Neuer Nationalpark Rhön rückt näher
Ministerrat befasst sich am Dienstag mit Suche nach Standort – Unterfranken im Visier
MÜNCHEN - Die Suche nach dem Standort für einen dritten bayerischen Nationalpark läuft offenbar auf die bayerische Rhön hinaus. Der Spessart und der Frankenwald sollen bei der nun anstehenden „Konzeptionsphase“nach Informationen aus der CSU nicht mehr berücksichtigt werden. Bisher ist geplant, dass sich der bayerische Ministerrat am kommenden Dienstag mit dem Thema Nationalpark befasst.
Ein Nationalpark Rhön unter Einbeziehung zumindest von Teilen des bestehenden Biosphärenreservats stand im Mittelpunkt eines Treffens am Donnerstagabend in der Staatskanzlei in München. Dazu hatte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) neben der Ministerin Ulrike Scharf (Umwelt) und ihrem Kollegen Helmut Brunner (Landwirtschaft) auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm (Würzburg), den stellvertretenden Vorsitzenden des Umweltausschusses im Landtag, Otto Hünnerkopf (Kitzingen), sowie den Bad Kissinger CSU-Stimmkreisabgeordneten Sandro Kirchner geladen.
„Fachliche Prüfungen“vereinbart
Schon die Zusammensetzung der Runde deutete darauf hin, dass Seehofer den Standort für den zusätzlichen Nationalpark in Unterfranken sucht. Dem Vernehmen nach könnten auch Teile der hessischen Rhön in das Nationalparkgebiet einbezogen werden. „Erste Gespräche“zwischen den Ministerpräsidenten Seehofer und Volker Bouffier (CDU) sowie den Umweltministerinnen Scharf und Priska Hinz (Grüne) zu diesem Thema habe es schon gegeben, bestätigte eine Sprecherin des hessischen Umweltministeriums in Wiesbaden. Dabei seien „weitere fachliche Prüfungen“vereinbart worden.
Auch in der Rhön gibt es allerdings Widerstände gegen die Errichtung eines Nationalparks. So warnte die Holzwirtschaft vor „Millionenverlusten“. Der Tourismus würde nach einer Studie der Universität Würzburg allerdings von einem Nationalpark Rhön profitieren, insbesondere die Staatsbäder Bad Bocklet und Bad Kissingen. Der Stadtrat von Bischofsheim vor der Rhön sprach sich kürzlich mit nur zwei Gegenstimmen für die Eintritt in die „Konzeptphase“für einen möglichen Nationalpark aus.
Im Bremserhäuschen sitzen insbesondere CSU-Politiker. Der Finanzpolitiker Peter Winter machte von Anfang an gegen einen Nationalpark Spessart mobil. Der Bad Kissinger Abgeordnete Kirchner positionierte sich gegen einen Nationalpark Rhön. Innen-Staatssekretär Gerhard Eck (CSU), gleichzeitig Vorsitzender der CSU Unterfranken, war maßgeblich daran beteiligt, den Steigerwald aus der Suche nach einem Nationalpark zu eliminieren und ist dem Vernehmen nach auch von dem Projekt Rhön keinesfalls begeistert.
„Disharmonien“möglich
So könnte es über die NationalparkFrage auf dem am 21. Juli stattfindenden Bezirksparteitag der CSU Unterfranken womöglich zu „Disharmonien“kommen, wie ein Teilnehmer der Seehofer-Runde berichtet. Daran ist allerdings CSU-Chef Seehofer, der zu dem Parteitag in Lohr am Main erwartet wird, keinesfalls interessiert.
Gleichwohl gibt es nur noch wenige Standort-Alternativen zur Rhön. Bei den Donau-Auen, die noch im Gespräch sind, hat man Probleme, ein größeres zusammenhängendes Gebiet auszuweisen. SPD-Umweltpolitiker Florian von Brunn zeigte sich enttäuscht, dass Ministerpräsident Seehofer „in seinem eigenen Wahlkreis“nicht „Mann’s genug“gewesen sei, sich für einen Nationalpark Donauauen einzusetzen.
Falls die Rhön das Rennen machen sollte, wäre die CSU-Staatsregierung bei der Ausweisung eines dritten Nationalparks den „Weg des geringsten Widerstands“gegangen, kommentierte der SPD-Naturschutzpolitiker. Da in der Rhön bereits ein Biosphärenreservat mit Ländergrenzen überschreitender Kernzone bestehe, wäre dort der Zusatzgewinn für den Naturschutz „relativ gering“. Eindeutig fachlich besser geeignet wären der Spessart und der nördliche Steigerwald, so von Brunn.