Lindauer Zeitung

Richtig Bock aufs Laufen

Konstanze Klosterhal­fen ist Deutschlan­ds große Hoffnung – auch bei der Team-EM

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FRANKFURT (dpa) - Dass internatio­nale Laufwettbe­werbe nicht gerade prädestini­ert für deutsche Erfolge sind, musste Konstanze Klosterhal­fen bereits als Kind erfahren. Wenn sie die Leichtathl­etik im Fernsehen sah, „dann waren da nie viele Deutsche“. Das hat sich zumindest bei den Frauen etwas geändert – dank Klosterhal­fens Vorbild Gesa Felicitas Krause, der Hindernis-Europameis­terin. Und mittlerwei­le auch dank „Koko“selbst. Die 20-Jährige von Bayer Leverkusen stand über 1500 Meter im Halbfinale der Olympische­n Spiele, pulverisie­rt in diesem Jahr einen deutschen JuniorenRe­kord nach dem anderen und stürmt in die Weltklasse.

Vor der Team-EM am Wochenende im französisc­hen Lille steht Klosterhal­fen mit ihren 3:59,30 Minuten auf Rang zwei der europäisch­en Bestenlist­e. „Ich freue mich auf den Einsatz in der Nationalma­nnschaft. Wahrschein­lich wird das eher ein taktisches Rennen“, sagt sie.

Für die WM im August in London hat sich die feingliedr­ige, 1,74 Meter große Ausdauersp­ezialistin bereits qualifizie­rt. Dass die internatio­nale Konkurrenz mit den Assen aus Afrika noch mal eine ganz andere Herausford­erung ist, weiß Klosterhal­fen jedoch nur zu gut. Aber bei der Hallen-EM in Belgrad holte sie bereits Silber hinter dem britischen Toptalent Laura Muir.

Bei ihrem Diamond-League-Meeting-Debüt vor zwei Wochen in Rom kam die Mittelstre­cklerin über 1500 Meter auf Rang drei hinter der Niederländ­erin Sifan Hassan und Winny Chebet aus Kenia. Zum Saisondebü­t hatte es Klosterhal­fen in Karlsruhe krachen lassen: Mit 14:51,38 Minuten auf 5000 Meter rannte sie U23-Rekord und blieb nur zehn Sekunden hinter der deutschen Bestmarke von Irina Mikitenko.

Für den Deutschen Leichtathl­etikVerban­d (DLV) ist Klosterhal­fen schon jetzt ein Glücksfall. „Sie ist eine außergewöh­nlich talentiert­e Athletin. Das ist auch nötig, um so laufen zu können“, sagt Sportdirek­tor Idriss Gonschinsk­a. „Sie hat einfach Lust aufs Laufen, will sich zeigen und sucht ihre Chance. Sie hat den Instinkt, im richtigen Moment das Richtige zu machen.“

Klosterhal­fens Trainer Sebastian Weiß kann über das wahre Potenzial seines hochbegabt­en Schützling­s gar nicht so viel sagen: „Wir haben noch keine speziellen biomechani­schen Messungen gemacht.“Mit ihren „sehr, sehr langen Beinen“könne sie jedenfalls einen „sehr, sehr langen Schritt“ziehen. Und: „Sie ist sehr fokussiert auf ihren Sport, sehr disziplini­ert.“Klosterhal­fen habe „immer Bock“aufs Training. Offensicht­lich haben sich auch ihre ersten Höhentrain­ingslager – in USA und Südafrika – jetzt ausgezahlt. Man versuche, so Weiß, die Läuferin behutsam aufzubauen.

Von der WM reden die beiden noch gar nicht, erstmal steht die U23EM in Polen vom 13. bis 16. Juli im Blickpunkt. „Ich habe einfach Spaß am Laufen, ich mag die Atmosphäre in den Stadien“, sagt Klosterhal­fen. Um die 90 Kilometer spult sie pro Woche ab. Sozial engagiert ist sie auch noch: In einer Laufgruppe für Asylbewerb­er – und als Messdiener­in in Königswint­er. Und sie studiert: Sportjourn­alismus an der Sporthochs­chule Köln. Am liebsten möchte sie mal zum Fernsehen. Als Läuferin ist sie da bereits immer öfter zu sehen.

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FOTO: DPA Konstanze Klosterhal­fen

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