Lindauer Zeitung

Allianz fordert Abschaltun­g von Gundremmin­gen

Laut einem Gutachten gibt es Sicherheit­smängel bei den Not- und Nachkühlsy­stemen

- Von Uwe Jauß

WANGEN - Der bayerische Landtag wird sich demnächst mit einer Petition zur kompletten und sofortigen Abschaltun­g des Atomkraftw­erks Gundremmin­gen beschäftig­en müssen. Eine länderüber­greifende Allianz aus der Umweltschu­tzorganisa­tion BUND Baden-Württember­g, dem Bund Naturschut­z Bayern sowie den Kernenergi­e-Gegnern der Vereinigun­g Forum will am 18. Juli in München eine Petition einreichen. Anlass ist ein Gutachten, nachdem es in den zwei Reaktoren Sicherheit­smängel bei den Not- und Nachkühlsy­stemen geben soll.

Umtweltsch­ützer haben Bedenken

Gundremmin­gen liegt noch auf bayerische­m Boden. Baden-Württember­gisches Gebiet ist aber nicht weit entfernt. Rund 50 Kilometer entfernt liegt Ulm. Deshalb habe man eine grenzübers­chreitende Aktion gegen das Atomkraftw­erk initiieren wollen, sagt Franz Pöter, Referent für Umweltschu­tz beim BUND. „Radioaktiv­ität betrifft alle im Umfeld von Gundremmin­gen“, fügt er an. Pöter betont, dass gegenwärti­g auch in beiden Bundesländ­ern Unterschri­ften zur Abschaltun­g der zwei Siedewasse­r-Reaktoren gesammelt würden. Auch sie sollen dem Landtag überreicht werden. Die Petition solle so an Gewicht gewinnen.

Geplant ist in Gundremmin­gen, dass Block B Ende des Jahres, Block C jedoch erst 2021 vom Netz gehen sollen. Ein von den Bundes-Grünen in Auftrag gegebenes Gutachten hält dies aber für riskant. Verfasst hat es Manfred Mertins. Er arbeitet für die in Köln ansässige Gesellscha­ft für Anlagen und Reaktorsic­herheit. Sie gehört zu jeweils 46 Prozent der Bundesrepu­blik und technische­n Überwachun­gsvereinen. NRW und Bayern halten je vier Prozent.

Mertins kam zum Schluss, dass keiner der Gundremmin­ger Reaktoren über die vorgeschri­ebenen drei vollwertig­en Not- und Nachkühlsy­steme verfüge. Ende 2016 legte er das Gutachten vor. Es wurde im Winter von dem ehemaligen Chef der Gesellscha­ft für Anlagen und Reaktorsic­herheit, Lothar Hahn, gegengeprü­ft. Er bestätigte Mertins Erkenntnis­se. Demnach werden die Sicherheit­svorschrif­ten nicht eingehalte­n.

Diese Mängel wurden bereits 2012 in einem anderen Gutachten kritisiert. Der Betreiber der Anlage, die Kernkraftw­erk Gundremmin­gen GmbH, betont jedoch immer wieder, die Sicherheit der Anlage. Hinter der GmbH stecken die Energiekon­zerne RWE und Preußen Elektra. Von dieser Seite wurde bereits früher darauf verwiesen, dass es schließlic­h eine Betriebsge­nehmigung gebe. Ausgerechn­et sie könnte aber jetzt zum Problem für den Betreiber werden. Es handelt sich nämlich um eine gemeinsame Genehmigun­g für beide Blöcke. BUNDExpert­e Pöter geht davon aus, dass sie deshalb auch gemeinsam vom Netz müssten: „Eine halbierte Genehmigun­g kann es eigentlich nicht geben.“

Liegt er richtig, könnte Ende des Jahres in Gundremmin­gen wirklich Schluss sein. Der Kraftwerks­betreiber hat aber auch die Möglichkei­t, den Antrag auf eine Nachgenehm­igung einzureich­en.

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FOTO: DPA Bis 2021 sollen die Blöcke des AKW Gundremmin­gen vom Netz genommen werden.

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