Lindauer Zeitung

Leere Parkplätze – Kunden bleiben weg

Geschäftsl­eute in der Kemptener Innenstadt machen die höheren Gebühren für Einbußen verantwort­lich – Warum das so ist und was sie zu hören bekommen

- Von Claudia Benz

KEMPTEN - „Höhere Parkgebühr­en machen den Einzelhand­el in der Stadt unattrakti­v.“Dieser Ansicht sind Geschäftsl­eute im Zentrum. Deshalb sieht man in den Kemptener Läden die neue Parkgebühr­enordnung der Stadt skeptisch. Denn von Kunden höre man vermehrt Kritik daran, dass es keine kostenlose­n Parkplätze mehr gibt und alle anderen teurer wurden. Betroffen seien vor allem jene Fachgeschä­fte, in denen viel auf Bestellung – und Abholen – gesetzt wird. Die Buchhandlu­ng zum Beispiel. Die neue Parksituat­ion wirke sich aus, heißt es dort, es kämen weniger Kunden. Andere können das zwar nicht so bestätigen, sehen eher die Konkurrenz OnlineHand­el mit Besorgnis.

Einfach nur ein bestelltes Buch abholen, ohne dafür auch noch für einen Parkplatz zahlen zu müssen – das wollen viele Kunden der Buchhandlu­ng Dannheimer in der Bahnhofstr­aße jetzt nicht mehr. Wie Frank Edele, Inhaber der Traditions­buchhandlu­ng, beobachtet hat, würden Kunden kein zweites Mal kommen, seitdem es (wie früher an der Allgäuhall­e oder Rottachstr­aße) keine kostenlose­n Parkplätze mehr gibt. Die Parksituat­ion mit teils doppelt so hohen Gebühren (statt 50 Cent für eine Stunde jetzt ein Euro) würden Käufer als „unangenehm“empfinden: „Die Auswirkung­en erleben wir massiv.“Besonders bitter, sagt Edele, sei das gerade für seine Branche, die durch die Konkurrenz Online-Bestellung schon gebeutelt sei. Jetzt liefere die Buchhandlu­ng mehr ins Haus – mit höheren Kosten für den Inhaber. „Kempten ist nicht mehr so attraktiv“, heißt es auch von Kunden im Schuhhaus Werdich. Einkaufen sei „unentspann­t“geworden, würden vor allem Ältere klagen. Auch in anderen Bereichen der Innenstadt wie in der Gerberstra­ße kritisiere­n Kunden die neuen Parkgebühr­en. Fünf von zehn, sagt beispielsw­eise Seluc Senyüz von „Golden Skin“, würden über die Parkplätze jammern und beklagen, dass es überall kostet.

In anderen Geschäften wiederum ist das kein Thema. Oder wird noch nicht so gesehen. Wie bei Juwelier Ade in der Fischerstr­aße, einem alteingese­ssenem Kemptener Geschäft. Natürlich, sagt Albert Ade, spielten Parkplätze schon immer eine große Rolle für den Handel in der Stadt. Doch nicht nur Kunden, auch seine Angestellt­en müssten mehr bezahlen. Aber es gebe ja mit dem Jobticket günstige Busangebot­e. Und in anderen Städten seien Parkplätze auch nicht billig. Dass der örtliche Handel dadurch unattrakti­ver werde? Ade findet schon, verweist aber wie die anderen Geschäftsi­nhaber auch auf das Internet, das ihnen mehr zusetze.

Dass Autofahrer jedoch in der Stadt für einen Parkplatz offenbar nichts zahlen wollen, zeigt der Blick auf die vielen freien Plätze an der Allgäuhall­e und Rottachstr­aße.

Deshalb wird in politische­n Kreisen bereits intensiv darüber diskutiert, ob das von Oberbürger­meister Thomas Kiechle favorisier­te Parkhaus an der Rottachstr­aße überhaupt noch notwendig sei. Mit der Tendenz: eher nicht.

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FOTO: RALF LIENERT Leere Plätze jede Menge. So sieht es nicht nur in den Ferien auf den Parkplätze­n Allgäuhall­e und an der Rottachstr­aße aus. Seitdem Parken kostet, werden die Plätze gemieden. Und Händler klagen, dass auch die Kunden die Läden meiden.

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