Lindauer Zeitung

Es wird ein böses Erwachen geben

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Zum selben Thema: Der Bau einer Therme steht im Widerspruc­h zu Paragraf 61 Bundesnatu­rschutzges­etz. unabhängig davon, ob es sich um ein Landschaft­sschutzgeb­iet handelt, sind bauliche Anlagen – Gebäude, diverse Becken, Mauern – in einem Abstand von 50 Metern vom Ufer grundsätzl­ich unzulässig. Es besteht kein überwiegen­d öffentlich­es Interesse für eine Ausnahme. Im Gegenteil, die Bebauung liegt im ausschließ­lichen Interesse eines privaten Unternehme­rs. Dies ergibt sich schon daraus, dass die Flächen südlich Sauna/Therme ausschließ­lich deren Gäste vorbehalte­n sind und die bisherige Liege- und Spielfläch­e als Ausgleich geopfert werden soll. Die weitaus größere Zahl der Badenden im Strandbad soll sich auf einer verkleiner­ten Fläche zum Liegen wie die Heringe begnügen! Von den bislang, zumindest im Winter, frei zugänglich­en Flächen soll die Hälfte für die Öffentlich­keit gesperrt werden, dies im Widerspruc­h zu Artikel 27 Bayerische­s Naturschut­zgesetz, der jedermann unentgeltl­ich gestattet, Uferstreif­en zu betreten. Nach Artikel 26 Bayerische­s Naturschut­zgesetz hat jedermann das Recht auf Naturschön­heiten und Erholung in der freien Natur.

Im Falle einer Insolvenz des Betreibers haftet die Stadt selbstschu­ldnerisch mit 490 000 Euro jährlich, maximal für 30 Jahre gegenüber einer Bank.

Der Investor hat unter Hinweis auf drei andere Orte die Besucherza­hl auf 250 000 geschätzt. Dabei ist er von 1 157 000 Einwohnern ausgegange­n, die Lindau in 45 Minuten erreichen können. Eine reine Fantasieza­hl! Nicht einmal die Hauptferie­norte des Allgäus, geschweige denn Zürich, sind in 45 Minuten zu erreichen.

Der Gutachter, der den Vertrag Stadt-Schauer zu beurteilen hatte, weist kritisch darauf hin, dass die Wirtschaft­lichkeit der Therme unter 200 000 Besuchern nicht mehr gegeben ist, das heißt, dass dann die Insolvenz droht. Neuerdings kommt hinzu, dass in Leutkirch eine viel größere Therme errichtet wird. Erwähnt sei daran, dass bei der einst blühenden Spielbank Lindau die großen Spiele ganz drastisch eingebroch­en sind, als die Spielbank Bregenz eröffnet wurde.

Wenn aber die Schauer-GmbH mangels Besucherza­hl pleite geht, kann kaum ein Nachfolger gefunden werden, und auch die Stadt kann in Eigenregie keine schwarzen Zahlen schreiben.

Es steht ernsthaft zu befürchten, dass es schon in wenigen Jahren ein böses Erwachen geben wird. Ludwig Lau sen., Lindau

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