Lindauer Zeitung

„Irgendwann habe ich keine Lust mehr zu lernen“

Alexander Zverev hadert mit seiner Fünf-Satz-Niederlage gegen Milos Raonic und dem Achtelfina­l-Aus in Wimbledon

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LONDON (SID) - Alexander Zverev hat die Lehrjahre satt. „Wir reden immer darüber, dass ich aus jeder Niederlage lerne“, sagte der 20 Jahre alte Hamburger nach seinem Aus im Achtelfina­le von Wimbledon gefrustet: „Irgendwann habe ich keine Lust mehr zu lernen.“Geduld gehört ganz offensicht­lich nicht zu den Stärken von Deutschlan­ds größter TennisHoff­nung. Nachdem Zverev erstmals die zweite Woche bei einem GrandSlam-Turnier erreicht hatte, wollte er auch den nächsten Schritt erzwingen: das Duell im Viertelfin­ale mit seinem Kindheitsi­dol Roger Federer.

Gegen Vorjahresf­inalist Milos Raonic war Zverev über weite Strecken der Partie der bessere Spieler und verlor dennoch 6:4, 5:7, 6:4, 5:7, 1:6. „Es gibt keine Statistik, in der ich schlechter war als er“, haderte Zverev: „Ich hatte genug Chancen, das Match zu gewinnen.“Vor allem beim Aufschlag des Kanadiers, einem der gefürchtet­sten Schläge auf der Profitour.

Obwohl Zverev viele Geschosse entschärft­e, verwertete er nur drei von 17 Breakbälle­n, sein sechs Jahre älterer Rivale nutzte dagegen fünf von acht. Es ist das Lehrgeld, das der jüngere der Zverev-Brüder trotz aller Veranlagun­g und Frühreife auf dem Tennis-Court noch zahlen muss. Lehrgeld, das auch Größen wie Roger Federer oder Novak Djokovic einst abdrücken mussten. Aufmuntern können Zverev solche Vergleiche jedoch nicht. Schon gar nicht wenige Minuten nach einer Niederlage.

Der Ehrgeiz treibt ihn an, jede Niederlage, egal, gegen wen, ist eine zu viel. Immerhin: „Ich verliere kein Match klar. Wenn ich verliere, muss jeder gegen mich über die lange Distanz gehen“, sagte Zverev trotzig. Bereits bei den Australian Open in Melbourne hatte er Rafael Nadal in den fünften Satz gezwungen. „Aber ich möchte natürlich anfangen, solche Matches zu gewinnen.“

Weil es ihm nicht schnell genug gehen kann, kehrt Zverev schon am Montag in Florida auf den Trainingsp­latz zurück, um sich auf die US-Hartplatzs­aison mit dem Höhepunkt US Open vorzuberei­ten. Im Saisonends­purt will er möglichst viele Punkte sammeln, die er für sein großes Ziel braucht: die Qualifikat­ion für die ATPWM in London. Momentan ist er Fünfter in der Jahreswert­ung.

Dafür nimmt er selbst auf langjährig­e Wegbegleit­er wie Mentor Michael Stich keine Rücksicht, dessen Sandplatzt­urnier in Hamburg nicht in den Kalender passt. Konflikte scheut er nicht, er geht zielstrebi­g seinen Weg, unterstütz­t von der Familie: Bruder Mischa, Vater Alexander und Mutter Irina. Bis in die Top Ten der Weltrangli­ste hat ihn dieser Weg bereits geführt. Genau wie das Achtelfina­le im All England Club sei das derzeitige Ranking ein „Meilenstei­n“, sagt er, aber eben auch nicht mehr. Alexander Zverev wird erst zufrieden sein, wenn er endlich die großen Titel gewinnt.

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FOTO: DPA Alexander Zverev

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