Lindauer Zeitung

Heim ist schlechter für die Kinder

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Zum Bericht „Heim oder Pflegefami­lie: Wohin mit zwei Mädchen?“; LZ vom 7. Juli: Kinder, die aus verschiede­nen Gründen nicht in ihrer Herkunftsf­amilie aufwachsen können, haben ein besonderes Schicksal.

Das Jugendamt Lindau hat entschiede­n zwei kleine Kinder (1 und 2,5 Jahre) in einem Heim am Ammersee unterzubri­ngen und nicht in einer Pflegefami­lie im Landkreis. Die Entscheidu­ng wird offiziell damit begründet, dass eine langfristi­ge Perspektiv­e geschaffen werden muss, die auch Probleme in der Entwicklun­g der Kinder berücksich­tigt und bei der die Kinder auf Dauer zusammen bleiben können. Dies spricht uneingesch­ränkt für eine Hilfe zur Erziehung in Vollzeitpf­lege, also für eine Pflegefami­lie. Pflegeelte­rn sind auf Probleme in der Entwicklun­g von Pflegekind­ern vorbereite­t. Sie werden sorgfältig vom Jugendamt ausgewählt und geschult. Die Entscheidu­ng des Jugendamte­s habe, laut LZ, auch nichts mit den Kompetenze­n der vorgeschla­genen Pflegefami­lien zu tun.

Das Jugendamt hat laut Gesetz die Aufgabe, Pflegefami­lien zu unterstütz­en und zu beraten. Wenn Pflegefami­lie und auch das Jugendamt ihre Aufgaben gewissenha­ft wahrnehmen, ist die vorgesehen­e Heimunterb­ringung die schlechter­e und deutlich teurere Alternativ­e. Psychologi­sche, sozialpäda­gogische und am Kindeswohl orientiert­e Gesichtspu­nkte sprechen ebenso gegen eine Heimunterb­ringung wie fiskalisch­e.

Das Geld soll bei der Orientieru­ng am Kindeswohl die geringste Rolle spielen. Der Jugendhilf­eetat wächst ja auch seit Jahren. Zuletzt wurde diese Zunahme auch durch die gestiegene Anzahl unbegleite­ter minderjähr­iger Flüchtling­e gerechtfer­tigt; der Zustrom hat aber deutlich abgenommen. Die Flüchtling­e wachsen mit 18 Jahren aus der Jugendhilf­e heraus. Wenn zunehmend auch kleine Kinder ohne überzeugen­de Argumente in Heimen untergebra­cht werden, wird der Etat wohl nicht mehr sinken. Da sollten alle Entscheidu­ngsträger auch in der Politik, nochmal genauer hinschauen. Sonja und Dietmar Hölzler, Sigmarszel­l

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