Carlos Liebling
Transferhammer beim FC Bayern – James Rodríguez folgt seinem Ex-Trainer nach München
MÜNCHEN (sz/dpa/SID) - Eine Granate, keine Granate, wie definiert man überhaupt Granate? Nachdem wochenlang die Gerüchteküche über Top-Transfers des FC Bayern München brodelte, hat der Rekordmeister nun mit einem spektakulären Transfercoup alle Vorbehalte verstummen lassen und seinen LuxusKader für mindestens zwei Jahre mit James Rodríguez von Real Madrid verstärkt. Der Kolumbianer, der an diesem Mittwoch 26 Jahre alt wird, kommt auf Leihbasis mit anschließender Kaufoption. Dem Vernehmen nach bezahlen die Bayern für die zwei Jahre zehn Millionen Euro. Die feste Verpflichtung über den 30. Juni 2019 hinaus soll dann 35 Millionen Euro kosten.
„Wir sind sehr glücklich, dass wir diesen Transfer umsetzen konnten. Die Verpflichtung von James Rodríguez war der große Wunsch unseres Trainers Carlo Ancelotti, nachdem beide bereits in Madrid erfolgreich zusammengearbeitet hatten“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Damit habe man „die Qualität unserer Mannschaft ohne Frage noch einmal erhöhen können“, fügte er zufrieden an. 2014 war James – gesprochen Hames; mit stimmhaftem H – David Rodríguez Rubio mit sechs Toren bester Torschütze der WM in Brasilien geworden und anschließend von Madrid für 75 Millionen Euro vom AS Monaco verpflichtet und groß gefeiert worden. Der Bayern-Boss erinnerte auch gleich an die beste Saison von James in Spanien, als dieser 2014/15 unter Ancelotti als Stammspieler gesetzt war, ihm 17 Tore und 18 Assists in 46 Spielen gelangen. Mit Real gewann er in den vergangenen drei Jahren zweimal die Champions League sowie je einmal die Klub-WM und die spanische Meisterschaft. Insgesamt gelangen ihm in 111 Pflichtspielen 36 Treffer und 41 Vorlagen.
Inzwischen aber ist der offensive Mittelfeldspieler schon länger mit seiner Reservistenrolle unzufrieden. Stars wie Cristiano Ronaldo, Gareth Bale, Karim Benzema oder Isco erhielten den Vorzug. Der Kolumbianer drohte – um im Bild zu bleiben – zum Blindgänger zu werden. Nun griffen die Bayern zu.
„James ist ein vielseitig einsetzbarer Spieler. Er ist selbst torgefährlich, bereitet viele Treffer vor und schießt obendrein tolle Standards“, führte Rummenigge aus. Dazu ist das wirtschaftliche Risiko überschaubar. James ist also eine erhoffte „Granate“, wie Präsident Uli Hoeneß mögliche Verstärkungen für den exquisiten Kader jüngst genannt hatte.
James wird den Konkurrenzkampf in der ohnehin sehr gut besetzten Bayern-Offensive mit Robert Lewandowski, Franck Ribéry, Arjen Robben, Thomas Müller, Thiago, Kingsley Coman und 41,5-Millionen-Mann Corentin Tolisso weiter verschärfen. Douglas Costa flüchtet deshalb nun endgültig und lässt sich für sechs Millionen Euro zu Juventus Turin ausleihen. Im Anschluss soll der Serie-AMeister eine Kaufoption über 40 Millionen besitzen. Ähnlich ist die Situation beim gerade erst verpflichteten U21-Europameister Serge Gnabry, der sich gern zur TSG Hoffenheim ausleihen lassen möchte.
Zudem ist Rodríguez, der heute vorgestellt und erstmals am Training teilnehmen soll, ein weiterer Schritt weg vom bisher prägenden Spiel über die Flügelzange, hin zum angestrebten Ancelotti-Fußball.
Rummenigge und Hoeneß setzen außerdem darauf, dass die Verpflichtung zu einer ähnliche Erfolgsgeschichte wird, wie bei zwei Vorgängern: Arjen Robben wechselte im Sommer 2009 aus Madrid nach München und erlebte in einer Hauptrolle große Bayern-Jahre. Xabi Alonso kam 2014 von den Königlichen und beendete nach gewinnbringenden Spielzeiten vor wenigen Wochen seine Karriere.