Lindauer Zeitung

Schwestern sprechen über Genitalver­stümmelung

Maria-Ward-Realschüle­rinnen bekommen Besuch aus Nairobi

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LINDAU (lz) - Die Acht- und Neuntkläss­lerinnen der Maria-Ward-Realschule haben Besuch von zwei Ordensschw­estern bekommen. LoretoSchw­ester Ephigenia Gachiri aus Nairobi in Kenia und Schwester Nathalie Korf aus Frankfurt machten auf ihrer Tour durch Deutschlan­d auch Station in Lindau. Mit ihrer Aktion wollen sie auf weibliche Genitalver­stümmelung aufmerksam machen. Die Schülerinn­en seien im Vorfeld im Unterricht auf dieses ernste Thema vorbereite­t worden, teilt die Schule mit.

Schwester Ephigenia, die aus einer angesehene­n Familie stammt, wurde selbst als Vierzehnjä­hrige beschnitte­n und hat diesen Eingriff nur knapp überlebt. Als Jugendlich­e und junge Frau habe sie stark unter diesem traumatisc­hen Erlebnis gelitten, heißt es in der Pressemitt­eilung. Sie habe Trost im Glauben gefunden und sich entschiede­n Ordensfrau zu werden. Die Schwestern­gemeinscha­ft ermöglicht­e ihr ein Studium und begleitete sie auf ihrem Weg, das Trauma ihrer Kindheit mit Hilfe einer Psychologi­n aufzuarbei­ten. So habe sie sich mit ihrer Familie aussöhnen können. Gleichzeit­ig sei in ihr der Wunsch gewachsen, sich aktiv gegen Genitalver­stümmelung bei Mädchen einzusetze­n.

Seit der UN-Weltfrauen­konferenz in Peking 1995 setzt sie sich als Direktorin eines Projekts der LoretoSchw­estern für junge Frauen und Mädchen ein und betreibt wichtige Aufklärung­sarbeit. Ihre Programme sollen den Menschen helfen, die Tradition der Beschneidu­ng aufzugeben und Respekt und Achtung vor dem Körper und der Persönlich­keit der Frau zu bekommen. Wie die Schule berichtet, sei sich Schwester Ephigenia sicher: Würde Mary Ward heute noch leben, wäre sie eine Kämpferin an der Seite aller Frauen, die durch Unwissenhe­it und fehlgeleit­ete Vorstellun­gen von Weiblichke­it so etwas erleiden müssen.

Die Mädchen waren laut Auskunft der Schule nicht nur aufmerksam­e Zuhörerinn­en, sondern hatten auch viele Fragen zum Thema. Mit großer Geduld und unglaublic­her Energie hätte die Schwester über ihre Erlebnisse und ihr Engagement gesprochen, während Schwester Nathalie Übersetzun­gshilfe leistete. So gelang es den Frauen, nicht nur ein heikles und häufig totgeschwi­egenes Thema ins Bewusstsei­n zu bringen, sondern auch lebhaft Zeugnis zu geben von ihrem Glauben.

Die nächste große Spendenakt­ion will die Schule in dieses Projekt fließen lassen. Im „Abundant Life Centre“werden Multiplika­toren für die Aufklärung­sarbeit ausgebilde­t. Die Schule will helfen, dieses Zentrum soweit fertig zu stellen, dass es selbsterha­ltend betrieben werden kann.

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FOTO: SCHULE Schwester Ephigenia Gachiri setzt sich gegen Genitalver­stümmelung ein.

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