Mitarbeiter suchen schon nach neuen Jobs
Insolvenz ist für Alno-Angestellte ein Schock – Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt
PFULLENDORF - Der Pfullendorfer Küchenmöbelhersteller Alno geht in die Insolvenz – selbst etliche Mitarbeiter des Unternehmens wurden von dieser Nachricht am Mittwochmorgen kalt erwischt. „Es herrscht Schockstarre, die Mitarbeiter haben Angst“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Waltraud Klaiber. Nicht nur sie rechnet damit, dass sich einige der Kollegen einen neuen Job suchen werden. Einziger Trost: Ihre Chancen stehen gar nicht mal so schlecht.
Als Aufsichtsratsmitglied nahm Waltraud Klaiber auch an der Sitzung am Dienstagabend teil, bei der beschlossen wurde, den Antrag auf Insolvenz zu stellen. Klaiber hat schon viele Höhen und Tiefen mit Alno erlebt, aber mit der Insolvenz wäre der Tiefpunkt in der 90-jährigen Firmengeschichte erreicht.
Trotzdem: „Ich glaube an die Zukunft der Firma“, sagt Klaiber. Aber nur unter einer Bedingung: „Wir müssen den Sparkurs rigoros weitergehen.“
In den Gesprächen mit frustrierten Mitarbeitern hat Waltraud Klaiber allerdings gespürt, „dass nicht alle an diese Chance glauben“. Im Gegenteil: „Viele schauen sich nach anderen Jobs um.“Dafür zeigt die Betriebsratsvorsitzende zwar Verständnis, hofft aber dennoch, dass die Mitarbeiter die Chance der Insolvenz, es wird wohl die letzte des Unternehmens sein, wahrnehmen. Immerhin seien die Lohnauszahlungen in den nächsten Monaten garantiert.
Gericht entscheidet bis Freitag
Die Angestellten sollen bei einer Mitarbeiterversammlung am Freitag nähere Informationen erhalten. Bis dahin soll das Amtsgericht Hechingen über das Insolvenzverfahren entschieden haben. „So richtig überrascht war ich nicht“, sagt ein Mitarbeiter des Vertriebs. Er hatte schon vor Wochen die düstere Prognose abgegeben, „dass die Firma das Kalenderjahr 2017 nicht überlebt“.
„An Schränken verdienen wir unterm Strich zu wenig“, sagt der AlnoMitarbeiter. Zudem seien die hohen Zinsbelastungen erdrückend gewesen. Er wisse selbst nicht genau, wie und ob es nun weitergeht. „Jedenfalls wollen viele Kollegen weg.“Andere sind schon längst weg: „Die guten Leute haben gute Angebote angenommen.“Und diejenigen, mit denen er täglich zusammenarbeite, seien hin- und hergerissen. Kollegen haben Familie gegründet, ein Haus gebaut, Schulden aufgenommen. Jetzt frisst die Angst die Seele auf. „Das geht vielen ganz schön an die Psyche.“
Sollten sich Alno-Mitarbeiter auf die Suche nach einer neuen Stelle begeben, könnte diese relativ schnell von Erfolg gekrönt sein. „Es gibt großen Fachkräftebedarf in verschiedenen Bereichen. Insgesamt ist der Markt nach wie vor sehr aufnahmefähig“, sagt Nico Maier, Leiter der Geschäftsstelle Albstadt der Agentur für Arbeit. „Grundsätzlich ist die Situation gut, um sich anderweitig zu positionieren – wenn auch nicht für jeden und nicht an jedem Standort.“
Alno bildet unter anderem Industriekaufleute, Holzmechaniker, Industriemechaniker, Elektroniker für Betriebstechnik und Fachlageristen aus. „Elektroniker haben gute Chancen, eine Stelle zu finden – und zwar unabhängig von der Branche, aus der sie kommen“, sagt Nico Maier. „Auch für Industriemechaniker stehen die Chancen aufgrund ihrer hochwertigen Ausbildung gut, in einer anderen Branche Fuß zu fassen.“Fachlageristen und gut angelernte Kräfte im Lager seien ebenfalls gefragt.
Schwieriger sieht es bei den Holzmechanikern aus. „Dabei handelt es sich um eine sehr spezifische Ausbildung, nicht gleichzusetzen mit einem Schreiner oder Zimmermann“, sagt Nico Maier. Aber: Die Einarbeitungsbereitschaft bei den Betrieben sei grundsätzlich groß. Bei den Industriekaufleuten gebe es große Konkurrenz. „Zudem gibt es zwar Stellen, aber die sind meistens sehr speziell“, sagt Maier.