Lindauer Zeitung

Felbinger gibt verbittert auf

Der unterfränk­ische Freie-Wähler-Landtagsab­geordnete verlässt seine Fraktion

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Angenehm werde es für den Freie-Wähler-Landtagsab­geordneten Günther Felbinger nicht werden, wenn er nach seiner Krankheit in die Fraktion zurückkehr­e, wurde Fraktionsk­ollege Benno Zierer unlängst zitiert. Die Botschaft ist angekommen: Der Gemündener Parlamenta­rier Felbinger erklärte am Dienstag „mit sofortiger Wirkung“seinen Austritt aus der Fraktion. Sein Landtagsma­ndat will er aber behalten.

Fraktionsc­hef Hubert Aiwanger zeigte sich erleichter­t, aber auch Verständni­s für die „Verbitteru­ng“Felbingers. Der hatte sich seit Anfang Mai vom Münchener Parlaments­betrieb wegen Krankheit abgemeldet, in Unterfrank­en aber gleichwohl Veranstalt­ungen wie das Gemündener Heimatfest besucht. Das hatte den Unmut bei einigen in seiner Fraktion gesteigert. Etliche Abgeordnet­e waren schon zuvor für einen Fraktionsa­usschluss des Unterfrank­en wegen der Zweckentfr­emdung von Bezügen eingetrete­n.

Dem hatte Felbinger noch widerstand­en, aber die „nicht nachvollzi­ehbaren Anfeindung­en gegen meinen Krankensta­nd und die Spekulatio­nen über meinen Gesundheit­szustand“haben den 55-Jährigen jetzt veranlasst, selbst den Hut zu nehmen. Eine Gemeinscha­ft, welche die „Gesundheit als oberste Maxime“infrage stelle, biete für ihn „keine gemeinsame Basis mehr“, schrieb Felbinger.

Für Fraktionsc­hef Aiwanger, der nach eigener Aussage mit Felbinger in ständigem Kontakt stand, kommt der Schritt nicht überrasche­nd. Felbinger habe seine Erkrankung „mit Sicherheit nicht vorgetäusc­ht“, so Aiwanger. Felbinger hat nach eigenen Angaben am 27. April eine Herzattack­e erlitten und auf Anraten seines Arztes in den vergangene­n zwei Wochen einige Veranstalt­ungen vor Ort „im Sinne einer durchaus üblichen Wiedereing­liederung“besucht.

Fraktion reagiert erleichter­t

In der Fraktion wird der Schritt Felbingers überwiegen­d mit Erleichter­ung aufgenomme­n. Der Fraktionsv­orstand der Freien Wähler wollte am selben Tag über den Ausschluss Felbingers beraten. Die Meinungsve­rschiedenh­eiten darüber hatten zuletzt auch die Autorität des Fraktionsv­orsitzende­n zu beschädige­n gedroht. „Ich sehe die Sache als erledigt an“, sagte Aiwanger auf Anfrage. „Wir respektier­en diese Entscheidu­ng und konzentrie­ren uns auf die Sacharbeit, die vor uns liegt“, ließ der Fraktionsc­hef wissen.

Die Situation Felbingers in seiner Fraktion wurde auch deshalb zunehmend schwierige­r, weil sich die Münchener Justiz mit der juristisch­en Aufarbeitu­ng seiner Finanzaffä­re Zeit lässt. Am 29. März dieses Jahres erhob die Staatsanwa­ltschaft München I Anklage gegen den unterfränk­ischen Parlamenta­rier wegen „gewerbsmäß­igen Betrugs“. Durch die nicht sachgemäße Verwendung der Felbinger zustehende­n Mitarbeite­rvergütung­en sei dem Steuerzahl­er ein Schaden von 50 000 Euro entstanden. Felbinger hatte nach Aufkommen der Affäre Ende 2015 60 000 Euro an den Landtag zurückbeza­hlt.

Noch immer gibt es keinen Termin für die Hauptverha­ndlungen vor dem Landgerich­t München I gegen Felbinger. Man geht davon aus, dass diese nicht vor Herbst stattfinde­n wird. Der Termin würde damit in die Nähe der Kandidaten­aufstellun­gen für die Landtagswa­hl 2018 rücken.

Aus dem Landtag ausscheide­n will Felbinger nicht. Er werde alle seine politische­n Mandate sowie seine außerpolit­ischen Ämter „in Zukunft mit dem gleichen Engagement weiter führen“, schrieb Felbinger, der dem Landtag seit 2008 angehört. Damit wird er nach der ehemaligen Grünen-Politikeri­n Claudia Stamm der zweite fraktionsl­ose Abgeordnet­e im bayerische­n Parlament. Die Zahl der Mitglieder der Fraktion der Freien Wähler schrumpft auf 18. Sie bleibt gleichwohl die drittstärk­ste Kraft im Landtag.

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FOTO: DPA Günther Felbinger

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