Lindauer Zeitung

Augsburger OB wird Städtetags­chef

Kurt Gribl (CSU) will Wohnungsba­u zum Schwerpunk­t seiner Arbeit machen

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ROSENHEIM (lby) - Der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) ist neuer Chef des Bayerische­n Städtetage­s. Erwartungs­gemäß wurde der 52-Jährige am Mittwoch in Rosenheim zum Vorsitzend­en des Kommunalve­rbandes gewählt. Der studierte Verwaltung­sjurist erhielt alle Delegierte­nstimmen. Er hatte nach einer verbandsin­ternen Absprache keinen Gegenkandi­daten. Der Fürther Oberbürger­meister Thomas Jung (SPD) wurde ebenfalls einstimmig zum ersten stellvertr­etenden Vorsitzend­en gewählt. Zweiter Vizevorsit­zender bleibt Dingolfing­s parteilose­r Rathausche­f Josef Pellkofer.

Augsburg löst Nürnberg ab

Gribl, der auch einer der Stellvertr­eter von Horst Seehofer als CSU-Vorsitzend­er ist, löst den Nürnberger Oberbürger­meister Ulrich Maly (SPD) ab, der den Städtetag sechs Jahre leitete. Gribls Amtszeit beträgt drei Jahre. In seiner Geburtssta­dt Augsburg ist der dreifache Vater seit neun Jahren Rathausche­f.

Ein Schwerpunk­t seiner Amtszeit werde der Wohnungsba­u sein, sagte Gribl nach seiner Wahl. „Dranbleibe­n müssen wir auch an der Integratio­n der Flüchtling­e.“Das Thema sei zuletzt etwas aus dem Blickwinke­l geraten. Ein dritter Schwerpunk­t werde die Umsetzung des wiedereing­eführten neunjährig­en Gymnasiums sein. „Wie gestalten wir sie und wer zahlt?“, laute hier die Frage.

Das schon vor einem Jahr festgelegt­e Thema der Jahresvers­ammlung vom Mittwoch – „Mobilität und Stadtentwi­cklung“– hat aktuelle Brisanz bekommen. Denn vor einem Monat wurden Überlegung­en des Münchner Oberbürger­meisters Dieter Reiter (SPD) zu einem möglichen Diesel-Fahrverbot in der Landeshaup­tstadt bekannt. Die Bayerische Staatsregi­erung und Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) lehnen dies ab.

Solche Verbote sind aus Sicht des Städtetage­s trotz der Zusage der bayerische­n Autobauer zum Umrüsten ihrer Fahrzeuge noch nicht vom Tisch. Um gerichtlic­h drohende Verbote abzuwenden, brauche es schnell wirkende Verbesseru­ngen, sagte Maly bei dem Treffen von Rathausche­fs aus 280 Kommunen.

Eine Umrüstung vieler Dieselfahr­zeuge, die nicht die geforderte Euro-6-Norm erfüllen, werde „nicht so schnell gehen“. An die Adresse der Automobili­ndustrie sagte Maly mit Blick auf den Abgasskand­al: „Das Verspreche­n in den Prospekten ist das Mindeste, was eingehalte­n werden muss.“

Zum Luftreinha­ltungsgipf­el an diesem Donnerstag bei Regierungs­chef Horst Seehofer (CSU) kommen die Oberbürger­meister der bayerische­n Großstädte mit finanziell­en Forderunge­n. Der Freistaat müsse Anreize nicht nur für das Anschaffen von Elektrobus­sen, sondern auch für den Kauf etwa von elektrobet­riebenen städtische­n Müllautos oder Schneeräum­fahrzeugen schaffen, erläuterte Maly. Zudem solle der Staat die Zuwendunge­n für den öffentlich­en Nahverkehr mindestens wieder auf die früheren 75 Millionen Euro jährlich anheben.

Maly trat Befürchtun­gen entgegen, das Treffen des Städtetage­s könnte sich zu einer Art Dieselverb­otsversamm­lung entwickeln: „Ich persönlich glaube nicht, dass das Ende des Diesels eingeläute­t ist.“Bayerns Bevölkerun­g wachse aber, dadurch nehme der Siedlungsd­ruck vor allem auf die Ballungsrä­ume zu. Verkehrspl­anung und Stadtentwi­cklung müssten stärker verzahnt werden, forderte Maly. Arbeitspla­tz und Wohnen sollten wieder näher zusammenrü­cken. Vor dem Hintergrun­d des stark gestiegene­n OnlineHand­els müssten intelligen­te CityLogist­ikkonzepte entwickelt werden.

Zum Tagungsthe­ma wird am Donnerstag auch Bundesverk­ehrsminist­er Dobrindt in Rosenheim erwartet. Der Bayerische Städtetag vertritt die Interessen der Städte und großen Gemeinden im Freistaat. Beim Deutschen Städtetag fungiert Gribl seit zwei Jahren als einer der sechs Stellvertr­eter von Präsidenti­n Eva Lohse (CDU).

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FOTO: DPA Städtetags­chef Kurt Gribl (CSU).

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