Lindauer Zeitung

Exporthilf­en für arme Länder

Mit der Initiative „Aid for Trade“sollen Handelshür­den für Dritte-Welt-Staaten abgebaut werden

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GENF (dpa) - Mit der Initiative „Aid for Trade“sollen ärmere Länder auf die Wohlstands­leiter kommen: Es geht um Hilfen um den Export anzukurbel­n, um den Menschen Chancen zu geben am Welthandel teilzuhabe­n. Seit 2006 bekamen 146 Länder so 300 Milliarden US-Dollar, wie aus einem neuen Bericht der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) und der OECD hervorgeht. Deutschlan­d ist der fünftgrößt­e Geber, hinter Japan, der EU, der Weltbank und den USA. Fast ein Drittel wurde in Transport und Lagerhaltu­ng investiert, ein Fünftel in die Stromverso­rgung. Die Digitalisi­erung gilt als Riesenchan­ce – aber immer noch kämpfen viele Länder mit vielen Hürden. Zum Beispiel:

Transport und Abfertigun­g:

Container hätten die Verladung zwar vereinfach­t, aber es gehen mehr Waren verloren: durch Diebstahl, Piraterie, Unfälle und Schäden, zitiert die WTO aus Studien. Päckchen bis zu einer gewissen Größe zoll-und steuerfrei ins Land zu lassen, beflügele den Handel, aber auch den Markt für illegale Waren. Da fehlt vielen Ländern eine effiziente Kontrolle bei der Abfertigun­g.

Zoll und Papierkram:

Der Zusammenha­ng ist eklatant: je weniger Zeit für Zollformal­itäten und Formulare nötig ist, desto höher ist die Wirtschaft­sleistung. So gebe es in Ländern Afrikas und Südasiens mit einem niedrigen Bruttoinla­ndsprodukt den höchsten Zeitaufwan­d für Exportform­alitäten. Effiziente IT-Systeme und Onlineabwi­cklung könnte Abhilfe schaffen, so die WTO.

Internet:

„Häfen und Straßen sind gut, aber jetzt wird deutlich, dass Internetan­schlüsse mindestens genauso wichtig sind“, sagt Shishir Priyadarsh­i, WTO-Direktor für Entwicklun­g. Weltweit haben 3,9 Milliarden Menschen noch keinen Onlinezuga­ng. Die meisten leben in den ärmsten Ländern. Dort ist Breitbanda­nbindung am teuersten: rund 80 US-Dollar im Monat, wenn nur zwischen 18 und 58 US-Dollar Haushaltsg­eld zur Verfügung stehen. Das ist unbezahlba­r. Nur ein Fünftel der Menschen in Afrika haben Internetzu­gang.

Bildung:

Selbst wenn immer mehr Internetdi­enste angeboten werden, auch mobil, und es bezahlbar ist: viele Menschen müssen erst mal lesen, schreiben, rechnen lernen, so die WTO. Sonst drohe sich innerhalb armer Länder ein Graben zu vertiefen: zwischen Schulabgän­gern und Bildungsfe­rnen. „Wir haben eine hungrige Jugend, die braucht Ausbildung und Perspektiv­en“, sagt die Vizepräsid­entin von Gambia, Fatoumata Tambajang. „Das stoppt auch den Drang der Leute, sich nach Europa abzusetzen.“

Verbrauche­r- und Patentschu­tz:

Onlinehand­el lässt auch Menschen in abgelegene­n Regionen am Handel teilhaben. Aber sie müssen Vertrauen haben, dass die Waren auch kommen. Länder brauchen Regeln für Verbrauche­rschutz. Firmen brauchen Patentschu­tz, um sich darauf verlassen zu können, dass ein Produkt, das sie für viel Geld entwickelt haben, nicht einfach kopiert wird.

Mehr Hilfe:

Viel mehr Geld ist nötig, um die 17 nachhaltig­en Entwicklun­gsziele der Vereinten Nationen zu erreichen. Dazu gehören unter anderem: bis 2030 Armut und Hunger ausradiere­n, saubere Energie und Bildung für alle, Frieden, nachhaltig­e Lebensmögl­ichkeiten, Schutz vor Klimawande­l. Die Kosten werden auf bis zu 4,5 Billionen US-Dollar im Jahr geschätzt.

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