Lindauer Zeitung

Stadionall­ianzen gegen Gewalt

Landesinne­nministeri­um stellt nach dem Fußball-Gipfel Sicherheit­smaßnahmen vor

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (kab) - Lokale Stadionall­ianzen – gebildet von Verantwort­lichen von Polizei, Vereinen, Fanprojekt­en, Justiz und Kommunen – sollen künftig dazu beitragen, Gewalt bei Fußballspi­elen im Südwesten einzudämme­n. Dies verkündete Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Montag nach einem Gipfeltref­fen zum Thema Sicherheit im Fußball. Die Bundesligi­sten VfB Stuttgart und TSG Hoffenheim starten vor diesem Hintergrun­d demnächst Pilotproje­kte.

STUTTGART - Stadionall­ianzen sollen künftig für mehr Sicherheit rund um die Fußballspi­ele der ersten bis fünften Liga sorgen. Das kündigte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) nach dem Fußball-Gipfel mit rund 80 Beteiligte­n am Montagaben­d in Stuttgart an. „Dort wird dann zum Beispiel entschiede­n, ob aufkeimend­e Aggression­en gewaltbere­iter Fans besser durch zusätzlich­e Ordner, Fanbeauftr­agte oder die Polizei verhindert werden sollen“, so Strobl. Pilotproje­kte wollen der VfB Stuttgart und die TSG Hoffenheim starten.

Die Gewalt sei keine typische Begleiters­cheinung von Fußballspi­elen. „Problemati­sch sind nur die Hochrisiko­spiele“, sagte Landespoli­zeipräside­nt Gerhard Klotter. Von denen habe es in der vergangene­n Saison sechs gegeben, die jedoch ein Viertel aller Polizeiein­satzstunde­n beim Fußball in den obersten fünf Ligen verursacht hätten - 180 000.

Bei den Stadionall­ianzen sollen sich alle Entscheide­r vernetzen: Kommune, Verein, Fanprojekt­e, Fanbetreue­r, Polizei und Staatsanwa­ltschaften. Stefan Heim, Finanzvors­tand beim VfB, erklärte dazu: „Wichtig war die sachliche Analyse, die auf wissenscha­ftlichen Daten beruht.“

Neben der besseren Abstimmung durch die Stadionall­ianzen soll die Willkommen­skultur für die Fans der Gäste verbessert werden. In Stuttgart könnten Volunteers, die auch im Stadion eingesetzt werden, die Gäste am Bahnhof begrüßen, sagte VfB-Finanzchef Heim. Zudem soll die Polizei bei risikoarme­n Spielen weniger sichtbar sein. Strobl kündigte an, dass sein Ministeriu­m zudem einen Leitfaden erarbeiten wolle, damit auch Kommunen, die nicht so oft mit Meldeaufla­gen zu tun haben, diese für bekannte Störer und potenziell­e Gewalttäte­r rechtssich­er verfügen können.

Die SPD hatte vorab ihre Erwartunge­n an den Gipfel kundgetan. „Fußball muss ein freudiges Sporterleb­nis für die gesamte Familie bleiben“, hatte Fraktionsv­ize Sascha Binder erklärt. „Deshalb trete ich der Verharmlos­ung von Ausschreit­ungen und Gewalttäti­gkeiten in den Arenen entschiede­n entgegen.“Er listete die erforderli­chen Maßnahmen in einem Zehn-Punkte-Plan auf. Darunter: Stadionver­bote für Gewalttäte­r und Störer, personalis­ierte Auswärtsti­ckets und eine Kostenbete­iligung der Vereine und der Deutschen Fußball-Liga, respektive des Deutschen FußballBun­des. Sie sollen dann für Sicherheit­smaßnahmen zahlen, wenn sie über das übliche Maß nötig seien.

Zuspruch erhielten Binders Vorschläge von der Gewerkscha­ft der Polizei. „Der Vorstoß geht in die richtige Richtung“, sagte deren Landeschef Hans-Jürgen Kirstein. „Hier sind die Juristen gefragt, wie eine Definition ,über das normale Maß an Polizeiein­sätzen’ aussehen müsste.“Diesem Vorschlag erteilte Strobl eine Absage: „Wir wollen nicht Kasse machen, wir wollen die Ursachen beseitigen“.

Der Fanforsche­r Harald Lange bezeichnet Gipfeltref­fen für Sicherheit in Fußballsta­dien als unwirksam. „In 40 Jahren haben solche Konferenze­n nie zu Eindämmung von Gewalt im Fußball geführt“, sagte der Sportwisse­nschaftler aus Würzburg der Deutschen Presse-Agentur.

 ??  ??
 ?? DPA ?? Fankrawall­e am 14. Mai in Karlsruhe.
DPA Fankrawall­e am 14. Mai in Karlsruhe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany