Zeppelin-Universität bleibt am Seemooser Horn
Hochschule richtet Gründerzentrum in der ehemaligen Bibliothek ein
FRIEDRICHSHAFEN - Die ZeppelinUniversität (ZU) wird am Seemooser Horn bleiben und dort ihr Gründerzentrum „Pioneer Port“eröffnen. Die Uni wird damit weiterhin zwei Standorte unterhalten. In den Räumen der ehemaligen Bibliothek der Uni entsteht ab Herbst die Einrichtung, in der gründungswillige Studenten mit der regionalen Wirtschaft und der Wissenschaft zusammentreffen. Ferner sollen auch Angebote für potenzielle Gründer aus der Region organisiert werden, die nicht an der ZU studieren.
Gründerzentren gibt es zahlreiche, auch von Universitäten. Ungewöhnlich und neu ist an dem „Pioneer Port“der ZU, dass hier die regionale Wirtschaft eingebunden wird, sogenannte Co-Working-Plätze einrichten kann, und die Angebote des Zentrums sich nicht nur an die Studenten richtet. Gründen gehöre zur DNA der Universität, sagt ZUPräsidentin Insa Sjurts. Mittlerweile haben sich aus dieser Universität bereits rund 140 Unternehmen verschiedenster Art gegründet.
Jetzt bekommen die Studenten, aber auch junge Leute aus der Region, die sich mit dem Gedanken einer Firmengründung beschäftigen, Hilfe an die Hand und eine Basis, auf der sie sich ausprobieren können. Es wird einen Beirat geben, in dem regionale Unternehmen sowie Studenten, Wissenschaftler und Wirtschaftsförderer vertreten sind.
Zukunft des Seemooser Horns
Mit der Entscheidung für diese Einrichtung ist auch die Entscheidung gefallen, was mit dem Seemooser Horn passieren soll. In Absprache mit der Stadtverwaltung, der Eigentümerin Zeppelin Luftschiffbau sowie der ZU-Stiftung wird die Uni am Seemooser Horn bleiben. Überlegungen, das Gebäude am Seemooser Horn aus finanziellen Gründen vonseiten der Universität aufzugeben, gehören damit der Vergangenheit an.
Ein Sprecher der Universität: „Der Mietvertrag für das Gebäude am Seemooser Horn ist auf weitere zehn Jahre gerade verlängert worden.“
Nach der Konsolidierung der Uni-Finanzen und diesem ebenfalls neu gestalteten Mietvertrag werde die Bibliotheksetage für das Gründerzentrum genutzt, der Rest sei für Lehre, Forschung und Verwaltung nötig, da der Raum im Fallenbrunnen „bei weitem nicht“ausreiche.
Bestandteile im Gründerzentrum
Aus drei Teilen soll der „Pioneer Port“bestehen. Zum einen soll eine „Startup School“gebildet werden. Auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung erklärte Insa Sjurts den Hintergrund dieser Einrichtung. „Es wird Kurse zum Thema Unternehmensgründung und Finanzierung geben“, sagt sie. Außerdem sollen Gründer über ihre größten Fehler berichten. „Es muss ja nicht der gleiche Fehler mehrmals gemacht werden“, so Insa Sjurts.
Erfahrung und Wissen soll auf diese Weise an die Zielgruppe weitergegeben werden. Es sollen Formate angeboten werden, die sich an die Region direkt richten. Schüler, die Ideen haben, werden zu Seminaren für „Schnuppergründer“eingeladen und können sich mit Mitarbeitern von Förderunternehmen als Ideengeber unterhalten.
In der „Shipyard“, der „Werft“, treffen sich Leute mit konkreten Ideen, die ein Gründungsstipendium beantragen wollen oder Finanzierungsfragen haben. Konflikte im Team oder andere Probleme, die bei der Gründung eines Unternehmens auftauchen können, werden hier diskutiert und bearbeitet.
Drittes Standbein des „Pioneer Port“sind die „Racing Teams“. Das sind Gründerteams aus dem Haus, die für sechs bis zwölf Monate betreut werden. „Dabei geht es um Bildung statt Sponsoring“, erklärt die Präsidentin das Prinzip, das hinter der Einrichtung steht. Im „Pioneer Port“werden Wissenschaftler, Vertreter der Wirtschaft und Gründungswillige eng zusammenarbeiten. Die Firma Wagner aus Markdorf ist die erste, die sich dort mit Räumen beteiligt. Wagner betreibt dort dann das Büro „Freiraum“, das speziell mit Gründungswilligen zusammenarbeitet.
Keine Konkurrenz zu Ritz
„Bisher hat die ZU viele Menschen ausgebildet, die dann die Region verlassen, vielleicht können wir auf diese Weise den Wandel der Region begleiten“, sagt Sjurts. Den Wandel macht die Präsidentin an vielen Dingen fest. Die Digitalisierung und neue Dienstleistungsangebote werden auch die Arbeitswelt der Region verändern. Mit einer solchen Einrichtung im Rücken sei es wahrscheinlich, dass neugegründete Unternehmen in Friedrichshafen bleiben. Sjurts sieht im „Pioneer Port“der ZU keineswegs eine Konkurrenz zu dem im Fallenbrunnen von der Industrie und der Dualen Hochschule geplanten „Ritz“: „Wir werden weder Labore haben, noch eine technische Ausbildung anbieten können.“
Die Chefin des „Pioneer Port“
Geleitet wird das Gründerzentrum von Sandra Rompe. Nach dem Abitur in Friedrichshafen am Karl-Maybach-Gymnasium absolvierte sie ein Studium der Sozioökonomie und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Augsburg und der FH Kempten mit dem Abschluss Diplom-Betriebswirtin.
Beim Sommerfest der ZeppelinUniversität am Samstag, 16. September, wird die Einrichtung erstmals öffentlich vorgestellt.
Oberbürgermeister Andreas Brand freut sich über diese Entwicklung: „Ich begrüße die Initiative der Zeppelin Universität, am Seemooser Horn ein Gründerzentrum zu schaffen – denn davon profitieren alle: Start-Up-Unternehmen, die Studierenden, die Universität selbst und Stadt und Region als Wirtschaftsstandort. Und auch für den Standort Seemoser Horn bedeutet das Gründerzentrum eine überaus positive Entwicklung: Das Gründerzentrum ergänzt das Konzept am Seemooser Horn, Lage und Standort sind in sich schlüssig.“