Eltern wehren sich erfolgreich gegen Boulevardmedien
Bild und TZ veröffentlichten ohne Erlaubnis Foto der 22-Jährigen, die in Weißensberg getötet wurde
WEISSENSBERG (pem/roi) - Jetzt wehren sich die Angehörigen der getöteten 22-jährigen Weißensbergerin gegen Boulevardmedien: Die Bild-Zeitung und andere Medien hatten unverpixelt Fotos der 22-Jährigen veröffentlicht, die Ende Juni getötet worden ist. Die Angehörigen sind nun dagegen vorgegangen. Rechtsanwalt Franz-Peter Seidl erwirkte eine Unterlassungserklärung der Bild-Zeitung und des Oberbayrischen Volksblattes. Bei der TZ steht eine Antwort noch aus.
Die 22-Jährige ist Ende Juni in ihrer Wohnung in Weißensberg getötet worden. Als Tatverdächtiger gilt ein 34-Jähriger, den die Behörden zur Fahndung ausgeschrieben haben. Die Bildzeitung berichtete deutschlandweit über das Verbrechen und veröffentlichte dazu ein großen Foto der jungen Frau. Auch auf mehreren Online-Formaten des Springer-Verlages war das Bild zu sehen.
Das verstoße gegen das Recht am eigenen Bild, das auch mit dem Tod nicht automatisch erlischt, erklärt Franz-Peter Seidl. Das Bild stamme aus dem Internet. Die Eltern, die dieses Recht für ihre Tochter wahrnehmen können, hatten keine Erlaubnis gegeben, das Bild zu veröffentlichen. Der Onkel, der auf Facebook in einer privaten Traueranzeige ein Bild der Getöteten veröffentlicht hatte, sei laut Seidl nicht verfügungsberechtigt gewesen.
Bild verpflichtet sich, das Foto nie mehr zu veröffentlichen
Der Anwalt vertritt die Familie. Er hat in ihrem Auftrag eine Unterlassungsklage gegen den Verlag erwirkt und „prompt“erhalten. Das Blatt verpflichtet sich darin, künftig auf eine Veröffentlichung des Fotos zu verzichten und übernimmt die Kosten des Anwalts. Auch das Oberbayrische Volksblatt, das ebenfalls ein Bild der 22-Jährigen veröffentlicht hatte, hat dem zugestimmt. Sollten die Medienhäuser gegen diese Absprache verstoßen, müssen sie eine Vertragsstrafe zahlen.
Die TZ-Verlagsgruppe hatte sechs Bilder der jungen Frau veröffentlicht, auch sie hat laut Seidl eine Unterlassungserklärung bekommen. Eine Antwort stehe noch aus.
Die Polizei sucht indes weiter nach dem mutmaßlichen Täter. Was den derzeitigen Ermittlungsstand angeht, hält sich Christian Eckel, Pressesprecher der Polizei in Kempten, bedeckt: „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir keine weiteren Informationen nach draußen geben.“