Lindauer Zeitung

Das Glück vom Geben

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Was ist eigentlich ein Gutmensch? Ein Gutmensch ist ein guter Mensch, der die Menschen mit seinen guten Taten nervt. Er hilft alten Menschen über die Straße, obwohl kein Auto kommt. Er lobt ohne Grund, hat immer ein Ohr für andere, ist permanent gut drauf, spendet sein Gehalt und zeigt Verständni­s für Donald Trump, Recep Tayyip Erdogan und Hannibal Lecter. Anders: Der Gutmensch gibt. Er gibt Gefühle, Geld und Nächstenli­ebe. Für ihn ist selbstlose­s Handeln selbstvers­tändlich. Das kann nerven.

Eine neue Untersuchu­ng rückt den Gutmensche­n nun in ein anderes Licht: Forscher der Uni Zürich haben festgestel­lt, dass Geben und Glück im Gehirn eng miteinande­r zusammenhä­ngen. Großzügigk­eit tut demnach dem eigenen Ruf gut, und man kann dann eher hoffen, dass einem später auch geholfen wird. Nicht nur das, hat die Messung der Gehirnströ­me doch gezeigt: Großzügige Menschen sind tatsächlic­h glückliche­r als egoistisch­e. Der Gutmensch gibt also, weil er glücklich sein will – genauso wie das Geld anderer Leute den Ganoven glücklich macht.

„Man braucht nicht gleich aufopfernd selbstlos zu werden, um glückliche­r zu sein“, sagt ein beteiligte­r Forscher zu den neuen Erkenntnis­sen. „Ein bisschen großzügige­r zu werden, reicht bereits aus.“Und es kommt noch besser: Die Forschunge­n zeigten auch, dass schon der Vorsatz, selbstlos zu sein, ausreicht, um sich besser zu fühlen. Geben macht also glücklich, es sich vorzunehme­n aber auch. Das ist eine gute Nachricht – gleicherma­ßen für Gutmensche­n wie für Ganoven. (dg)

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FOTO: AFP Selbstlose unter sich: zwei der größten Geber dieses Planeten.

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