem Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“davor gewarnt, dass die Konstruktion einer AG im Besitz zweier Stiftungen das Unternehmen beim Transformationsprozess in der Autoindustrie behindern könne. „Die Gesellschafterstruktur sollte das Unternehmen auch in Zukunft nicht in seiner Entwicklung einschränken“, sagte Sommer. „In dem Moment, in dem zum Beispiel lokalpolitische Erwägungen aus Friedrichshafen die Unternehmensstrategie bestimmen, wird es für den unternehmerischen Erfolg kritisch. Wir dürfen nicht vergessen, dass ZF heute zum größten Teil außerhalb von Friedrichshafen aufgestellt ist.“
Weiter hatte der ZF-Chef angeregt, die Rollen von Vorstand, Aufsichtsrat und Gesellschaftern genauer zu benennen. Darüber ist offenbar auch schon im Aufsichtsgremium diskutiert worden.
Bei Gesellschaftern und Häfler Lokalpolitik trifft der Vorschlag auf wenig Begeisterung. Unternehmerischer Erfolg werde von vielen Seiten vorangetrieben, Gesellschaftern, Aufsichtsrat, Vorstand, Mitarbeitern, Betriebsräten, heißt es in der Erklärung, die von der Pressestelle des Rathauses verschickt worden ist. „Die unternehmerischen Konzepte müssen alle Akteure überzeugen und von diesen getragen und gelebt werden. Wenn das der Fall ist, dann ist eine starke und zukunftssichere Entwicklung des Unternehmens am Standort Friedrichshafen und weltweit gewährleistet. Die ZF Friedrichshafen AG ist dafür strukturell und in seiner Corporate Governance gut aufgestellt, gerade auch mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft.“Etwas verklausuliert zwar, aber durchaus als Absage an die Überlegungen Sommers zu verstehen.
Der ZF-Betriebsratsvorsitzende Achim Dietrich sagte auf Nachfrage, dass „solche Themen intern zu diskutieren“seien. Unklar bleibt, warum Sommer gerade jetzt mit diesem Thema an die Öffentlichkeit geht. Eben erst hatte das Unternehmen doch glänzende Bilanzzahlen vorgelegt.
Die Integration der Mega-Übernahme TRW läuft nach Plan, ebenso die Neuausrichtung hin zur Digitalisierung und zum autonomen Fahren. Gab es trotzdem Streit mit den Gesellschaftern oder im Aufsichtsrat? Und wenn ja: Warum? dem Management der Umbau des Konzerns zu langsam? Oder den Gesellschaftern zu schnell? Das sind Fragen, die im Moment keiner öffentlich beantworten will.