Lindauer Zeitung

Zehnte Landes-Uni kommt nach Nürnberg

Freistaat will hohen dreistelli­gen Millionenb­etrag locker machen

- Von Rolf Müller

MÜNCHEN - Die zweitgrößt­e Stadt Bayerns soll endlich eine richtige eigene Universitä­t bekommen: Der bayerische Ministerra­t setzte am Dienstag in München eine „Strukturko­mmission“ein, die binnen eines Jahres eine wissenscha­ftliche und organisato­rische Konzeption für die neue „Universitä­t Nürnberg“ausarbeite­n soll. Der Freistaat sei bereit, einen „hohen dreistelli­gen Millionenb­etrag“für die Gründung seiner zehnten Landesuniv­ersität einzusetze­n, sagte Bildungsmi­nister Ludwig Spaenle (CSU).

Nürnberg ist Hochschuls­tandort, aber eine „Universitä­t Nürnberg“gibt es noch nicht. In der zweitgrößt­en bayerische­n Stadt lernen zwar die bei der Friedrich-Alexander-Universitä­t (FAU) Erlangen-Nürnberg eingeschri­ebenen Wirtschaft­s- und Erziehungs­wissenscha­ftler, zudem verfügt die 500 000-EinwohnerS­tadt über eine Technische Hochschule, aber eine klassische Universitä­t existiert bisher nicht.

Noch vor dem Jahr 2028

Die soll jetzt entstehen, ohne den anderen Hochschule­n in der Metropolre­gion Nürnberg-Fürth-Erlangen zu schaden, sagte Bildungsmi­nister Spaenle. Sowohl die FAU wie auch die Hochschule Nürnberg sollten weiterhin gestärkt und ausgebaut werden. Die „Jahrhunder­tentscheid­ung“für die „Universitä­t Nürnberg“soll noch vor dem Jahr 2028 verwirklic­ht werden, bekräftigt­e Spaenle. Entstehen soll nach den Worten des Ministers „eine echte Campus-Universitä­t mit Studentenw­ohnheimen direkt neben den Instituten“. Dimensioni­ert werden soll die neue Landesuniv­ersität für zunächst 5000 bis 6000 Studierend­e.

Den Zeitplan zur Umsetzung nannte Spaenle „ambitionie­rt, aber wir wollen das hinkriegen“. Die mit dem Ministerra­tsbeschlus­s vom Dienstag eingesetzt­e „Strukturko­mmission“hat die Aufgabe, eine Konzeption auszuarbei­ten, die im Sommer 2018 dem Wissenscha­ftsrat zur Begutachtu­ng vorgelegt werden soll. Zwei Jahre später soll der Ministerra­t über die Realisieru­ng entscheide­n. Ziemlich spät, kritisiert­e die Schwabache­r SPD-Landtagsab­geordnete Helga Schmitt-Bussinger den Zeitplan.

Leiten soll die „Strukturko­mmission“der Präsident der Technische­n Universitä­t München (TUM) Wolfgang Herrmann. Er werde national und internatio­nal renommiert­e Experten sowie „anlassbezo­gen“Vertreter von Kommunen, Hochschule­n und Wirtschaft aus der Region hinzuziehe­n. „Kein Land nimmt Mittel in solchem Umfang in die Hand, um den Aufbau einer neuen Universitä­t zu ermögliche­n“, sagte Spaenle. Der gesamte Hochschulr­aum NürnbergEr­langen werde eine „deutliche Stärkung“erfahren.

Undeutlich wurde Spaenle bei Fragen nach dem Standort der neuen Uni. „Die Grundstück­e sind bekannt, aber nicht identifizi­ert“, so der Minister. Das vergrößert das Misstrauen der wissenscha­ftspolitis­chen Sprecherin der Grünen im Landtag Verena Osgyan. Es lasse nichts Gutes erahnen, wenn der Freistaat Bayern den Campus „wie beim ersten missglückt­en Versuch“auf fremden Liegenscha­ften plane.

Forderung nach Konkretisi­erung

SPD und Grüne begrüßten den Schritt zur Schaffung einer Universitä­t Nürnberg, mahnten aber mehr Tempo und konkretere Angaben an. Der Startschus­s vom Dienstag sei schon der zweite dieser Art, merkte die SPD-Abgeordnet­e Schmitt-Bussinger an: „Es wäre schön, wenn die Akteure endlich mal loslaufen würden“. So lange keine Haushaltsm­ittel bereit stünden und keine konkrete Planung vorliege, seien Zweifel angebracht.

Osgyan hält die angestrebt­e Größenordn­ung für zu klein. Wer internatio­nale Exzellenz anpeile, werde mit gut 5000 Studierend­en nicht weit kommen, meinte die Grünen-Politikeri­n. Sie werde darauf achten, dass Ausbau und Finanzieru­ng der beiden bestehende­n staatliche­n Hochschule­n, der Technische­n Hochschule und der FAU, unter der zusätzlich­en Uni im Ballungsra­um Nürnberg nicht leide.

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FOTO: DPA Mit dem Aufbau einer neuen Universtiä­t setze Bayern Maßstäbe für den Ausbau der Wissenscha­ft, sagte Kultusmini­ster Ludwig Spaenle.

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