Lindauer Zeitung

Landesamt für IT-Sicherheit wird „digitales Fort Knox“

Bayern will staatliche Server vor Hackerangr­iffen schützen – 200 Experten werden in Nürnberg eingesetzt

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NÜRNBERG (lby) - Mit zunächst 50 bis 90 Mitarbeite­rn soll das neue Landesamt für IT-Sicherheit in Nürnberg Ende 2016 seine Arbeit aufnehmen. In diesem und im nächsten Jahr gibt der Freistaat für die neue Behörde insgesamt 15 Millionen Euro aus, wie Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) am Freitag in Nürnberg sagte. Bayern sei damit das erste Bundesland mit einem eigenen Landesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (LSI).

Es soll eng mit dem entspreche­nden Amt auf Bundeseben­e zusammenar­beiten. Bis 2020 sollen bis zu 200 IT-Sicherheit­sspezialis­ten in der Frankenmet­ropole dafür sorgen, dass etwa sensible Daten von Bürgern auf staatliche­n Servern vor Hackerangr­iffen geschützt sind.

Täglich gebe es mehr als 40 000 Angriffsve­rsuche auf den „BayernServ­er“, das vom Freistaat betriebene Rechenzent­rum. Dort seien sechs Millionen Gigabyte Daten gespeicher­t. „Das entspricht einem DVDTurm von einem Kilometer Höhe“, sagte Söder. Bisher seien die Daten „sehr gut geschützt“. Aber die Angriffe nähmen stetig zu – und würden immer raffiniert­er.

Bereits seit etwa zehn Jahren hat das Land eine eigene Anti-HackerEinh­eit mit Standorten in Würzburg und Bad Neustadt an der Saale, die in das LSI aufgenomme­n wird. Die Experten sollen eigene Schutzprog­ramme entwickeln, um unter anderem die 5,6 Millionen Steuerdate­n, aber auch Daten zu Gesundheit sowie von Justiz und Polizei zu schützen. Diese „Security made in Bavaria“sei besser als gekaufte Systeme, sagte Söder. Zudem sollen sie als „ITFeuerweh­r“Hilfestell­ung für Bürger und Kommunen bieten, wenn etwas passiert sei, sowie einen Notfallpla­n für Katastroph­en entwickeln.

Die Idee für die Behörde sei nach dem Amoklauf in München entstanden. Damals habe es Hunderttau­sende Angriffe auf staatliche Netze gegeben - es sei nicht auszudenke­n, was passiert wäre, wenn etwa der Polizeifun­k dadurch ausgefalle­n wäre, sagte Söder. Die Datensiche­rheit sei eine „Achillesfe­rse der modernen Gesellscha­ft“. Mit dem LSI schaffe der Freistaat eine „Datenfestu­ng“, ein „digitales Fort Knox“. Im Fort Knox wird die US-Goldreserv­e gelagert.

Leiter im Aufbau des LSI wird Daniel Kleffel, der bisher für den Breitbanda­usbau zuständig war. In dem Gebäude sollen anfangs 1200 Quadratmet­er genutzt werden, am Ende rund 4000 Quadratmet­er. Die Miete pro Quadratmet­er liege im „unteren Bereich des Mietspiege­ls in Nürnberg“– für Gewerbeflä­chen reicht er von elf bis 15 Euro.

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