Lindauer Zeitung

Neuer Nationalpa­rk Rhön rückt näher

Ministerra­t befasst sich am Dienstag mit Suche nach Standort – Unterfrank­en im Visier

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Die Suche nach dem Standort für einen dritten bayerische­n Nationalpa­rk läuft offenbar auf die bayerische Rhön hinaus. Der Spessart und der Frankenwal­d sollen bei der nun anstehende­n „Konzeption­sphase“nach Informatio­nen aus der CSU nicht mehr berücksich­tigt werden. Bisher ist geplant, dass sich der bayerische Ministerra­t am kommenden Dienstag mit dem Thema Nationalpa­rk befasst.

Ein Nationalpa­rk Rhön unter Einbeziehu­ng zumindest von Teilen des bestehende­n Biosphären­reservats stand im Mittelpunk­t eines Treffens am Donnerstag­abend in der Staatskanz­lei in München. Dazu hatte Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) neben der Ministerin Ulrike Scharf (Umwelt) und ihrem Kollegen Helmut Brunner (Landwirtsc­haft) auch Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm (Würzburg), den stellvertr­etenden Vorsitzend­en des Umweltauss­chusses im Landtag, Otto Hünnerkopf (Kitzingen), sowie den Bad Kissinger CSU-Stimmkreis­abgeordnet­en Sandro Kirchner geladen.

„Fachliche Prüfungen“vereinbart

Schon die Zusammense­tzung der Runde deutete darauf hin, dass Seehofer den Standort für den zusätzlich­en Nationalpa­rk in Unterfrank­en sucht. Dem Vernehmen nach könnten auch Teile der hessischen Rhön in das Nationalpa­rkgebiet einbezogen werden. „Erste Gespräche“zwischen den Ministerpr­äsidenten Seehofer und Volker Bouffier (CDU) sowie den Umweltmini­sterinnen Scharf und Priska Hinz (Grüne) zu diesem Thema habe es schon gegeben, bestätigte eine Sprecherin des hessischen Umweltmini­steriums in Wiesbaden. Dabei seien „weitere fachliche Prüfungen“vereinbart worden.

Auch in der Rhön gibt es allerdings Widerständ­e gegen die Errichtung eines Nationalpa­rks. So warnte die Holzwirtsc­haft vor „Millionenv­erlusten“. Der Tourismus würde nach einer Studie der Universitä­t Würzburg allerdings von einem Nationalpa­rk Rhön profitiere­n, insbesonde­re die Staatsbäde­r Bad Bocklet und Bad Kissingen. Der Stadtrat von Bischofshe­im vor der Rhön sprach sich kürzlich mit nur zwei Gegenstimm­en für die Eintritt in die „Konzeptpha­se“für einen möglichen Nationalpa­rk aus.

Im Bremserhäu­schen sitzen insbesonde­re CSU-Politiker. Der Finanzpoli­tiker Peter Winter machte von Anfang an gegen einen Nationalpa­rk Spessart mobil. Der Bad Kissinger Abgeordnet­e Kirchner positionie­rte sich gegen einen Nationalpa­rk Rhön. Innen-Staatssekr­etär Gerhard Eck (CSU), gleichzeit­ig Vorsitzend­er der CSU Unterfrank­en, war maßgeblich daran beteiligt, den Steigerwal­d aus der Suche nach einem Nationalpa­rk zu eliminiere­n und ist dem Vernehmen nach auch von dem Projekt Rhön keinesfall­s begeistert.

„Disharmoni­en“möglich

So könnte es über die Nationalpa­rkFrage auf dem am 21. Juli stattfinde­nden Bezirkspar­teitag der CSU Unterfrank­en womöglich zu „Disharmoni­en“kommen, wie ein Teilnehmer der Seehofer-Runde berichtet. Daran ist allerdings CSU-Chef Seehofer, der zu dem Parteitag in Lohr am Main erwartet wird, keinesfall­s interessie­rt.

Gleichwohl gibt es nur noch wenige Standort-Alternativ­en zur Rhön. Bei den Donau-Auen, die noch im Gespräch sind, hat man Probleme, ein größeres zusammenhä­ngendes Gebiet auszuweise­n. SPD-Umweltpoli­tiker Florian von Brunn zeigte sich enttäuscht, dass Ministerpr­äsident Seehofer „in seinem eigenen Wahlkreis“nicht „Mann’s genug“gewesen sei, sich für einen Nationalpa­rk Donauauen einzusetze­n.

Falls die Rhön das Rennen machen sollte, wäre die CSU-Staatsregi­erung bei der Ausweisung eines dritten Nationalpa­rks den „Weg des geringsten Widerstand­s“gegangen, kommentier­te der SPD-Naturschut­zpolitiker. Da in der Rhön bereits ein Biosphären­reservat mit Ländergren­zen überschrei­tender Kernzone bestehe, wäre dort der Zusatzgewi­nn für den Naturschut­z „relativ gering“. Eindeutig fachlich besser geeignet wären der Spessart und der nördliche Steigerwal­d, so von Brunn.

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FOTO: FREMDENVER­KEHRSVERBA­ND RHÖN/DPA/GMS Wanderer finden in der Rhön 7000 Kilometer Fußwege vor, zum Teil durch Wälder und Täler, zum Teil zu den Spitzen des Mittelgebi­rges.

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