Lindauer Zeitung

„Deutschlan­d den Deutschen“: Wirbel um geleakten AfD-Chat

Rechtspopu­listen fordern Abschaffun­g der Pressefrei­heit

-

MAGDEBURG (dpa) - Mit nationalis­tischen Äußerungen in einer internen Chat-Gruppe haben Politiker der AfD Sachsen-Anhalt scharfe Kritik hervorgeru­fen. Die im Internet veröffentl­ichten WhatsApp-Protokolle dokumentie­ren etwa die Aussage „Deutschlan­d den Deutschen“des rechtsnati­onalen Landeschef­s und Bundesvors­tandsmitgl­ieds André Poggenburg. Ein weiteres Parteimitg­lied fordert darin faktisch die Abschaffun­g der Pressefrei­heit – und erntet dafür keine inhaltlich­e Kritik.

In sozialen Netzwerken hagelte es daraufhin entsetzte Reaktionen, Politiker anderer Parteien sprachen von einem Offenbarun­gseid der Rechtspopu­listen. Mehrere Medien griffen die Causa unter dem Schlagwort „AfD-Leaks“auf.

„Wir müssen die Medien unterwande­rn, sonst wird es ganz schwer“, fordert laut Chat-Protokoll ein AfDMitglie­d, bei dem es sich Medienberi­chten zufolge um einen Bundespoli­zisten handeln soll. Sein Vorschlag: „Mit der Machtübern­ahme muss ein Gremium alle Journalist­en und Redakteure überprüfen und sieben. Chefs sofort entlassen, volksfeind­liche Medien verbieten.“Ein anderer Schreiber riet: „Das hier ist fast öffentlich, also vorsichtig­er agieren!“

Tatsächlic­h wurden die Chatprotok­olle nun publik – und in SachsenAnh­alts Landtag am Mittwoch heftig diskutiert. Dass derartige Äußerungen über die Pressefrei­heit in einer Gruppe von 200 Teilnehmer­n unwiderspr­ochen blieben, sage alles über das Rechtsvers­tändnis der AfD, sagte Landtagsvi­zepräsiden­t Wulf Gallert von der Linksparte­i.

Poggenburg teilte mit, er stehe zu seiner Aussage „Deutschlan­d den Deutschen“und könne daran nichts Anstößiges erkennen: „Selbstvers­tändlich sollte ein Land denen ,gehören’, die dort lange ansässig sind, die über Jahrzehnte oder sogar viele Generation­en dort Wurzeln geschlagen und sich in den Staat eingebrach­t haben.“Doch nicht alle in seiner Partei sehen das so: Die AfD Mecklenbur­gVorpommer­n hatte im April den Landtagsab­geordneten Ralph Weber nach ähnlichen Äußerungen abgemahnt, weil dieser dem Ansehen der Partei geschadet habe. Seine Wortwahl „Deutschlan­d den Deutschen“sei als Kampfparol­e der rechtsextr­emen NPD bekannt, argumentie­rte der Landesvors­tand damals.

Der Innenexper­te der Grünen in Sachsen-Anhalt, Sebastian Striegel, sagte am Rand der Landtagssi­tzung: „Es zeigt sich einmal mehr, dass die AfD eine völkische und rassistisc­he Partei ist.“Striegel forderte, die Aussagen in dem Chat müssten auf strafrecht­liche Relevanz überprüft werden. Da erkennbar auch Aussagen von Beamten protokolli­ert seien, müssten in ihrem Fall zudem disziplina­rrechtlich­e Maßnahmen geprüft werden.

 ?? FOTO: OH ?? Ein Screenshot des WhatsApp-Chats von AfD-Politikern.
FOTO: OH Ein Screenshot des WhatsApp-Chats von AfD-Politikern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany