Bäderunternehmer Wund ist für ein Naturbad
Jörg Wund hält weder die geplante Therme, noch den Erhalt des Strandbads für sinnvoll
LINDAU - Bäderunternehmer Jörg Wund wendet sich gegen die geplante Therme im Eichwald. Allerdings hält der Architekt auch den Erhalt des Strandbades für falsch. Wenn die Behörden im Eichwald die Regeln des Landschaftsschutzes nicht drastisch aufweichen, sei dort nur ein Naturbad sinnvoll. Das hat Wund am Freitag in einem Gespräch mit der Lindauer Zeitung erklärt.
Sein Vater, Josef Wund, hat die Debatte um ein Wellnessbad im Eichwald angestoßen, sich dann aber aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen nicht an der Ausschreibung der Stadt Lindau beteiligt. Über Jahre haben sich Vater und Sohn dann aus der Diskussion in Lindau herausgehalten, obwohl sie von Lindau aus ihr Bäderunternehmen führen, zu dem unter anderem die größte Therme Europas gehört, die in Erding steht. Kurz vor der Abstimmung hat Jörg Wund aber um ein Gespräch mit der LZ gebeten, weil er von Bekannten in Lindau oft um seine Meinung gefragt werde.
Grundsätzlich genießt es Wund, dass ihn in Lindau eigentlich kaum jemand kennt. Doch jetzt bezieht er eine Woche vor der Abstimmung über das geplante neue Bad im Eichwald öffentlich Stellung. Und sein Urteil fällt für keinen der Beteiligten gut aus. Denn eigentlich hält er keine Lösung für richtig. Und das liegt vor allem am Standort. Denn laut Wund ließe sich im Eichwald ein tolles Bad bauen, das tatsächlich mindestens 600 000 Gäste im Jahr hätte, wie es sein Vater schon vor sechs Jahren berechnet hatte.
Doch dafür müsste man sehr viel größer bauen als Stadt und Investor Andreas Schauer jetzt planen. Dafür müsste man laut Wund vor allem näher ran ans Ufer und eigentlich auch in den See hinein bauen. Doch das lassen die Regeln des Landschaftsschutzes nicht zu. Hinzu kommen Wünsche und Bedingungen der Stadt, vor allem das 50-Meter-Becken. Sowas gebe es in keinem Bad der Wund-Gruppe, weil das im Bau und im Unterhalt viel zu teuer sei. Laut Wund gibt es in Deutschland nicht ein wirtschaftlich erfolgreiches Bad, das ein 50-Meter-Becken unterhält.
Weil die Stadt aber darauf bestanden habe und bei anderen Ausstattungsmerkmalen mitreden wollte oder die in der Ausschreibung zur Bedingung gemacht habe, hat sich Wund gar nicht beteiligt. Denn ihr Grundsatz laute, dass sie es nach ihren Regeln erfolgreich machen – oder gar nicht.
Wund weist im Gespräch mit der LZ darauf hin, dass Investor Andreas Schauer schon ein paar Bäderprojekte gemacht habe, dass die Therme Lindau aber das Erste sei, dass er komplett auf eigene Verantwortung durchziehen wolle. Dabei habe Schauer angesichts der Wünsche aus Lindau zu viele Zugeständnisse gemacht. Dabei habe der Investor die Sauna mit kleinen Einschränkungen sehr gut geplant, da rechnet Wund mit über 100 000 Besuchern im Jahr. Der Einzugsbereich werde sicher bis Ulm und darüber hinaus reichen, Wund rechnet mit Anfahrtswegen von bis zu 250 Kilometern. Und die würden auch kommen, wenn die Eintrittspreise deutlich über den derzeit geplanten 17,50 Euro liegen. Wund verweist auf seine Therme in Wörishofen, in der die Tageskarte für die Sauna 29 Euro kostet. Das werde Schauer auch verlangen müssen. „Sonst wird das defizitär, denn so kann er kein Geld verdienen.“
Wund erwartet höhere Kosten und Verzögerungen beim Bau
Das werde aber nötig sein, denn die Baukosten von gut 32 Millionen hält Wund für zu niedrig geschätzt. Nicht nur aufgrund der Verzögerung durch den Bürgerentscheid und rasant steigende Baukosten spricht der Bäderunternehmer davon, dass die Therme mitsamt Parkplatz eher 50 als die bisher geplanten 40 Millionen Euro kosten werde. Wahrscheinlich werde wegen der überaus guten Auftragslage der Handwerker der Eröffnungstermin sich auch verzögern.
Dabei sei die hohe Bekanntheit des Projekts, das auch durch die Berichterstattung über den Bürgerentscheid inzwischen in ganz Südbayern diskutiert werde, ein Riesenvorteil. Wund fürchtet aber, dass vielen Besuchern das Bad hinterher zu nüchtern und zu eng sein werde. Das sei schon im Limare ein großer Fehler gewesen. Denn vor allem im Sport- und Familienbad habe Schauer zu wenig Platz um die Becken gelassen, weil er im Landschaftsschutzgebiet nur begrenzte Flächen bebauen darf, innen aber so viele Becken unterbringen muss, um alle Wünsche zu erfüllen. Erfolgreiche Bäder müssten aber vor allem Großzügigkeit ausstrahlen und die braucht laut Wund Platz. Fehlendes Thermalwasser, fehlendes warmes Wasser im städtischen Bad und die anfangs fehlende Rutsche draußen werden seiner Meinung nach zu Kritik unter den Gästen führen.
Wund hätte das Sport- und Familienbad auch deshalb kleiner gebaut, um die Verluste geringer zu halten. Allein der entsprechende Bereich seines Bades in Wörishofen bringe jedes Jahr 1,1 Millionen Euro Verlust, und das ist deutlich kleiner als das in Lindau geplante.
Der Erhalt des Strandbads würde noch viel teurer als gedacht
Wund hat keinen Zweifel, dass jedes Jahr mindestens 300 000 Besucher in die Therme nach Lindau kommen werden. Damit werde das Bad sehr erfolgreich starten. Doch nach vier bis fünf Jahren werde der Betreiber vor allem den Stammbesuchern neue Attraktionen bieten müssen. Und das sei wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeiten im Eichwald nicht möglich.
Wund will bei aller Kritik an der Therme nicht falsch verstanden werden. Denn einen Erhalt des Strandbads, wie ihn die Bürgerinitiative fordert, hält er für mindestens ebenso falsch. Der Stadt würden seiner Meinung nach die Kosten auf Dauer noch wesentlich stärker davonlaufen als die Bäderbetriebe dies heute befürchten.
Sein Fazit ist deshalb: Wenn man im Landschaftsschutzgebiet nicht so bauen dürfe, wie das für ein zeitgemäßes und erfolgreiches Bad nötig ist, dann sollte man es lassen. Damit bleibt aus Sicht des erfolgreichen Bäderunternehmers, der weit mehr als 30 Millionen Badegäste begrüßt hat, nur die Idee eines Naturbades, in dem es kein einziges Becken mehr geben sollte.
„Was man auf dem Grundstück machen sollte, das darf man nicht machen.“Jörg Wund