Ärger ums Parken am Ratzengraben in Memmingen
Aus zwei Auto-Stellplätzen wurden fünf für Motorräder – Das sorgt für Unmut bei Geschäftsleuten
MEMMINGEN - Als Christian Hörcher an diesem Morgen in seinen Laden „Natterer Schreibwaren“kommt, traut er seinen Augen kaum. Straßenmarkierer sind gerade dabei, im Memminger Ratzengraben aus zwei Stellplätzen für Autos fünf Motorradparkplätze zu machen. Den Geschäftsmann ärgert, dass man ihn nicht darüber informiert hat. Immerhin schränke man dadurch die Kurzparkmöglichkeiten seiner Kunden ein.
„Das war eine interne Verwaltungsentscheidung“, sagt Bernd Kühn, stellvertretender Leiter des städtischen Straßenbauamts. Damit komme man dem Wunsch der Bevölkerung nach, Abstellmöglichkeiten für Krafträder zu schaffen. Für Geschäftsführer Hörcher kommen die Motorradparkplätze völlig überraschend. „Keiner hat uns dazu befragt oder überhaupt kurz mal informiert“, bemerkt er. Dabei bezieht er sich auf die beiden anderen betroffenen Geschäftsinhaber: Christoph Sturm, Betreiber des gleichnamigen Tabakwaren-Geschäfts, und Alexander Bohn von der ElefantenApotheke.
Auch sie wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Das wirft Fragen auf. Hörcher wundert sich, wie man überhaupt auf die Idee gekommen sei und wer das eigentlich entscheide. Denn seiner Erfahrung nach sind die drei Geschäfte stark auf die Kurzparkplätze, gerade für Autofahrer, angewiesen. „Wenn man eben schnell noch was aus der Apotheke braucht, Zigaretten holt oder eine Geschenkkarte möchte“, sagt er, „dann fährt man dafür nicht extra ins Parkhaus.“Hörcher befürchtet, dass diese Kundschaft nun ausbleibt.
„Der Aufschrei am Ratzengraben war klar“, sagt Kühn. Er verweist darauf, dass nach Memmingen immer mehr Freizeit-Motorradfahrer kämen, „die auch Geld in die Stadt bringen“. In der Regel würden Parkplätze nur dann für Zweiräder ausgewiesen, wenn sie für Autofahrer schwer anzufahren seien.
Am Ratzengraben sei die Situation aber anders: Wer einen Motorrad-Ausflug in die Stadt mache, begründet Kühn die Entscheidung, „braucht eine Parkmöglichkeit in Innenstadtnähe, denn in Motorradkluft will man doch nicht allzu weit laufen“.
Nicht aus heiterem Himmel
Kühn betont: Die Entscheidung komme nicht aus heiterem Himmel – auch wenn für die Betreiber der Geschäfte am Ratzengraben dieser Eindruck entstanden sei. Zum einen habe „die Verkehrsüberwachung verstärkt Motorradfahrer notiert, die ihre Fahrzeuge kreuz und quer abstellen“, sagt Kühn. Darüber hätten sich auch zahlreiche Autofahrer bei der Stadt beschwert. Und zum anderen habe es immer mehr Anfragen nach derartigen Parkmöglichkeiten aus der Bevölkerung heraus gegeben. Der Beschluss sei bereits im Oktober 2016 gefasst worden. Dass die Flächen erst vor Kurzem neu markiert worden seien, liege an der langen Winterzeit und dem großen Arbeitspensum der Straßenmarkierer, erklärt Kühn.
Das Straßenverkehrsamt will beobachten, wie die Zweiradparkplätze angenommen werden. Laut Kühn „kann man bei Bedarf jede Entscheidung auch rückgängig machen“. Wichtig sei, dass man auf Anfragen eingehe und Neues ausprobiere. „Denn wir wollen möglichst allen Bürgern gerecht werden.“