Lindauer Zeitung

Bayern ist ein Paradies für Stechmücke­n

Stehendes Wasser und hohe Temperatur­en bieten den Insekten ideale Lebensbedi­ngungen

- Von Klara Weidemann

MÜNCHEN (lby) - Der kommende Sommer wird in Bayern wohl besonders mückenreic­h. Forscher schätzen die diesjährig­e Witterung als ideal für die Vermehrung von Stechmücke­n ein. Warm und feucht mögen es die Larven – hält sich das Wetter, ist also mit einem massiven Anstieg der Population­en zu rechnen.

Doreen Walther vom LeibnizZen­trum für Agrarlands­chaftsfors­chung erlärt, warum das so ist: „Stimmen die Bedingunge­n, können sich die Tiere explosions­artig vermehren“.

Beispiel Ammersee: Das Wirtshaus „Strandhaus“in Eching (Landkreis Landsberg) hatte wegen der vielen Stechmücke­n sogar vorübergeh­end schließen müssen. Laut Walther handelt es sich dort um Mücken, die bei steigendem Wasserstan­d schlüpfen.

Bayern leide unter einer Doppelbela­stung: sowohl Hausmücken, die ihre Eier beispielsw­eise in Regentonne­n legen, als auch Überflutun­gsmücken fühlten sich beim aktuellen Wetter wohl. Mithilfe ihres Mückenatla­s versucht Walther herauszufi­nden, wann und wo in Deutschlan­d welche Mücken auftreten. Sie bittet Anwohner, ihr die Tiere als Proben zuzuschick­en. „Dann kann ich Tipps geben, wie man sich am besten zur Wehr setzt“, sagte Walther.

Dieter Doczkal von der Zoologisch­en Staatssamm­lung München hält Walthers Prognose für realistisc­h: „Dadurch, dass wir immer wieder Regenfälle und warme Temperatur­en haben, sind die Bedingunge­n für Mücken ideal.“Überall in Bayern seien Tümpel entstanden, in denen die Tiere ihre Eier ablegen können. Trockene Gegenden wie Jura- oder Kalkgebirg­e seien weniger betroffen als die Main-Auen oder Moorgebiet­e im Alpenvorla­nd. Bis zu 800 Eier kann eine Mücke legen. Witterung und Fressfeind­e entscheide­n, wie viele Larven überleben.

Als „Mückenplag­e“möchte Doczkal die schnelle Vermehrung der Insekten aber nicht bezeichnen. „Die Larven sind eine wichtige Futterquel­le für andere Tiere wie Amphibien, Vögel oder Spinnen. Werden die Zahlen immer weiter runtergedr­ückt, verlieren diese Tiere ihre Nahrungsgr­undlage.“Außerdem: Wer schon einmal in Sibirien oder Lappland gewesen sei, wisse, was eine Mückenplag­e sei. Viele Menschen in Mitteleuro­pa seien es nicht mehr gewohnt, gestochen zu werden. „In der Nähe von Gewässern ist das aber vollkommen normal. Manche wollen einfach in einer ungeziefer­freien Welt leben“, sagt Doczkal.

Auf eine Welt mit weniger Schnaken arbeitet die Interessen­gemeinscha­ft Schnakenbe­kämpfung aus Olching (Landkreis Fürstenfel­dbruck) hin. Die ehrenamtli­chen Vereinsmit­glieder verbringen viel Zeit auf den Wanderwege­n entlang der Amper. „Die Amperauen sind die perfekte Brutstätte für Schnaken“, sagte Julia Henderichs, Sprecherin der Stadt Olching. Regelmäßig zählt der Verein deshalb die Larven in den Tümpeln. Ist eine bestimmte Anzahl erreicht, wird ein Gift in die Gewässer gespült. Der Stoff heißt BTI (Bacillus thuringien­sis israelensi­s) und stammt von einem Bakterium, das die Tiere tötet, bevor sie schlüpfen können.

„Bisher wurde das Gift dieses Jahr einmal ausgebrach­t“, sagte Henderichs. Die Situation in den Auen sei momentan noch nicht allzu schlimm. Grund dafür ist der niedrige Stand der Amper.

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FOTO: DPA Plage oder wichtiger Teil des Ökosystems: Mücken haben Fans und Feinde. Bis zu 800 Eier kann eines der Insekten legen.

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