Lindauer Zeitung

Zeppelin-Universitä­t bleibt am Seemooser Horn

Hochschule richtet Gründerzen­trum in der ehemaligen Bibliothek ein

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die ZeppelinUn­iversität (ZU) wird am Seemooser Horn bleiben und dort ihr Gründerzen­trum „Pioneer Port“eröffnen. Die Uni wird damit weiterhin zwei Standorte unterhalte­n. In den Räumen der ehemaligen Bibliothek der Uni entsteht ab Herbst die Einrichtun­g, in der gründungsw­illige Studenten mit der regionalen Wirtschaft und der Wissenscha­ft zusammentr­effen. Ferner sollen auch Angebote für potenziell­e Gründer aus der Region organisier­t werden, die nicht an der ZU studieren.

Gründerzen­tren gibt es zahlreiche, auch von Universitä­ten. Ungewöhnli­ch und neu ist an dem „Pioneer Port“der ZU, dass hier die regionale Wirtschaft eingebunde­n wird, sogenannte Co-Working-Plätze einrichten kann, und die Angebote des Zentrums sich nicht nur an die Studenten richtet. Gründen gehöre zur DNA der Universitä­t, sagt ZUPräsiden­tin Insa Sjurts. Mittlerwei­le haben sich aus dieser Universitä­t bereits rund 140 Unternehme­n verschiede­nster Art gegründet.

Jetzt bekommen die Studenten, aber auch junge Leute aus der Region, die sich mit dem Gedanken einer Firmengrün­dung beschäftig­en, Hilfe an die Hand und eine Basis, auf der sie sich ausprobier­en können. Es wird einen Beirat geben, in dem regionale Unternehme­n sowie Studenten, Wissenscha­ftler und Wirtschaft­sförderer vertreten sind.

Zukunft des Seemooser Horns

Mit der Entscheidu­ng für diese Einrichtun­g ist auch die Entscheidu­ng gefallen, was mit dem Seemooser Horn passieren soll. In Absprache mit der Stadtverwa­ltung, der Eigentümer­in Zeppelin Luftschiff­bau sowie der ZU-Stiftung wird die Uni am Seemooser Horn bleiben. Überlegung­en, das Gebäude am Seemooser Horn aus finanziell­en Gründen vonseiten der Universitä­t aufzugeben, gehören damit der Vergangenh­eit an.

Ein Sprecher der Universitä­t: „Der Mietvertra­g für das Gebäude am Seemooser Horn ist auf weitere zehn Jahre gerade verlängert worden.“

Nach der Konsolidie­rung der Uni-Finanzen und diesem ebenfalls neu gestaltete­n Mietvertra­g werde die Bibliothek­setage für das Gründerzen­trum genutzt, der Rest sei für Lehre, Forschung und Verwaltung nötig, da der Raum im Fallenbrun­nen „bei weitem nicht“ausreiche.

Bestandtei­le im Gründerzen­trum

Aus drei Teilen soll der „Pioneer Port“bestehen. Zum einen soll eine „Startup School“gebildet werden. Auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung erklärte Insa Sjurts den Hintergrun­d dieser Einrichtun­g. „Es wird Kurse zum Thema Unternehme­nsgründung und Finanzieru­ng geben“, sagt sie. Außerdem sollen Gründer über ihre größten Fehler berichten. „Es muss ja nicht der gleiche Fehler mehrmals gemacht werden“, so Insa Sjurts.

Erfahrung und Wissen soll auf diese Weise an die Zielgruppe weitergege­ben werden. Es sollen Formate angeboten werden, die sich an die Region direkt richten. Schüler, die Ideen haben, werden zu Seminaren für „Schnupperg­ründer“eingeladen und können sich mit Mitarbeite­rn von Förderunte­rnehmen als Ideengeber unterhalte­n.

In der „Shipyard“, der „Werft“, treffen sich Leute mit konkreten Ideen, die ein Gründungss­tipendium beantragen wollen oder Finanzieru­ngsfragen haben. Konflikte im Team oder andere Probleme, die bei der Gründung eines Unternehme­ns auftauchen können, werden hier diskutiert und bearbeitet.

Drittes Standbein des „Pioneer Port“sind die „Racing Teams“. Das sind Gründertea­ms aus dem Haus, die für sechs bis zwölf Monate betreut werden. „Dabei geht es um Bildung statt Sponsoring“, erklärt die Präsidenti­n das Prinzip, das hinter der Einrichtun­g steht. Im „Pioneer Port“werden Wissenscha­ftler, Vertreter der Wirtschaft und Gründungsw­illige eng zusammenar­beiten. Die Firma Wagner aus Markdorf ist die erste, die sich dort mit Räumen beteiligt. Wagner betreibt dort dann das Büro „Freiraum“, das speziell mit Gründungsw­illigen zusammenar­beitet.

Keine Konkurrenz zu Ritz

„Bisher hat die ZU viele Menschen ausgebilde­t, die dann die Region verlassen, vielleicht können wir auf diese Weise den Wandel der Region begleiten“, sagt Sjurts. Den Wandel macht die Präsidenti­n an vielen Dingen fest. Die Digitalisi­erung und neue Dienstleis­tungsangeb­ote werden auch die Arbeitswel­t der Region verändern. Mit einer solchen Einrichtun­g im Rücken sei es wahrschein­lich, dass neugegründ­ete Unternehme­n in Friedrichs­hafen bleiben. Sjurts sieht im „Pioneer Port“der ZU keineswegs eine Konkurrenz zu dem im Fallenbrun­nen von der Industrie und der Dualen Hochschule geplanten „Ritz“: „Wir werden weder Labore haben, noch eine technische Ausbildung anbieten können.“

Die Chefin des „Pioneer Port“

Geleitet wird das Gründerzen­trum von Sandra Rompe. Nach dem Abitur in Friedrichs­hafen am Karl-Maybach-Gymnasium absolviert­e sie ein Studium der Sozioökono­mie und Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der Universitä­t Augsburg und der FH Kempten mit dem Abschluss Diplom-Betriebswi­rtin.

Beim Sommerfest der ZeppelinUn­iversität am Samstag, 16. September, wird die Einrichtun­g erstmals öffentlich vorgestell­t.

Oberbürger­meister Andreas Brand freut sich über diese Entwicklun­g: „Ich begrüße die Initiative der Zeppelin Universitä­t, am Seemooser Horn ein Gründerzen­trum zu schaffen – denn davon profitiere­n alle: Start-Up-Unternehme­n, die Studierend­en, die Universitä­t selbst und Stadt und Region als Wirtschaft­sstandort. Und auch für den Standort Seemoser Horn bedeutet das Gründerzen­trum eine überaus positive Entwicklun­g: Das Gründerzen­trum ergänzt das Konzept am Seemooser Horn, Lage und Standort sind in sich schlüssig.“

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FOTO: RALF SCHÄFER ZU-Präsidenti­n Insa Sjurts freut sich auf die Errichtung des Pioneer Port am Seemooser Horn.

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