Leere Parkplätze – Kunden bleiben weg
Geschäftsleute in der Kemptener Innenstadt machen die höheren Gebühren für Einbußen verantwortlich – Warum das so ist und was sie zu hören bekommen
KEMPTEN - „Höhere Parkgebühren machen den Einzelhandel in der Stadt unattraktiv.“Dieser Ansicht sind Geschäftsleute im Zentrum. Deshalb sieht man in den Kemptener Läden die neue Parkgebührenordnung der Stadt skeptisch. Denn von Kunden höre man vermehrt Kritik daran, dass es keine kostenlosen Parkplätze mehr gibt und alle anderen teurer wurden. Betroffen seien vor allem jene Fachgeschäfte, in denen viel auf Bestellung – und Abholen – gesetzt wird. Die Buchhandlung zum Beispiel. Die neue Parksituation wirke sich aus, heißt es dort, es kämen weniger Kunden. Andere können das zwar nicht so bestätigen, sehen eher die Konkurrenz OnlineHandel mit Besorgnis.
Einfach nur ein bestelltes Buch abholen, ohne dafür auch noch für einen Parkplatz zahlen zu müssen – das wollen viele Kunden der Buchhandlung Dannheimer in der Bahnhofstraße jetzt nicht mehr. Wie Frank Edele, Inhaber der Traditionsbuchhandlung, beobachtet hat, würden Kunden kein zweites Mal kommen, seitdem es (wie früher an der Allgäuhalle oder Rottachstraße) keine kostenlosen Parkplätze mehr gibt. Die Parksituation mit teils doppelt so hohen Gebühren (statt 50 Cent für eine Stunde jetzt ein Euro) würden Käufer als „unangenehm“empfinden: „Die Auswirkungen erleben wir massiv.“Besonders bitter, sagt Edele, sei das gerade für seine Branche, die durch die Konkurrenz Online-Bestellung schon gebeutelt sei. Jetzt liefere die Buchhandlung mehr ins Haus – mit höheren Kosten für den Inhaber. „Kempten ist nicht mehr so attraktiv“, heißt es auch von Kunden im Schuhhaus Werdich. Einkaufen sei „unentspannt“geworden, würden vor allem Ältere klagen. Auch in anderen Bereichen der Innenstadt wie in der Gerberstraße kritisieren Kunden die neuen Parkgebühren. Fünf von zehn, sagt beispielsweise Seluc Senyüz von „Golden Skin“, würden über die Parkplätze jammern und beklagen, dass es überall kostet.
In anderen Geschäften wiederum ist das kein Thema. Oder wird noch nicht so gesehen. Wie bei Juwelier Ade in der Fischerstraße, einem alteingesessenem Kemptener Geschäft. Natürlich, sagt Albert Ade, spielten Parkplätze schon immer eine große Rolle für den Handel in der Stadt. Doch nicht nur Kunden, auch seine Angestellten müssten mehr bezahlen. Aber es gebe ja mit dem Jobticket günstige Busangebote. Und in anderen Städten seien Parkplätze auch nicht billig. Dass der örtliche Handel dadurch unattraktiver werde? Ade findet schon, verweist aber wie die anderen Geschäftsinhaber auch auf das Internet, das ihnen mehr zusetze.
Dass Autofahrer jedoch in der Stadt für einen Parkplatz offenbar nichts zahlen wollen, zeigt der Blick auf die vielen freien Plätze an der Allgäuhalle und Rottachstraße.
Deshalb wird in politischen Kreisen bereits intensiv darüber diskutiert, ob das von Oberbürgermeister Thomas Kiechle favorisierte Parkhaus an der Rottachstraße überhaupt noch notwendig sei. Mit der Tendenz: eher nicht.