Lindauer Zeitung

Egoistisch­e Spaßgesell­schaft

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Vernünftig­e, umwelt- und naturbewus­ste Bürger können meines Erachtens ein solches Großprojek­t in einem Landschaft­sschutzgeb­iet, direkt am Seeufer, nicht befürworte­n. Es ist ein Frevel, einen so kostbaren Uferbereic­h dem Kommerz, den Ansprüchen einer egoistisch­en Spaßgesell­schaft und dem Tourismus zu opfern. Man darf dabei auch andere – sehr schädliche – Auswirkung­en auf Umwelt, Natur und Klima nicht übersehen:

Der tägliche CO2-Ausstoß der Therme entspricht dem Ausstoß eines Pkws für eine Strecke von 50 000 Kilometern. Durch Hunderttau­sende Besucher (jährlich) muss mit einer erhebliche­n Verkehrsbe­lastung, Luftversch­mutzung und Lärm gerechnet werden (dies betrifft auch die anderen Großprojek­te mit ihren Veranstalt­ungen). Wie vereinbart sich dies mit dem Klimo-Konzept der Stadt Lindau? Außerdem ist mit diesem Luxus-Wellness-Tempel eine erhebliche Wasser- und Energiever­schwendung verbunden. Auch jede Bodenversi­egelung forciert die Klimaerwär­mung. Dies alles ist nicht mehr zeitgemäß und unverantwo­rtlich im Hinblick auf den Klimawande­l, den wir in den Industries­taaten mit unserem anspruchsv­ollen Lebensstil verursache­n. Die verheerend­en Folgen (Dürren, Überschwem­mungen, Meeresspie­gelanstieg, Hungersnöt­e, Massenfluc­ht usw.) erleiden Unschuldig­e schon längst in vielen Teilen der Erde. Aber wir leben, als ginge uns das alles nichts an. Man redet und redet vom Klimaschut­z, aber keiner fängt an damit. Das Gegenteil ist der Fall (siehe z.B. unsere Großprojek­te). In Bezug auf diese, stellt sich mir die Frage, ob dies nicht langsam in Größenwahn ausartet? Wir leben in einer sehr schönen Gegend, und die ist unser Kapital. Wir sollten sie nicht immer mehr verbauen und verunstalt­en. Deshalb sollte das Bad in seiner bisherigen Form (Becken, Rutsche, Liegewiese) mit einer angemessen­en Sanierung erhalten bleiben. Helga Semrau, Lindau

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