Insolvenz als Chance
Nach Jahren des Kampfes gegen das anscheinend Unvermeidliche ist es so weit: Der Pfullendorfer Küchenhersteller Alno ist zahlungsunfähig und hat beim Amtsgericht Hechingen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Dabei wähnte man das Unternehmen über den Berg. Mit dem Einstieg der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor – inzwischen Großaktionär und Darlehensgeber in beträchtlichem Umfang – schien das Siechtum ein Ende zu finden.
Mit einem finanziell potenten Ankeraktionär der operatives Knowhow aus der Möbelbranche mitbringt, sollte der Befreiungsschlag in einer durch Preiskämpfe und Überkapazitäten geprägten Branche gelingen. Zuletzt positive Nachrichten das operative Geschäft von Alno betreffend stützten die These. Doch sie verstellten den Blick auf das Wesentliche: Auf den riesigen Schuldenberg, auf Zins und Tilgungsleistungen, die Alno mit den Erlösen aus dem Verkauf seiner Küchen nicht mehr hatte decken können.
Klar ist: Ohne Schuldenschnitt kommt Alno nicht auf die Beine. Das soll über eine Insolvenz erzwungen werden. Sowohl von den Darlehensgebern als auch von den Anleihebesitzern wird wohl ein Beitrag zur finanziellen Sanierung des Unternehmens abverlangt. Freiwillig hatten die Gläubiger nicht auf Forderungen verzichtet. Nun kommt es darauf an, wie das Gericht die Überlebenschancen Alnos beurteilt und ob sich die Geldgeber bei den wahrscheinlich bevorstehenden Gläubigerversammlungen zusammenraufen können. Gelingt dies, kann der Pleite des traditionsreichen Küchenmöbelherstellers ein Neubeginn folgen.
Vor dem Hintergrund der bereits mehrfach gescheiterten Sanierungsversuche ist überschwänglicher Optimismus fehl am Platze. Denn es bedarf eines nachhaltigeren Konzepts als permanente Stellenstreichungen, um nicht nur vorübergehend dem Tod von der Schippe zu springen. Für die rund 2000 Mitarbeiter bleibt zu hoffen, dass Tahoe-Mann und AlnoChef Christian Brenner so ein Konzept hat.