Weiler sind das Ziel
Mitglieder des Kreisheimattags Lindau gehen auf Tour
Einen Tag lang beschäftigten sich Mitglieder des Kreisheimattags Lindau mit der Entstehung der Westallgäuer Landschaft mit Pfänder und Bodensee. Professor Dr. Herbert Scholz und Diplom-Geologin Dr. Dorothea Frieling verstanden es, die Auswirkungen der Alpenauffaltung und der Eiszeiten auch für Laien verständlich zu erklären. Bei sieben Stationen veranschaulichten sie die Folgen der Würmeiszeit auf die heutigen Geländeformen. Möglich wurde die Exkursion durch Vermittlung von Gerd Zimmer, Weiler.
Der Enschenstein war das erste Ziel. Entlang des Eyenbachs ging es über einen steilen Weg hinauf. Gesäumt ist er von Felsbrocken, die aus der Silvretta stammen. Sie enthalten Quarz und Gneise und manchmal sogar Goldteilchen. Unmittelbar unterhalb des Enschensteins waren die austernführenden Konglomerate der Oberen Meeresmolasse gut erkennbar. Professor Scholz wies auf einen riesigen, inzwischen bewachsenen Findling hin, der vor Jahrtausenden von der Spitze des Enschensteins abgestürzt sein muss. Seine Gesteinszeichnungen sind genau spiegelbildlich derer des Hauptfelsens. Ganz in der Nähe sind in einem Fließwasser "Onkoide" zu finden. Dr. Dorothea Frieling machte auf die konzentrisch geformten Gebilde aufmerksam. Sie stammen von Blaualgen, die einen Kern umkrusten.
Große Sandsteinwände gibt es im Ellhofer Tobel. Entstanden sind sie aus Molasseschichten, die in Jahrmillionen zu Sandstein verfestigt wurden. Dieser Ellhofer Sandstein wurde beim Innenausbau des Ulmer Münsters verwendet. Am Augsburger Hauptbahnhof war er bis zur Sanierung nach dem Zweiten Weltkrieg zu finden. Gerne verarbeitet wurden er auch zu Mühl-, Schleif- und Wetzsteinen.
Bei Dreiheiligen findet man eine Hochfläche vor, die durch sich wiederholende Senken sehr stark wellig ist. Das merken vor allem Radler, die auf der Trasse unterwegs sind. Innere Endmoränen haben für die teilweise stufenartige Form des Geländes gesorgt.
Was passiert, wenn unter dem heutigen Erdreich vor zigtausend Jahren Kies auf Seeton abgelagert wurde? An einem Feld oberhalb der LI12 ist das zu sehen. Das Fundament ist instabil. Es gibt immer wieder Geländeabrisse und die Bäume im Wald dahinter stehen wie betrunken, schief in der Gegend. Wie alt das Argental ist, kann man an der "Hohen Wand" in der Höll bei Mallaichen erkennen. Oberhalb von Grünenbach, am Laubenbergweg, ist eine Stelle an welcher man aufgrund von Bohrungen ziemlich genau bestimmen kann, wo der Höchststand des letzten Eiszeitgletschers war.
Im Maierhöfer Ortsteil "Untersteig" fließt ein namenloser Bach, der nach der Steigmühle kleine, terassenartige Becken gebildet hat. Hier kann man Kalktuffsteine finden. Geht man den Weg weiter bis zur Mündung in die Argen, entdeckt man dort in einer steilen Wand neben Mergel und Konglomeraten auch schwarze Stellen: Braunkohle. "Es war hochinteressant. Wir haben viel über unsere Heimat gelernt", bemerkte der Vorsitzende des Kreisheimattags, Wolfgang Sutter, nach dieser beeindruckenden, informativen Tagestour.