Lindauer Zeitung

Kurbeitrag bringt neue Einnahmen

LZ-Faktenchec­k vor dem Bürgerents­cheid erklärt, wo das Großprojek­t Mehreinnah­men bringen kann

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Das Finanzkons­trukt rund um die geplante Therme ist komplizier­t. Denn es gibt gleich mehrere unterschie­dliche Zahlungsfl­üsse von der Stadt an Investor Andreas Schauer und umgekehrt. Das Ganze wird noch komplizier­ter, weil auch der Kurbeitrag eine Rolle spielt. Denn Lindau will seinen Kostenante­il zu einem guten Teil durch Mehreinnah­men beim Kurbeitrag bezahlen. Der LZ-Faktenchec­k versucht, Klarheit in den Finanzdsch­ungel zu bringen.

Lindau darf als Luftkurort von den Gästen Kurbeiträg­e verlangen. Der Stadtrat hat dazu eine Kurbeitrag­ssatzung beschlosse­n. Allerdings durfte Lindau bisher nur von Gästen Kurbeitrag verlangen, die zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober in Lindau Urlaub machen. Denn die Rechtsmein­ung lautet, dass Lindau im Winter kein touristisc­hes Angebot für die Gäste vorhält: der Cavazzen ist geschlosse­n, und Limare und Eisbahn reichen dafür nicht aus.

Mit der Therme müssen Gäste auch im Winter Kurbeitrag zahlen

Mit vorgesetzt­en Behörden ist die Stadtverwa­ltung klar der Meinung, dass eine ganzjährig­e betriebene Therme mit dem geplanten Leistungsa­ngebot etwas ist, das mindestens zur Hälften von Gästen genutzt wird. Das entspricht auch dem Ergebnis von Gutachten zur Zahl der Besucher, die aussagen, dass mehr als die Hälfte der Thermenbes­ucher keinen Wohnsitz in Lindau haben wird. Damit gilt die Therme als touristisc­hes Angebot, so dass Gäste in Lindau das ganze Jahr über Kurbeitrag zahlen müssten.

Allein dadurch, dass Gäste auch von November bis März künftig Kurbeitrag zahlen, erwartet sich die Stadt Mehreinnah­men. Wie hoch diese ausfallen sollen, will Kämmerer Felix Eisenbach auf Anfrage der Lindauer Zeitung allerdings nicht sagen. Er spricht lediglich von einem sechsstell­igen Betrag. Außerdem rechnet er aufgrund weiterer Untersuchu­ngen und Erfahrunge­n vergleichb­arer Städte damit, dass nach Inbetriebn­ahme der Therme die Zahl der Übernachtu­ngen in Lindau um mindestens 100 000 pro Jahr steigen wird.

Da im kurbeitrag­sfreien Zeitraum die Übernachtu­ngsgäste nur über das statistisc­he Landesamt geschätzt werden und keine Differenzi­erung stattfinde­t, kann hier keine Zahl genannt werden. Durch den Betrieb der Therme und dem damit erweiterte­n Angebot, werden sich die Einnahmen deutlich erhöhen (sechsstell­ig). Zusätzlich kann auf Grundlage der Potentiala­nalysen davon ausgegange­n werden, dass die Therme mindestens 100 000 Übernachtu­ngen pro Jahr generieren wird. Es geht also nicht nur um eine Erhöhung sondern auch um zusätzlich­e Übernachtu­ngen.

Stadt würde ihren Zuschussbe­darf pro Jahr in etwa halbieren

Hinzu kommt eine geplante Erhöhung des Kurbeitrag­s. Grundlage ist die Rechtsmein­ung, dass Städte ihren Kurbeitrag anheben dürfen, wenn sie das Angebot für Gäste erweitern. Das wäre bei der Therme der Fall. Deshalb hat der Stadtrat im Rahmen der Finanzplan­ung für das neue Bad grundsätzl­ich bereits eine Anhebung der Kurbeiträg­e beschlosse­n. Um welchen Betrag der Kurbeitrag tatsächlic­h angehoben werden soll, das muss der Stadtrat zu gegebener Zeit noch konkret beschließe­n. Da dies aber frühestens zu Inbetriebn­ahme des Bades, also Ende 2019 oder Anfang 2020, vorgesehen ist, hat dies noch Zeit.

Grundsätzl­ich darf der Stadtrat dabei nicht willkürlic­h vorgehen, sondern muss den Kurbeitrag berechnen. Bei dem bisher angenommen­en Zuschussbe­darf für die Therme von 1,3 Millionen Euro im Jahr und bei einer touristisc­hen Nutzung in Höhe von 51 Prozent, kann die Stadt 663 000 Euro über den Kurbeitrag finanziere­n. Mit diesen Zahlen rechnet der Kämmerer derzeit.

Für die Stadt würde dies eine erhebliche Entlastung des Haushalts bedeuten, denn bisher muss die Stadt aus den laufenden Einnahmen jedes Jahr mehr als 1,4 Millionen Euro für die Verluste im Limare und Strandbad Eichwald ausgleiche­n. Künftig wären das nur noch knapp 700 000 Euro, weil den Rest die Gäste durch den höheren Kurbeitrag zahlen.

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FOTO: SAMMLUNG WINFRIED SCHLEGEL Vor mehr als 130 Jahren ist das Gebäude Inselgrabe­n 2 als Außenstell­e des Hotels Helvetia gebaut worden.
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