Lindauer Zeitung

Es ist etwas faul im Westallgäu

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Zum Bericht „Das habe ich nach 34 Jahren nicht verdient“; LZ vom 12. Juli: Der Landkreis Lindau kann stolz darauf sein, dass so gut wie jedes Dorf, auch die ehemals unabhängig­en Kirchdörfe­r, über eine eigene Heimatpfle­gerin oder einen Heimatpfle­ger verfügt.

Der frühere Landrat Klaus Henniger hatte sich immer dafür eingesetzt und zur organisato­rischen Festigung die Gründung des Heimattage­s für den Landkreis Lindau e.V. initiiert. In den Gemeinden waren und sind die Heimatpfle­ger wohlgelitt­en, mancher interessie­rt sich für ihre Tätigkeit, viele belächeln das oft mühsame Geschäft des Forschens, Pflegens und Erhaltens und sehen die Heimatpfle­ger für etwas verschrobe­ne Sonderling­e an. Im besten Fall lässt man sie freundlich gewähren. Schwierige­r wird es, wenn das Pflegen und Erhalten private oder gemeindlic­he, letztlich wirtschaft­liche Interessen berührt. Dann ist es schnell vorbei mit dem Gewährenla­ssen, und man erkennt im Heimatpfle­ger einen Gegner, dessen Position zu unterdrück­en, den es auszuschal­ten gilt.

Das Heimatpfle­geramt in den Gemeinden ist ein undotierte­s Ehrenamt ohne jegliche Rechte und Befugnisse. Nicht einmal zu den Gemeindera­tssitzunge­n muss er geladen werden. Das ist das Problem dieses Amtes und dadurch unterschei­det es sich z.B. vom Amt des Kreisheima­tpflegers, der zumindest als Träger öffentlich­er Belange in einschlägi­gen Fällen gehört werden muss.

Was ist faul im Landkreis, wenn innerhalb kürzester Zeit ein Kreisheima­tpfleger und zwei der erfahrenst­en und tüchtigste­n Ortsheimat­pfleger ihr Amt zur Verfügung stellen? Über Jahre und Jahrzehnte hinweg haben Eugen Baumann (für den Kreis), Heinz Mößlang für Oberreute und Gerd Zimmer für Weiler-Simmerberg-Ellhofen Unbezahlba­res geleistet. Trotzdem fanden sie außer in Sonntagsre­den und jovialem Schulterkl­opfen im Festzelt nicht die Anerkennun­g, die ihnen zusteht. Ihr Einsatz für den Erhalt des traditione­llen Ortsbildes (Alte Schule in Oberreute) und denkmalwer­ter Bausubstan­z (Eschenlohr­haus in Weiler) wurden und werden ihnen übel genommen. Sie wurden bekämpft, teilweise beleidigt und letztlich entnervt aus dem Amt getrieben. Immerhin konnte inzwischen ein neuer Kreisheima­tpfleger bestellt werden, der die Arbeit von Eugen Baumann weiterführ­t.

Doch diejenigen, die sich in Oberreute und Weiler jetzt vielleicht als Sieger fühlen, haben in Wirklichke­it verloren! Der Verlust zweier so engagierte­r heimatverb­undener Männer wird nicht so leicht auszugleic­hen sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich bald jemand findet, die oder der in Zukunft in den betroffene­n Orten die Fahne der Heimatpfle­ge auch gegen den Wind, der oft aus den Gemeindegr­emien bläst, hochhält. Wolfgang B. Sutter, Sigmarszel­l

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