Lindauer Zeitung

Frohe Botschaft per Twitter

Bistum Augsburg testet digitale Angebote – Evangelisc­her Landesbisc­hof Bedford-Strohm schätzt Facebook

- Von Ulf Vogler

AUGSBURG - (lby) - Gebetsgrup­pen per WhatsApp und kirchliche Nachrichte­n per Twitter. Wer die jungen Menschen schnell und direkt erreichen will, kommt an sozialen Netzwerken nicht vorbei. Das wissen auch die Kirchen und betonen seit Jahren, wie wichtig die Online-Kommunikat­ion in der heutigen Zeit ist.

Das Bistum Augsburg versucht seit einiger Zeit mit einer modernen Internetse­ite und entspreche­nden Angeboten die Zielgruppe anzusprech­en. Die Verantwort­lichen sind mit der Resonanz erst einmal zufrieden. Doch insgesamt sind die Kirchenang­ebote überschaub­ar. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Online-Experte Felix Beilharz über die kirchliche Digitaloff­ensive.

Die Diözese Augsburg hat www.credo-online.de im vergangene­n Sommer gestartet, um auch bistumsübe­rgreifend junge Menschen zu erreichen. Schon die Aufmachung, beispielsw­eise comicartig­e Sprechblas­en, setzt sich von dem Design der offizielle­n Bistums-Homepage ab. Dazu kommen ungewöhnli­che Inhalte, wie Videoclips mit gerappten Bibeltexte­n, um jungen Erwachsene­n im Alter bis etwa 40 Jahren kirchliche Themen näherzubri­ngen.

„Das ist eine Zielgruppe, die wir sonst schlecht erreichen“, sagt Pfarrer Ulrich Lindl. Er verantwort­et das neue Angebot. Die Akzeptanz sei gut und die Besucher blieben durchschni­ttlich dreieinhal­b Minuten auf der Seite. Auf einer normalen Gemeindese­ite hielten sich die Besucher sonst oft nur einige Sekunden auf, vielleicht um den nächsten Gottesdien­sttermin nachzuscha­uen, betont Lindl.

Gemeinsam beten per WhatsApp

Seit Januar bietet die Diözese auch ein gemeinsame­s Beten über den Nachrichte­ndienst WhatsApp an. Es hätten sich bereits zum Start „über 50 WhatsApp-Gruppen mit rund 1000 teilnehmen­den Jugendlich­en aus ganz Deutschlan­d und Österreich gebildet“, teilte das Bistum mit.

Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofsko­nferenz, betont, die Konferenz begrüße alle Anstrengun­gen, in den sozialen Netzwerken aktiv zu sein: „Papst Franziskus macht es uns vor: Er ist einer der erfolgreic­hsten Twitterer.“

Online-Experte Beilharz aus Köln findet, dass die Kirchen insgesamt noch viel zu zurückhalt­end sind. Es gebe zwar einzelne Gemeinden, die recht aktiv seien, aber „das Gros macht relativ wenig“, betont er. Letztlich führe auch für die Kirchen kein Weg an Snapchat, Instagram und Facebook vorbei.

Beilharz glaubt, dass es bei vielen kirchliche­n Vertretern noch Vorbehalte gegen die neuen Medien gibt. „Das ist auch Unkenntnis.“Die Kommunikat­ion der Kirchen sei aber noch viel zu stark auf traditione­lle Gemeindebr­iefe ausgericht­et, die gedruckt und dann von Haus zu Haus verteilt würden.

Bei der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD) ist es der Ratsvorsit­zende, der bayerische Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm, der bei Facebook sehr präsent ist. „Immer wieder sprechen mich Menschen auf meine Facebook-Einträge an und bedanken sich dafür, dass sie auf diese Weise etwas von meinen Erfahrunge­n mitkriegen“, sagt Bedford-Strohm. Er hat inzwischen knapp 10 000 „Gefällt mir“-Klicks auf Facebook. Doch der Landesbisc­hof sagt auch: „Wir müssen Jugendlich­e und junge Erwachsene noch viel mehr beteiligen.“

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FOTO: DPA Mit speziellen Online-Angeboten wollen die Kirchen junge Menschen erreichen.

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