Das war wohl nicht der Wunsch des Grafen
Zur Beilage „20 Jahre Erstflug Zeppelin NT“; LZ vom 1. Juli: Zur Beilage lassen Sie mich als ein in ihrem Artikel Betroffener Folgendes hinzufügen: Zunächst geht die Idee zur Entwicklung eines modernen Zeppelins auf den Zeppelin Veteranen Ernst Fischbach zurück, der mit mir 1987 zur Firma ZMW nach Garching reiste, um dort bei Direktor Kollmann eine Luftschiffstudie zu akquirieren. Er ließ uns abblitzen. Erst 1989 konnte ein Mr. Alexander beim OB Dr. Wiedmann erreichen, dass sich dieser für eine solche Studie erwärmen ließ. So wurde ich als externer Beratungsingenieur nunmehr beauftragt, die Studie zusammen mit dem im Artikel erwähnten Herrn Hagenlocher von ZMW durchzuführen.
Ich war bis ca 1992/93 verantwortlicher Projektleiter, Herr Hagenlocher mein Mitarbeiter, und die diversen Arbeiten wie Fortschrittsberichte, Modellerprobung, Präsentationen etc. wurden ausnahmslos gemeinsam durchgeführt. Wenn Sie jetzt schreiben, dass er mich nur „sporadisch zum Vier-Augenaustausch getroffen hat“, er die „Anforderungen ... zusammengestellt“, dem „Gremium seine Studie präsentiert“hat, so ist das unwahr und mir unverständlich. Vielmehr wurden unter meiner Anleitung die entscheidenden Entwurfsparameter wie Abmessungen, Schwenktriebwerke, Strukturausbildung etc. für den NT festgelegt. Dieser sollte ursprünglich den Erprobungsträger für ein größeres Seriengerät darstellen. Durch eine spätere Verlängerung war dann eine Nutzung für den Passagiertransport halbwegs möglich. Bezüglich der Patentanmeldung NT-Struktur sind wir beide als Erfinder genannt.
Die in Ihrem Artikel erwähnte Reaktion der Medien betraf zum einen die ersten NT-Testflüge 1997, die – wie der „Spiegel“schreibt – äußerst dilettantisch durchgeführt wurden. Zum anderen gab der Zustand von drei gut bezahlten Geschäftsführern bei weniger als 30 Beschäftigten Anlass zur Kritik.
Sie schreiben „Windischbauer sah das Projekt .... kritisch“– er sieht es immer noch so. Mit nur drei bis vier Prozent des Hindenburg-Volumens bleiben beim NT Wirtschaftlichkeit und Marktchancen auf der Strecke. Zwar erfreut der Anblick des NT das Auge, doch ich meine, dass er für Friedrichshafen nur als fliegendes Feigenblatt mit PR-Wirkung fungiert – war das der Wunsch des Grafen?
Florian Windischbauer,
Lindau