Da gackern ja die Hühner
Kulturfreunde Eriskirch zeigen ab Freitag Cartoons von Peter Gaymann
ERISKIRCH - „Kommt mir irgendwie bekannt vor“, denkt man sich beim näheren Hingucken, auch wenn man wohl noch nie auf dem Markt ein Huhn mit einem Einkaufskorb gesehen hat, das „eine fettarme Orange bitte“verlangt hat. Ob da nicht „Tierisches und Menschliches“, so der Titel der Ausstellung, die am kommenden Freitag eröffnet wird, eng miteinander verknüpft sind?
Die Hühner sind zum Markenzeichen des Cartoonisten Peter Gaymann geworden und er nimmt es mit Humor, dass man immer wieder neue gezeichnete Hühnergeschichten von ihm erwartet. Ist ja auch zu schön, wenn eine recht üppige Frau Huhn sich im Spiegel betrachtet und feststellen muss: „Ach du lieber Gott – das soll ne Bikini-Figur sein?“Schlimm, wenn dann eine Stimme aus der Wolke „Nein“ruft.
Markenzeichen hin oder her, Peter Gaymann kann auch anders und Hans Sailer, ein bekennender Liebhaber von Karikaturen, hat daher zusammen mit Gaymann auch weitere Themen für die Ausstellung in der Alten Schule ausgewählt. Nach der Ausstellung von Toni Ungerer vor zwei Jahren freut es ihn, dass auch Peter Gaymann, der in Ungerer eines seiner Vorbilder sieht, einer Ausstellung in Eriskirch zugestimmt hat und auch selbst zur Eröffnung kommen und signieren wird.
Es macht Spaß, die rund 65 Cartoons, die schon Tage vorher an den Wänden hängen, in Ruhe zu betrachten und die dazugehörigen Texte zu lesen, die das Bild erst abrunden zu einem „Dreiklang aus Farbe, Form und Witz“, wie Gaymann es einmal genannt hat. Fein gezeichnet und sorgfältig aquarelliert sind die Bilder und von einem Humor, der ein leises Schmunzeln hervorruft. Dazu der Schöpfer in einem Interview für die Süddeutsche Zeitung: „Mein Humor ist vielleicht auch nicht so derb wie der mancher Kollegen. Ich habe eher versucht, einen abstruseren Ansatz zu wählen, ein bisschen um die Ecke gedacht, aber nicht beleidigend oder provozierend.“
Er ist auch kein politischer Karikaturist, sondern nimmt ganz menschliche Schwächen aufs Korn. So auch in seinen Zeichnungen zu Paarproblemen, die seit 20 Jahren in der Zeitschrift „Brigitte“erscheinen. Da guckt ein Mann ganz gierig auf einen roten Sportflitzer, während seine beleibte bessere Hälfte trocken kommentiert: „In das Auto kriegst du mich nicht rein!“„Stimmt“, denkt er bei sich. Apropos Wein: Da verkosten zwei Männer im Weinkeller einen Wein und müssen feststellen: „Irgendwas machen wir falsch. Schmeckt immer nach Cola.“Wer genau hinschaut, sieht die zwei Lausbuben, die wie Max und Moritz mit einer Coladose hinterm Fass kauern und feixen. Wie sie den Streich wohl angestellt haben?
Die Schwächen der Badener werden ebenso aufs Korn genommen wie das fragwürdige Auftreten mancher Deutschen in Bella Italia. Fragt der Keller: „Vino bianco? Vino rosso?“Antwort: „Egal, Hauptsache al dente...“Es lebe die feine Lebensart. Weitere Entdeckungen möge der geneigte Leser selber machen.