„Das ist eine Erfolgsgeschichte“
Claudia Mayer hat acht Jahre lang das Unternehmen Chance als Geschäftsführerin ausgebaut und geprägt
(ee) - Sie hat ihren ersten Schritt ins Unternehmen Chance getan, als die gemeinnützige Gesellschaft 2007 zwar gegründet, der Standort in der Ladestraße aber noch eine unansehnliche Lagerhalle gewesen ist. Claudia Rist (später Mayer) hat dort einfach mit angepackt. Ein Jahr später wurde sie Geschäftsführerin der gemeinnützigen Gesellschaft. Sie hat das Unternehmen Chance auf- und ausgebaut, hat viel Kraft und vor allem Herzblut hineingesteckt. Acht Jahre lang hat sie ständig um Gelder gekämpft, viele Hürden überwunden, aber auch Erfolgserlebnisse gehabt. Im Gespräch mit LZ-Redakteurin Evi Eck-Gedler lässt die frühere Geschäftsführerin so manches Ereignis aus ihrer Lindauer Zeit noch mal lebendig werden.
Frau Mayer, wieso haben Sie sich damals beim Unternehmen Chance als Geschäftsführerin beworben?
Ich hab mich gar nicht beworben. 2007 habe ich angefangen, dort zu arbeiten. Dann haben mich die Verantwortlichen des Unternehmen Chance gefragt, ob ich nicht dessen Geschäftsführerin werden möchte. Und ich habe Ja gesagt.
Wie haben Sie das Projekt in Ihrer Anfangszeit erlebt?
Es war eine Herausforderung. Es war eine sehr gute Idee, aber das Projekt war damals noch nicht ausgereift. Die Gründungsmutter Uschi Krieger hatte sich natürlich schon lange damit beschäftigt. Ich war anfangs neugierig und gespannt und musste mich erst einmal in diesem Thema zurechtfinden.
Ist es schwierig gewesen, das Unternehmen Chance voranzubringen?
2008 habe ich sehr schnell den ersten Projektantrag gestellt: Wir wollten eine Schreinerei eröffnen. Denn für mich ist schnell klar gewesen: Wir müssen mehr Menschen, die Hilfe benötigen, eine Chance geben – und dafür reicht das Kaufhaus nicht aus. Das ist ursprünglich übrigens nur für Bedürftige gedacht gewesen, also Menschen mit kleinem Einkommen. Ich hielt es jedoch wichtig, dass jeder in diesem Gebrauchtwarenkaufhaus einkaufen kann. Denn es ist von vorneherein wichtig gewesen, das Gesamtprojekt wirtschaftlich zu führen.
Welches waren für Sie die größten, schwierigsten Hürden in Ihrer Zeit beim Unternehmen Chance?
Dass wir den Standort in der Ladestraße verlassen mussten – und es zunächst keine Alternative gab. Ich erinnere mich noch gut an diese Stadtratssitzung: Das war hart für uns. Wir hatten bei der Stadt finanzielle Hilfe beantragt für den Umzug und die unter Umständen höhere Miete in einem anderen Gebäude. Hätte der Stadtrat das abgelehnt, dann hätten wir nicht nur Mitarbeiter entlassen müssen. Es wäre das K.o. für das Unternehmen Chance gewesen. Eine weitere große Herausforderung war der Punkt Umsatzsteuer. Das war ein heißer Ritt. Nur dank der Hilfe der Abgeordneten Gerd Müller und Leopold Herz haben wir es letztlich bewältigt. Die Kämpfe um das wirtschaftliche Überleben, um die Akzeptanz des Projektes, um Fördertöpfe und die damit verbundenen Co-Finanzierungen waren für mich durchaus eine emotionale Belastung.
Gab es denn auch Erfolgserlebnisse?
Natürlich, ganz, ganz viele. Wenn ich an die Menschen denke, denen ich im Unternehmen Chance begegnet bin, an die zahlreichen Jugendlichen – die Mitarbeiter, die ehrenamtlichen Unterstützer, schlicht alle, die dieses Projekt mit Leben füllten, sind mir einfach ans Herz gewachsen. Wir haben zusammen viel gelacht, viel Spaß gehabt, zusammen gefeiert. Wir waren eine Einheit. An diese Momente denke ich schon manchmal mit Wehmut.
Sie sind lange Jahre das Gesicht des Projekts gewesen – was wünschen Sie dem Unternehmen Chance für die Zukunft?
Das Unternehmen Chance – das ist eine Erfolgsgeschichte. Und ich wünsche allen Beteiligten, dass es so weitergeht, dass sie weiterhin vielen Menschen helfen können.